Editorial 09/2024
Der Ausrutscher vom 5.8. („Black Monday“), bei welchem vor allem die japanische Börse, aber auch amerikanische Tech- oder DAX-Titel unter Druck kamen, scheint inzwischen geradezu wieder vergessen. Als wenn nichts gewesen wäre, konnten sich im Gefolge viele Aktienindizes wieder in die Nähe ihrer zuvor gesehenen Höhen hinaufschrauben. Was war der Auslöser für den Kurzcrash? Genaues weiß man nicht, aber es dürften einige Hedgefonds mit ihren Yen/Dollar-Carry-Trades aufgrund des vorangegangenen Anstiegs des Yen in Schieflage geraten sein, was Liquidationen im großen Stil zur Folge hatte. Dann wurde eben alles abverkauft – auch in Märkten, die keine direkte Verbindung mit diesen Thema hatten.
Wir beschäftigen uns ab S. 38 damit, ob diese Carry-Trade-Krise schon behoben ist oder ob hier weitere Gefahren für die Börse lauern. Insbesondere die deutsche Wirtschaft nehmen wir uns dabei vor, da hier aufgrund von schwerem Politikversagen zusätzliche Belastungen zu verzeichnen sind, welche für das Land insgesamt zur Bedrohung werden können.
Einige Tage vor dem Blitzcrash bin ich von Dominik Kettner für sein Onlineportal interviewt worden. Die Sprache kam dabei neben der deutschen Misere auch auf die Gefahr der Carry Trades – nur vier Tage später sollte sich meine diesbezügliche Prognose bewahrheiten. Eine Zusammenfassung des rund einstündigen Interviews finden Sie ab S. 58.
Hier und da sich mal etwas gönnen, das kann in Zeiten wie diesen für Entspannung sorgen. Für den einen ist es der Genuss eines Glases Wein oder eines Bieres, bei anderen muss es da eher qualmen. Als Schwerpunktthema mit zahlreichen Facetten haben wir uns für diese Ausgabe die „Zigarre“ vorgenommen. In der früheren Politik wurde sie nicht selten zum Markenzeichen
und schaffte so einen Wiedererkennungswert, der bis in die heutige Zeit trägt. Man denke an den großen liberalen deutschen Wirtschaftsminister und Kanzler Ludwig Erhard oder an den kubanischen Revolutionär Fidel Castro, der eher die andere politische Richtung beeindruckte – mehr zur zigarrerauchenden Prominenz im Artikel auf S. 22. Mit dem Züricher Experten Manuel Fröhlich sprechen wir über Zigarren als Investments und was es hierbei zu beachten gilt (S. 24), vom weitgereisten Aficionado Dr. Kolja Spöri lassen wir uns gedanklich an die schönsten Orte für den optimalen Zigarrengenuss entführen (S. 28) und über einen Zigarrenclub der besonderen Art berichten wir auf S. 26.
Passend dazu finden Sie in dieser Ausgabe Aktienanalysen zu Zigaretten- und Bierproduzenten – ab S. 14 und ab S 50. Sie zählen zu den sogenannten Sündenaktien („Sin Stocks“), welche so gar nicht in das heute oft geforderte ESG-Korsett passen. Ob deren Performance deswegen schlechter sein muss, das klärt unser Beitrag ab S. 16.
Dass ein Großteil unserer heutigen Probleme von völlig falschen Anreizen aus der Politik herrührt, davon bin ich zutiefst überzeugt. „Fatale Fehlanreize“ lautet daher unser diesmaliger Artikel aus der Reihe „Österreichische Schule“, welche von manchen auch als „Anreizlehre“ bezeichnet wird (S. 18).
Mit dem Gesetzespaket StaRUG wollte die Regierung richtige Anreize für Unternehmenssanierungen schaffen. Ob das gelungen ist, lesen Sie in den Artikeln auf S. 6 und 56.
Ein kurzweiliges Lesevergnügen wünscht
Ralf Flierl,
Chefredakteur