Turbo-Start mit Schrecksekunden
Wenn in Tagen Monate passierenEs heißt, man solle einer neuen Regierung 100 Tage geben, um sich in ihr Amt einzufinden. Donald Trump ist auch in dieser Hinsicht anders. Noch am Tag seiner Amtseinführung legte er mit seinen ersten Dekreten los, und die hatten es sin sich, etwa der Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen oder die Begnadigung der Teilnehmer am sogenannten „Sturm auf das Kapitol“. Gleichzeitig rief er den Notstand an der Grenze zu Mexiko aus, um dem Ansturm illegaler Einwanderer Einhalt zu gebieten. Schon am zweiten Tag hob er 78 Dekrete seines Vorgängers Joe Biden auf. Der aus Corona-Zeiten schwer belasteten Weltgesundheitsorganisation WHO kehrte Trump unmittelbar den Rücken. Mit dem künftigen US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy jr. würde man bei der WHO ohnehin nicht viel Freude gehabt haben. Der Mann ist nach hiesiger Lesart ein „Schwurbler“, der die Korruption im US-Gesundheitswesen beenden und zur evidenzbasierten Medizin zurückkehren will – „how dare you?!“.
Das dürfte erhebliche Auswirkungen auf die überfällige Corona-Aufarbeitung in Deutschland haben. Entsprechend klammert sich der Mainstream an die verbliebenen Widerstände gegen die Kennedy-Bestätigung. Wer daran glaubt, dürfte auf dem falschen Fuß erwischt werden, wie so oft, wenn man „journalistischer Sorgfalt in den Qualitätsmedien“ (Ursula von der Leyen, 31.3.2020) vertraut hat. Sehen Sie sich stattdessen lieber den Stand auf einer Wahlbörse wie Polymarket an, auf die zuletzt auch Prof. Stefan Homburg auf „X“ aufmerksam gemacht hat. Die Wahrscheinlichkeit, dass Kennedy bestätigt wird, liegt demnach bei aktuell 97,5%. Und ganz aktuell: Auch Argentinien ist heute aus der übergriffigen WHO (Stichwort: Pandemievertrag) ausgetreten.
Weitere Meilensteine der noch jungen Trump-Präsidentschaft: In der Energiepolitik wird unter dem Motto „Drill, baby, drill!“ eine 180-Grad-Kehrtwende zu Öl und Gas vollzogen. Das massenhaft missbrauchte Geburtsort-Prinzip wird abgeschafft. Die Justiz soll wieder Zähne zeigen und die faktische Aussetzung der Todesstrafe wird beendet werden. Es scheint fast so, als wolle Trump die vier Jahre seiner Präsidentschaft in vier Wochen abarbeiten, um sich dann für den Rest seiner Amtszeit dem Golfspiel auf Mar-a-Lago widmen zu können. Spaß beiseite. Der Großteil seiner Dekrete waren in „Trumps Welt“ No-Brainer. Nicht nur hat er in seiner ersten Amtszeit wertvolle Erfahrungen gesammelt, wie anders das politische Washington tickt als etwa seine Unternehmen. Auch hatte er genügend Zeit, sich auf die Amtsübernahme vorzubereiten. Man kann davon ausgehen, dass er die Hochburgen des Widerstands gegen seine Politik genau kennt und diese gleich zu Beginn schleifen wird. Dazu gehört auch, dass er sich von den Fesseln jener internationaler Abkommen und Organisationen befreit, mit bzw. in denen nicht gewählte Bürokraten und Lobbyisten – in wessen Interesse auch immer – gewählte Regierungen an die kurze Leine legen wollen.
Handelskrieg und neue DealsAuf der Weltbühne geht Trump ebenso in die Vollen. Wie angekündigt, wird die Handelspolitik einen Schwerpunkt bilden. In diesem Bereich kann er im Gegensatz zu den Inlandsmaßnahmen nicht einfach dekretieren, sondern ist auf Vereinbarungen angewiesen. Entsprechend zeigt sich hier der typische „Deal Maker“ Trump. Maximalforderung aufbauen, Druck ausüben, Deal abschließen. Der Nächste, bitte! So weigerte sich Kolumbien, abgeschobene Illegale wieder aufzunehmen und verbot zwei US-Flugzeugen die Landung. Trump verhängte unmittelbar umfassende Sanktionen gegen das Land. Wenige Stunden später knickte der kolumbianische Präsident ein und bot sogar an, die Illegalen mit einer eigenen Maschine direkt in den USA abzuholen. Diese Entschlossenheit sendet ein wichtiges Signal an Freund und Feind, vor allem an jene, die sich daran gewohnt hatten, einer Biden-Regierung auf der Nase herumtanzen zu können. Zuletzt verhängte Trump Zölle gegen Mexiko und Kanada, wobei insbesondere Mexiko ebenfalls rasch einlenkte, während Kanadas Justin Trudeau noch kurz vor dem Ende seiner Politkarriere ein Kräftemessen mit Intimfeind Trump versuchte.
