Schlechte Presse …

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… gemischte Charts

Kostenhochburg mit fragwürdiger Gegenleistung

Das deutsche Erfolgsmodell hat einen sichtbaren Knacks bekommen. Inzwischen ist die Presse voll mit Horrormeldungen aus der Wirtschaft. Dabei geht es nicht mehr um irgendwelche Klein- oder Mittelunternehmen, auch die Dickschiffe des DAX ächzen. Über die Kfz-Industrie hatten wir an dieser Stelle zuletzt schon mehrfach berichtet. Die einstige Vorzeigebranche ist nicht zuletzt von der eigenen Politik in einer Weise in die Zange genommen worden, die man sich nicht vorstellen mochte. Der deutsche Hochlohn-, Hochpreis- und Hochsteuerstandort ist einer, den sich ein Unternehmen eigentlich nur dann leisten kann und will, wenn es für den ganzen Aufwand hervorragende Rahmenbedingungen vorfindet – intakte Infrastruktur, gut ausgebildete Arbeitskräfte, stabile Energieversorgung, schlanke & effiziente Verwaltung, leistungsfreundliches Umfeld, etc. Sie merken schon, der Standort leistet immer weniger davon, um es vorsichtig auszudrücken. In etlichen Bereichen verschlechterten sich die Bedingungen sogar schon lange bevor die nun auseinander gebrochene Ampel-Regierung die Amtsgeschäfte aufgenommen hatte.

Diener zweier Herren

Insofern kann es nicht überzeugen, wenn bei den in Schwierigkeiten geratenen Unternehmen eilfertig auf „Managementfehler“ verwiesen wird. Eine gewisse Ausnahme in dieser Hinsicht bildet die Volkswagen AG, bei welcher der Managementfehler praktisch institutionalisiert ist. Durch den starken Einfluss von Landes- und Bundespolitik kann man sich hier weniger als anderenorts auf den Bau von Fahrzeugen konzentrieren. Wer zwei Herren dienen will – „König Kunde“ und den Regierenden –, der dient am Ende niemandem so richtig. Als der VW-Konzern den Wünschen der Politik folgte und sich ganz auf die E-Mobilität ausrichtete, tat er dies an der Nachfrage vorbei. Das machte der abrupte Wegfall der E-Auto-Prämie deutlich. Der Aktienkurs kennt seit Monaten nur noch den Weg Richtung Süden und hat inzwischen fast schon wieder die Paniktiefs der Corona-Krise erreicht.

Dunkelrot statt rosarot

Die hat ein anderer deutscher Vorzeigekonzern längst hinter sich gelassen. Während die Aktien von Bayer (WKN: BAY001) Mitte März 2020 noch bei einem Kursniveau von rund 44 EUR nach oben drehten, sind sie inzwischen bis auf unter 19 EUR abgesackt, die tiefsten Kurse seit Jahrzehnten. Das Unglück hier war allerdings hausgemacht und nahm mit der Übernahme des Roundup-Herstellers Monsanto im Jahr 2018 seinen Lauf. Schon damals erschloss sich die Logik des Deals nicht, weder das Kaufobjekt noch der Kaufpreis von rund 63 Mrd. USD konnten überzeugen. Die Börse reagierte bereits damals unmittelbar mit Abschlägen. Seither hat sich nichts verbessert. Zuletzt kommen auch noch Probleme in der Agrarsparte „Crop Science“ dazu, wo die Nachfrage nach Glyphosat-Produkten regelrecht einbrach (-19%). Dominikus Wagner von der Wagner & Florack Vermögensverwaltung AG überschrieb seinen aktuellen Bericht über die Leverkusener mit „Das Bayer-Desaster: Wie aus Rosarot über die Jahre Dunkelrot wurde“. Um dem ganzen noch eine weitere Farbe hinzuzufügen. Das Management war wohl insbesondere mit der Monsanto-Übernahme etwas zu blauäugig, zumal gegen das Skandalunternehmen bereits massenhaft Klagen anhingen. Wagner weist darauf hin, dass Konzernmutter Bayer inzwischen einen „gewaltigen Berg an Nettoschulden von über 40 Milliarden Euro (inklusiver Pensionsrückstellungen)“ vor sich herschiebt. Im Gegensatz zur eingangs erwähnten Volkswagen-Aktie sind die Bayer-Anteile trotz des Kurssturzes nicht etwa günstiger geworden, sondern „– unternehmerisch gerechnet – immer teurer bewertet“, Wagner.

Stellenabbau und Milliardensubventionen

Das dritte Großunternehmen in der Krise und den Schlagzeilen ist die Thyssenkrupp AG (WKN: 750000). Die Essener preschten zum Wochenanfang mit der Nachricht vor, dass rund 11.000 Jobs in der Stahlsparte wegfallen sollen. Dabei werden 5.000 Arbeitsplätze abgebaut, die restlichen 6.000 ausgegliedert. So zumindest der Plan. Die IG Metall hat der Konzern dabei jedenfalls nicht mit im Boot. Sie kündigte „erbitterten Widerstand“ gegen die Pläne der Konzernführung an. An der Börse sah man die Maßnahmen dagegen erst einmal positiv. Das mag herzlos wirken, aber für die Anteilseigner ist es zumindest ein Hoffnungsschimmer, dass die Konzernspitze der Absatzflaute und dem Kostendruck entgegenzusteuern versucht. Zusätzliche Brisanz erhält die Thyssenkrupp-Krise durch die Milliarden-Beihilfen, die dem Unternehmen für den Aufbau einer „grünen“ Stahlproduktion zugesagt wurden. Sollte das Unternehmen weiter in Schieflage geraten, könnten Teile dieser Beihilfen verloren sein.

