Inside, outside oder upside down?

Bild: © Elnur – stock.adobe.com

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Politik & Gesellschaft

Der Attentatsversuch auf den amerikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump am 13.7. führte insbesondere abseits der Hauptstrommedien zu verschiedenen und teils sehr widersprüchlichen Theorien

Bemerkenswertes
Genau eine Woche vor unserem diesmaligen Redaktionsschluss ereignete sich am Samstag, den 13.7., in der Kleinstadt Butler, Pennsylvania, bei einer Wahlkampfveranstaltung ein Attentatsversuch auf den Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. Hierbei erscheinen einige Umstände bemerkenswert:

1. Donald Trump spaltete die Menschen im In- und Ausland in den letzten Jahren wie wohl kein anderer; seit dem Attentatsversuch hat sich seine Zustimmungsrate jedoch deutlich erhöht.
2. Trump hat am 13.7. zufällig genau im richtigen Bruchteil einer Sekunde den Kopf so bewegt, dass die Kugel an ihm vorbeischrammte und ihn nur geringfügig verletzte – wie durch eine „göttliche Fügung“.
3. Der Secret Service, der u.a. für die Sicherheit der Präsidentschaftskandidaten zuständig ist, hat sich in einer äußerst desolaten Weise als nachlässig, verschlafen und geradezu fahrlässig unkoordiniert verhalten, was in seiner bisherigen Geschichte wohl einmalig sein dürfte.

Da inzwischen in den Medien, aber vor allem in den sozialen Medien bzw. im Internet eine Vielzahl von alternativen Sichtweisen zu diesem Attentat kursiert, sei hier eine Systematik aufgezeigt. Es soll dabei nicht um eine Wertung der einzelnen Alternativen gehen, sondern vielmehr darum, welche Versionen des Attentats welche wichtigen Punkte erklären und welche sie unbeantwortet lassen – und schließlich auch darum, welche zukünftigen Entwicklungen für die amerikanische Politik jeweils daraus zu schließen sind.

Die Outside-Job-Theorie (Hypothese A)
Die offizielle Version vom Täter, die im Mainstream fast ausschließlich als die einzig mögliche behandelt wird, bezieht sich auf den Einzeltäter Thomas Matthew Crooks, einen 20-jährigen Collegestudenten, der als verschoben, wenig kommunikativ und von seinen Mitschülern als Außenseiter beschrieben wird. Obendrein galt er als ein miserabler Sportschütze.

Weder ist sein Motiv für das Attentat plausibel ersichtlich, noch ist die völlig dilettantische Vorgehensweise des Secret Service irgendwie erklär- oder nachvollziehbar – dabei gab es doch jede Menge rechtzeitige Hinweise auf und Warnungen vor Crooks aus dem Publikum.

EIMIS
Man könnte hierbei von einer Outside-Job-Theorie sprechen, denn der Attentäter kam von außerhalb des „Systems“: Es traf also eine böse Absicht (des Täters) auf die Unfähigkeit und Dummheit des Secret Service, kurz „Evil Intent Meets Incompetence and Stupidity“ (EIMIS).

Sollte dies zutreffen, so muss sich die Mainstreampresse und auch weite Teile der Politik allerdings fragen lassen, ob sie durch ihre jahrelange permanente Stimmungsmache (bis hin zu Mordaufrufen) gegen Trump nicht genau den gesellschaftlichen Boden für ein solches Attentat geschaffen haben. Selbst Präsident Biden sagte erst kürzlich, davon, dass man Trump „ins Visier nehmen müsse“ („…to put Trump in a bull’s eye“). In der Psychologie spricht man hier von „vorausschauender Programmierung“ („predictive programming“).

LIHOP
Unter die Kategorie Outside-Job fällt jedoch noch eine andere Theorie, die im Bereich der Verschwörungstheorien zu verorten ist und welche vornehmlich im Kreis der Trump-Anhänger diskutiert wird. Der Secret Service habe die Warnungen sehr wohl registriert, aber die auf den Dächern positionierten Scharfschützen seien bewusst von ihren Vorgesetzten vom finalen Todesschuss zurückgehalten worden – zumindest so lange, bis Crooks seinen Schuss auf Trump abfeuerte. Demnach hätte man das Attentat wissentlich geschehen lassen. Man spricht hierbei von der LIHOP-Version: „Let it Happen on Purpose“ steht. Hierzu muss man wissen, dass der Secret Service im weiteren Sinne dem von den Demokraten geführten Weißen Haus untersteht. In diesem Zusammenhang wird auch gerne vom „Deep State“ oder „Militärisch-Industriellen-Komplex“ gesprochen, der in einem Präsidenten Donald Trump eine Gefahr für seine Ziele sehen würde.

