Im Alter von 14 Jahren „investierte“ ich meine gesamten Ersparnisse von seinerzeit 2.500 DM in sechs deutsche Standardaktien. Mein wichtigstes Auswahlkriterium bestand in der kühnen Annahme, dass diese Unternehmen in der näheren Zukunft wohl nicht bankrottgehen würden. Zu geringe Risikobereitschaft oder gar Zweifel an den eigenen Fähigkeiten konnte mir damals wirklich niemand vorwerfen. Der Aktienmarkt war in den 1990er-Jahren überaus freundlich zu Börsenbullen, größere Lektionen in Demut sparte er sich für die folgende Dekade auf. Entsprechend lange dauerte es, bis ich begriff, dass eine der schwierigsten Aufgaben im Leben nicht un -bedingt darin besteht, wohlhabend zu werden, sondern vielmehr darin, wenn man es einmal geschafft hat, es unter allen Umständen zu bleiben. Aus dieser Perspektive betrachtet kommt es weniger darauf an, die höchste Performance zu erzielen, sondern darauf, in möglichst vielen vorstellbaren Zukunftsszenarien das eigene Vermögen und die damit verbundene persönliche Freiheit weitgehend zu erhalten. Das wird eine zunehmend anspruchsvolle Aufgabe. Möglicherweise ist es dabei von Vorteil, wenn man selbst schon einmal einen Systemzusammenbruch erlebt hat und ihn sich deshalb grundsätzlich leichter als andere vorstellen kann.
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