Hebel oder Aufgeld?

Die Aktie, die dagegen in aller Munde ist, ist diejenige von MicroStrategy (WKN: 722713). Unser erfolgreichster Musterdepotwert musste zuletzt Federn lassen. Vor allem zwei Ereignisse brachten den Bitcoin-Hodler unter Druck. Zum einen fand die Trump-Rally des Bitcoin an der „magischen“ Marke von 100.000 USD ihr vorläufiges Ende. Es ist nicht ungewöhnlich, dass starke Kursbewegungen an solchen großen runden Marken erst einmal scheitern. Aktionäre suchen gerne nach einem äußeren Anlass, um nach einer kräftigen Aufwärtsbewegung Gewinne zu sichern. Die runde Marke hat an sich keinerlei Bedeutung, das Verhalten der Marktteilnehmer führt aber dazu, dass sie umkämpft sein kann. Tatsächlich geht es also um Psychologie, nicht um Magie. Was die Aktie von MicroStrategy zusätzlich belastete, war eine Veröffentlichung, wonach Citron Research sie für deutlich überbewertet hält und eine Shortposition eingegangen ist. Dem kann man kaum ernsthaft wiedersprechen, eilte der Kurs dem Bitcoin in den Wochen zuvor doch weit voraus. Was es mit dem Hebel bei MicroStrategy auf sich hat, versucht man auch auf der Website mstr-tracker.com zu ergründen. Vor dem Citron-Bericht lag der Aktienkurs beim 3,4-fachen des Net-Asset-Values der enthaltenen Bitcoins, aktuell nur noch beim Faktor 2,2. Bei einem echten Hebel sollte das so nicht passieren. In einem kleinen Erklärstück auf YouTube haben wir darzustellen versucht, dass in der Aktie eher Aufgeld als Hebel verkörpert wird, was bei den Fans naturgemäß nur auf wenig Zustimmung traf. Nach dem Abverkauf sind Erholungsbewegungen jederzeit möglich, was wir im Musterdepot für eine Anpassung unserer Position nutzen wollen.

Smart Investor 12/2024 erscheint zum Wochenende

In der Rubrik Charttechnik des neuen Smart Investor 12/2024 nehmen wir die technische Seite der Aktie unter die Lupe, wobei unser Urteil alles in allem durchwachsen ausfällt. Die Titelstory des neuen Heftes lautet „Alles anders!“ und bezieht sich auf die gewaltigen Umbrüche der letzten Woche: Ampel-Aus, Trump-Comeback und das BRICS-Treffen in Kasan. Das alles hat natürlich Auswirkungen auf die Märkte, wie man an Bitcoin- und US-Dollar-Rally und dem differenzierten Kursanstieg der US-Aktien sehen konnte.

Zu den Märkten

In der vergangenen Berichtswoche konnte sich der DAX erneut über der Marke von 19.000 Punkten halten. Das ist gar nicht so selbstverständlich, wenn man sich die drei Unternehmenscharts vom Anfang dieses Newsletters noch einmal in Erinnerung ruft. Aber auch im DAX sind einige wenige hochgewichtete Stars enthalten, welche mehr oder weniger die komplette Last allein schultern. Die „Magnificent Seven“ des DAX heißt SAP und ist dessen wesentliche Stütze. Wir hatten an dieser Stelle schon darauf hingewiesen, dass solche Strukturen verletzlich sind. Man kann sich ausmalen, wo der DAX ohne SAP stünde oder was mit dem deutschen Leitindex passieren würde, falls der Toppperformer einmal zur Schwäche neigen sollte.  

Musterdepots & wikifolio

In der Rubrik Musterdepots & wikifolio finden Sie unsere Updates zu den Musterdepots sowie zu unserem wikifolio „Smart Investor – Momentum“. Diesmal ist die große Monatsübersicht für November 2024 inklusive der erfolgten Transaktion enthalten und mehrere Transaktionen gibt es noch oben drauf. Im Musterdepotbereich können Sie sich durch einfaches Blättern einen schnellen Überblick über die Transaktionen der letzten Wochen verschaffen. Um diesen Bereich lesen zu können, müssen Sie Abonnent des Smart Investor Magazins sein und sich auf der Smart-Investor-Website einloggen. Sollten Sie Ihr Passwort vergessen haben, fordern Sie bitte ein neues bei abo@smartinvestor.de an.

Fazit

Betrachtet man die Aktienkurse einiger DAX-Aktien kommt man ins Grübeln. Um an das Erfolgsmodell früherer Jahre anzuknüpfen, muss sich einiges ändern.

Ralf Flierl, Ralph Malisch

 

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Die Charts wurden erstellt mit stock3 und Tai-Pan von Lenz+Partner. Diese Rubrik erscheint jeden Mittwochnachmittag.

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