Dazu kommen die Kriegs- und Krisenherde, allen voran die Ukraine. Trumps vollmundigen Ankündigungen, dass er dort in 24 Stunden die Waffen zum Schweigen bringen könnte, folgten bislang keine sichtbaren Taten. Es ist allerdings wahrscheinlich, dass hier bereits hinter den Kulissen die Drähte heiß laufen. Dem Vernehmen nach ist der ukrainische Präsident Selenskyj ein wesentliches Hindernis für ein Einfrieren des Krieges. Zu allem Überfluss scheinen rund 70 Mrd. USD an Ukraine-Hilfen auf wundersamen Wegen verloren gegangen zu sein. Selenskyj wies bereits jegliche Schuld von sich. Da ist es praktisch, dass man auf die abgewählte Biden-Regierung deuten kann, zumal Joe Biden schon als US-Vizepräsident durch dubiose Ukraine-Verbindungen auffällig geworden war. Dieser Fall kann noch richtig groß und der Fall der Bidens noch richtig tief werden. Weitere außenpolitische Schrecksekunden produzierte Trump zudem mit seiner Ankündigung eines harten Vorgehens gegen das Mullah-Regime in Teheran und seiner Bereitschaft, den Gaza-Streifen „übernehmen“ zu wollen. Die Dinge sind in Bewegung.
„You‘re fired!“Ein Einfluss, der für die Innenpolitik nicht unterschätzt werden sollte, ist der des argentinischen Präsidenten Milei. Der hat in kompromisslos libertärer Art, soweit sie sich mit dem Präsidentenamt gerade noch so verträgt, vorgemacht, wie man einen von Korruption und drohendem Bankrott überwucherten Staat radikal zurückschneidet. Die Rolle des Ausputzers hat bei Trump der Multi-Unternehmer Elon Musk mit dem neu geschaffenen Department of Government Efficiency (DOGE) übernommen. Einen besseren hätte er kaum finden können. Seine Follower hält Musk auf der eigenen Plattform „X“ (@elonmusk) über den Fortgang der Aufräumarbeiten auf dem Laufenden, und lässt es dabei auch nicht an Humor missen. Korruption, Misswirtschaft und Steuerverschwendung sind so gigantisch, dass es ohne ein gerütteltes Maß an schwarzem Humor – gibt es noch einen anderen?! – wohl auch gar nicht mehr geht. Bevor Sie sich vom notorisch schiefliegenden deutschen Bezahlpflicht-Funk die Person Musk „einordnen“ lassen, folgen Sie ihm also lieber gleich selbst auf seinen Abenteuern durch die US-Bürokratie. Sie sind erwachsen genug, sich eine eigene Meinung zu bilden und unterhaltsamer ist es obendrein.
Was Musk an Ungeheuerlichkeiten zutage fördert, verschlägt dem unbedarften Beobachter den Atem. Aktuell nimmt er sich USAID vor, im Prinzip das amerikanische Entwicklungshilfeministerium. Eigentlich war diese Behörde eher ein Zufallsfund, verweigerte sie sich doch zunächst der Zusammenarbeit. Jetzt kam heraus, dass USAID zu den Geldgebern der BBC gehörte, um dort „unabhängigen“ Journalismus zu fördern. Wir lachen später. Die wirklichen Dickschiffe in Sachen Korruption und Steuergeldverschwendung kommen aber wohl erst noch an die Reihe. So wurde aus dem Umfeld Musks für die nächsten Tage bereits „The big one“ angekündigt. Im Prinzip kann man Argentinien und die USA nur um ihren Frühjahrsputz in Sachen Bürokratie beneiden. Ein Frühjahrsputz, der auch in Berlin und Brüssel überfällig ist. Das Heer des Apparats kostet die Steuerzahler hierzulande ebenfalls unzählige Milliarden und macht ihnen zudem das Leben schwer. „Afuera!“ („Raus“!), wie es bei Javier Milei heißt, oder das klassische „You’re fired!“ aus Trumps früherer TV-Show „The Apprentice“.
Licht und SchattenWenn der Staat seine Klauen aus der Wirtschaft zieht, könnte das zu einem wirtschaftlichen Frühlingsanfang führen. Die ersten Schritte sind hart und nur die Zeit wird zeigen, ob das Gestrüpp der Korruption wirklich beseitigt wird. Aber schon das bloße Zurückstutzen des Staates wirkt wohlstandsfördernd. Immer. In der aktuellen US-Quartalssaison ist davon freilich noch nicht viel zu spüren. Die Erwartungen waren hoch, die Ergebnisse sind durchwachsen, insbesondere im Tech-Sektor, der nach wie vor das Gros der Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Als echter Knaller erwiesen sich die Zahlen von Palantir (WKN: A2QA4J). Das Unternehmen ist der führende Spezialist im Bereich Datenanalyse und KI-Lösungen in diesem Bereich. Das Umsatzwachstum von +36% übertraf die Einschätzungen der Analysten ebenso wie die Wachstumsprognose von +31% für 2025. Verlockend sind weitere Regierungsaufträge in den Bereichen Sicherheit und Militär. Zudem winkt nach dem Wechsel an die NASDAQ die Aufnahme in den führenden Technologieindex NASDAQ 100. An der Börse feierte man die guten Aussichten mit einem Kurssprung um mehr als +23%.
