ETFs mit Rekordzuflüssen
Inside
Zum Jahresende dürften bei etlichen ETF-Anbietern die Sektkorken knallen, zumindest wenn man die Zuflüsse in die Produktkategorie betrachtet. Laut Zahlen des Research- und Beratungsunternehmens ETFGI gab es im November einen Zufluss von neuen Geldern in Höhe von 29,7 Mrd. USD in den europäischen ETF-Markt. Damit steht in den ersten elf Monaten des Jahres 2024 bei den Zuflüssen ein Rekord von 237,1 Mrd. USD in den Büchern. Für einen besonderen Schub im November sorgte die Wahl von Trump, die zu einer hohen Nachfrage nach US-Aktien-ETFs führte.
Sektorrotation
Der Ossiam Shiller Barclays CAPE US Sector Value TR (WKN: A116QV; +46,6% in drei Jahren und damit mehr als die Vergleichsgruppe) setzt eine wertorientierte Strategie um. Die Grundlage bildet das von Prof. Robert Shiller entwickelte CAPE-Ratio, bekannt auch als Shiller-KGV. Aus den Sektoren des S&P 500 werden die fünf am stärksten unterbewerteten ausgewählt. Daraus wird der Sektor mit dem schwächsten Zwölfmonatsmomentum gestrichen. Die verbleibenden vier Sektoren werden im ETF zu jeweils 25% gewichtet. Mit Stand vom 29.11. ist der ETF in den Branchen nichtzyklische und zyklische Konsumgüter, Grundstoffe und Kommunikationsdienste investiert. Zum Portfolio zählen u.a. die US-Blue Chips Amazon, Mastercard und Netflix.
Weltportfolio
Im Unterschied zum MSCI World Index, der sich auf die Industrieländer beschränkt, werden im Vanguard FTSE All-World ETF (WKN: A2PKXG; +31,6% in drei Jahren und damit mehr als die Peergroup) auch Schwellenländer wie China (aktuell: 3,1%) und Indien (2,2%) berücksichtigt. Die USA spielen allerdings, analog zum MSCI World, mit 63,4% Gewichtung regional auch im FTSE All-World Index die mit Abstand stärkste Rolle. Zu den Top-Holdings zählen u.a. Mega-Cap-Tech-Unternehmen aus den USA wie NVIDIA und Microsoft.
Rüstungsrenaissance
Mit dem Ausbrechen neuer und der Eskalation alter Konflikte werden die Ausgaben für Rüstung weltweit voraussichtlich weiter steigen. Der VanEck Defense ETF (WKN: A3D9M1) deckt das Segment Verteidigungstechnologie, verteidigungsrelevante Dienstleister und Cybersicherheit ab. Ausgeschlossen sind kontroverse Waffen wie Landminen oder Streumunition. Das Produkt wurde im März 2023 aufgelegt und erzielte seither einen Zuwachs von 88,5%. Bei der Benchmark, den der ETF trackt, handelt es sich um den 28 Unternehmen umfassenden MarketVector Global Defense Industry Index. Zur Vermeidung von Klumpenrisiken ist die Gewichtung je Aktie auf maximal 8% begrenzt. Vierteljährlich findet eine Indexüberprüfung mit entsprechender Anpassung statt. Eine solche steht für die Palantir-Aktie an. Aktuell hat der Titel als am höchsten gewichteter Wert in der Rüstungsbenchmark mit +343% seit Jahresbeginn die Gewichtungsschwelle mit 15,8% fast um das Doppelte überschritten.
Buyback-Faktor
Faktor-ETFs sollen einen Mehrwert hinsichtlich Risikobegrenzung oder Outperformance gegenüber herkömmlichen Indizes liefern – bleibt die Frage, welche Faktoren langfristig die besten Ergebnisse geliefert haben. Der Vermögensverwalter HQ Trust hat für den S&P 500 zwölf unterschiedliche Faktoren im Zeitraum von Dezember 1996 bis Dezember 2023 untersucht. Auf den Plätzen 1 bis 3 lagen „Buyback“, „Quality“ und „Dividend Aristocrats“. Mit Unternehmen, die eigene Aktien zurückkaufen, konnten jährlich 12,3% erwirtschaftet werden, während es der breite S&P 500 auf 9,1% p.a. schaffte. Mit dem Invesco Global Buyback Achievers ETF (WKN: A114UD; +30,2% auf Sicht von drei Jahren und damit mehr als die Vergleichsgruppe) können Anleger auf den Aktienrückkauffaktor setzen. Der global ausgerichtete ETF enthält Unternehmen, die in den vergangenen zwölf Monaten (US-Unternehmen) bzw. im letzten Geschäftsjahr (Nicht-US-Unternehmen) netto 5% ihrer Aktien zurückgekauft haben. Zu den Top-Holdings gehören Shell, Johnson & Johnson sowie Alibaba.
Multi-Asset-Mix
Als Pendant zu aktiven vermögensverwaltenden Fonds stehen im ETF-Mantel ebenfalls Multi-Asset-Lösungen zur Verfügung. Ein Beispiel dafür ist der Amundi Multi-Asset Portfolio Offensive ETF (WKN: ETF703; mit +13,5% in drei Jahren mehr als die Peergroup). Berücksichtigt werden die Anlageklassen Aktien (80%), High-Yield-Bonds (10%) und Rohstoffe (10%). Jährlich erfolgt eine Wiederherstellung der Zielgewichtung. Der ETF-Dachfonds deckt in den Top-Ten-Holdings auf der Aktienseite u.a. die Anlageregionen Europa (STOXX Europe 600 ESG), Schwellenländer (MSCI Emerging Markets) und asiatische Industrieländer (MSCI Pacific ESG Broad CTB Select) ab. Die Rohstoffquote wird über den Bloomberg Equal-weight Commodity ex-Agriculture abgebildet.
Mehr als Indexverfolger
Am europäischen Markt ist das Segment der aktiven ETFs mit 2% am ETF-Markt eher unterrepräsentiert; in den USA sind sie deutlich stärker vertreten. Aktive ETFs sind in der Regel günstiger als aktiv gemanagte Fonds, aber teurer als ETFs, die einen herkömmlichen Index abbilden. Beim JPM Europe Research Enhanced Index Equity (ESG) (WKN: A2DWM4; +20,2% in drei Jahren und damit mehr als die Vergleichsgruppe) werden die Titel über einen fundamentalanalytischen Ansatz ausgewählt. Aktien, bei denen ein höheres Potenzial gesehen wird, sind höher gewichtet; zudem greifen Nachhaltigkeitskriterien. Zu den Top-Holdings zählen aktuell Novo Nordisk und ASML. In der Zeit von Auflegung im Oktober 2018 bis Ende November 2024 kam der ETF auf einen Wertzuwachs von 9,2% p.a.; der MSCI Europe (Total Return Net), der mit der aktiven ETF-Strategie outperformt werden soll, schaffte nur 8,1% p.a.
Goldminen im ETF-Mantel
In den UBS Solactive Global Pure Gold Miners ETF (WKN: A1JVYP; +65,0% auf Sicht von drei Jahren und damit mehr als die Peergroup) kommen ausschließlich Minenunternehmen, die mindestens 90% des Umsatzes mit Goldmining bestreiten. Mehr als 52% machen kanadische Goldminen aus. Die maximale Gewichtung liegt bei 4,75% pro Unternehmen. Unter den Top-Holdings befinden sich De Grey Mining und Lundin Gold.