Die Inside-Job-Theorie (Hypothese B)
Eng verwandt damit ist die MIHOP-Theorie: „Made it Happen on Purpose“ („führte es bewusst herbei“), welche jedoch zur Kategorie Inside-Job zu zählen wäre. Hierbei hätte der Secret Service nicht auf einen zufällig erscheinenden Attentäter nicht nur falsch bzw. zu spät reagiert: Vielmehr wäre dabei das gesamte Setting des Attentats durch den Secret Service und/oder andere Geheimdienste sogar arrangiert worden. Das könnte auch die bewusste Positionierung des Attentäters beinhalten. Dazu unterhalten die Geheimdienste eigens programmierte „Schläfer“, welche auf „Knopfdruck“ agieren („Manchurian Candidate“). Wem dies zu weit hergeholt sein sollte, der könnte sich mit den Themen Mind Control oder MK Ultra näher auseinandersetzen. In einer ZDF- bzw. PHOENIX-Doku mit dem Titel „Die dressierten Killer“ wurden der Komplex „Geheimdienste und Gehirnwäsche“ schon 2004 behandelt (immer noch abrufbar auf YouTube).

Hypothese B würde die eingangs beschriebene Fahrlässigkeit (Punkt drei) zwar gut erklären und auch Trumps Fähigkeit zur Polarisierung und Gewinnung der Massen (Punkt eins) würde dafür sprechen – aber beides nur unter der Annahme, dass das Attentat zum Tod von Trump geführt hätte. Sein knappes Entkommen (Punkt zwei) passt demnach nicht ins Bild.

„Trump, the Trickster“ (Hypothese C)
Wem die bisherigen Überlegungen noch nicht hinreichend absurd waren, der ist vielleicht noch bereit für die Krönung der Verschwörungstheorien. Hierbei wird alles Bisherige auf den Kopf gestellt, sozusagen upside down. Demnach hätten Trump und der Secret Service gemeinsam das Attentat nur vorgetäuscht, also ein Schauspiel aufgeführt (Kunstblut, Crooks als Patsy, mehrere Schützen usw.). Dieser Theorie entsprechend hätte Crooks womöglich gar nicht abgedrückt, sondern wäre zuvor bereits von den Scharfschützen erschossen worden.

Hypothese C würde die drei eingangs aufgeführten Besonderheiten eigentlich am besten erklären. Allerdings gäbe es natürlich in Bezug auf die Umsetzung eine Reihe von Fragen und „Problemen“, deren Diskussion eindeutig den Rahmen dieses Artikels sprengen würde. Auch ist für die meisten Leser nicht vorstellbar, dass Menschen (Attentäter und drei Unbeteiligte aus dem Publikum) für ein solches Schauspiel geopfert würden. Diese Theorie findet man in erster Linie in „demokratisch“ bzw. links geprägten Kreisen, welche dem republikanischen Kandidaten Trump tendenziell ohnehin Lügerei und Selbstdarstellungsgehabe vorwerfen.

Schließlich hätte sich Trump durch ein solches Vorgehen den Schub, den er durch das „überlebte Attentat“ erfahren hat, bewusst erschlichen.

Die möglichen Folgen
Die Einzeltätertheorie (A) stellt für den Großteil der Medien und der Politiker die einfachste Möglichkeit dar, mit den Ereignissen des 13.7. umzugehen. Allerdings gibt es eben dabei eine Reihe Auffälligkeiten oder auch Unplausibilitäten (Pech des Attentäters, Glück Trumps, Unfähigkeit des Secret Service). Sollte in der anstehenden Aufarbeitung aufkommen, dass es ein Fall von LIHOP war, so könnte dies zu einer Staatskrise führen. Sollte die Outside-Job-/MIHOP-Theorie (B) zutreffen, so wäre Donald Trump zudem in Gefahr, erneut Opfer eines Attentats zu werden.

Sollte sich Hypothese B bewahrheiten,, würde im Prinzip alles so laufen wie im Falle A: Der Wahlkampf der Demokraten ist durch die Aufgabe von Joe Biden inzwischen in sich kollabiert, die Jokerkarte „Michelle Obama“ wird nun wohl nicht mehr gezogen werden. Donald Trump wird nun – fast vier Monate vor der Wahl am 5.11. – nahezu von allen Seiten als der nächste US-Präsident gehandelt. Die Medien und ausländische Politiker gehen inzwischen viel handzahmer mit Trump um, und ein Gerichtsverfahren gegen ihn wurde nur zwei Tage später niedergelegt, andere Verfahren dürften folgen. Auch ist nicht auszuschließen, dass es Trump nun gelingen wird, die beiden vorher unversöhnlichen Teile in der amerikanischen Gesellschaft wieder auf eine Linie einzuschwören.

Sollte Hypothese C zutreffen und der Schwindel auffliegen, dann würden die USA ins totale Chaos versinken.

Fazit
Die Aufarbeitung der Geschehnisse vom 13.7. ist im vollen Gange. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden durch Behörden und investigative Journalisten noch vielerlei neue Erkenntnisse zutage gefördert, die die eine oder andere Theorie bestärken und auch schwächen können. In jedem Fall werden die kommenden Monate hoch spannend sein.

 

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