Kleiner Hinweis: Palantir überraschte die Börse mit einem um rund 50 Mio. USD höheren Umsatz (nicht Gewinn!) als erwartet. Der Anstieg der Marktkapitalisierung von Palantir lag gestern aber bei teilweise 50 Mrd. USD also dem 1.000-Fachen! Soviel dazu, dass die Börse hier nicht „unbedingt“ mit rationalen Maßstäben vorgeht.
Bei Meta Platforms (WKN: A1JWVX) hat man im Prinzip alles richtig gemacht. Das Unternehmen schlug sowohl beim Umsatz- als auch beim Gewinnwachstum die Erwartungen der Analysten. Selbst die Prognose für das erste Quartal 2025 lag über den Einschätzungen des Marktes. Quittiert wurde der Bericht mit einem anfänglichen Kurssprung von rund +4%. Am Ende der Sitzung waren es nur noch +1,6%. Das dürfte symptomatisch für die „Magnificent Seven“ sein. Selbst eine positive Überraschung löst hier keinen Begeisterungssturm mehr aus. Der Markt hat sich daran gewöhnt, dass diese Unternehmen liefern, und er hat es in ambitionierten Bewertungen eingepreist.
Enttäuschend wurden die Geschäftszahlen von Alphabet (WKN: A14Y6F) aufgenommen. Die Aktie rutschte zur Vorbörse am Mittwoch um rund 7% ab, nachdem am Vortag – vor Veröffentlichung der Quartalszahlen – noch ein Allzeithoch markiert wurde. Das ist auch charttechnisch unerfreulich. Bei Alphabet hatten sich die Analysten vor allem beim Gesamtumsatz und beim Cloud-Wachstum mehr erwartet. Das Unternehmen konterte die schlechte Stimmung durch die Ankündigung, im laufenden Jahr etwa 75 Mrd. USD in das Thema Künstliche Intelligenz (KI) investieren zu wollen.
Auch bei Apple (WKN: 865985) reagierte der Kurs auf den Quartalsbericht der letzten Woche enttäuschend. Zunächst hatte die Aktie zur Eröffnung noch angezogen, weil es eigentlich wenig zu mäkeln gab, um dann unter hohen Umsätzen abverkauft zu werden und unter dem Vortagesschluss aus dem Handel zu gehen – ein negatives Kursverhalten. Spannend wird es noch einmal am 25. Februar. Dann liefert NVIDIA (WKN: 918422), oder auch nicht. Der Kurs ist seit dem DeepSeek-Schock (vgl. Smart Investor Weekly vom 29.1.2025) angekratzt. Man kann im Chart sogar den Versuch einer Top-Bildung erkennen. Die Aktie, für die die Erwartungen weiter hochgespannt sind, benötigt nicht weniger als einen Befreiungsschlag, um dieses negative Chartbild nach oben aufzulösen.
Zu den MärktenEine Schrecksekunde erlebte der DAX am Montag. Der Index sackte in der Spitze um mehr als 2% ab, nachdem im Verlauf des vorangegangenen Freitagshandels noch ein Allzeithoch markiert wurde. Was die Börsianer schockte, war die Ankündigung von US-Strafzöllen durch Präsident Trump gegen Mexiko und Kanada. Zwar ist die deutsche Industrie davon erst einmal nur mittelbar betroffen, soweit in den betreffenden Ländern Zweigwerke für den amerikanischen Markt produzieren. Was aber die Stimmung verfinsterte, war die Erkenntnis, dass es Trump mit der Adjustierung der Handelsströme zugunsten der USA ernst ist. Das kann eine führende Exportnation wie die Bundesrepublik nicht kalt lassen. Denn die Rechnung ist einfach: Trump wird seinen Drohungen gegen die EU irgendwann Taten folgen lassen, zumal ihm der deutsche Handelsüberschuss schon während seiner ersten Amtszeit ein Dorn im Auge war. Dies ist ein Damoklesschwert, das DAX-Anleger im Hinterkopf behalten sollten.
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Fazit
Mit Donald Trump und Elon Musk kommt Bewegung in die US-Außen- und Innenpolitik. Obwohl die Folgen nicht in jedem Bereich zuverlässig abzusehen sind, ist der massive Abbau der US-Bürokratie ein echtes Wirtschaftsförderungsprogramm, das per Saldo nicht einmal etwas kostet.
Ralf Flierl, Ralph Malisch
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