Value oder Growth?

Kai Heinrich

ARTIKEL TEILEN

Facebook
Twitter
LinkedIn
Email

Kolumne

Gastbeitrag von Kai Heinrich, Plutos Vermögensverwaltung AG

„Nur Bares ist Wahres“: Wenn das Ihre Investmentphilosophie ist, zählen Sie sich höchstwahrscheinlich zu den Value-Investoren. „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“: Als Growth-Investor wird das vermutlich Ihren Anlagestil definieren. Wie so oft gibt es kein Richtig oder Falsch. Lassen Sie uns einen kurzen Blick auf die ewige Debatte Value vs. Growth werfen.

Unterscheidungsmerkmal KBV
Der Vergleich verrät einige spannende Phänomene. Grundsätzlich lassen sich Value- und Growth-Aktien dadurch unterscheiden, dass Value-Aktien jene mit einem hohen Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) und Growth-Aktien jene mit einem niedrigen KBV sind. Value-Aktien schneiden in Zeiten hoher Inflation, robusten Wirtschaftswachstums und erhöhter Zinsen tendenziell besser ab. Im Gegensatz dazu outperformen Growth-Aktien oft, wenn die Inflation niedrig ist, das Wirtschaftswachstum schwach ausfällt und die Zinsen niedrig sind oder sinken.

Blick auf die Zahlungsströme
Um die Kausalität dahinter zu verstehen, werfen wir einen Blick auf die Finanzmathematik: Growth-Aktien beziehen ihren Wert stärker aus langfristig erwarteten Zahlungsströmen. Anleger nehmen bei Growth-Aktien die heute niedrigen Zahlungsströme in Kauf, da sie in Zukunft von steigenden Einnahmen des entsprechenden Unternehmens ausgehen. Das macht sie aber anfälliger für Zinsänderungen, da diese den Abzinsungsfaktor in der Discounted-Cashflow-Berechnung beeinflussen. Value-Aktien weisen eine gleichmäßigere Verteilung der Zahlungsströme auf und reagieren daher weniger empfindlich auf Zinsänderungen. Das Investorenverhalten: Bei niedrigen Kapitalkosten (Zinsniveau maßgeblich) tendieren Anleger dazu, in wachstumsstarke Unternehmen (Growth) zu investieren. Steigen die Kapitalkosten – oft bedingt durch hohe Inflation und die darauf reagierende Zinspolitik der Zentralbanken – verlagern Investoren ihr Interesse auf Value-Aktien.

Favoritenwechsel?
Das Zinsniveau orientiert sich eng am Inflationsniveau, welches bei hoher/niedriger Ausprägung den Value-Aktien/Growth-Aktien zugutekommt. Ein Grund für die Überlegenheit von Value-Aktien in einem Hochinflationsumfeld liegt im Marktverhalten begründet: Inflation entsteht (meistens) dann, wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt. In solchen Zeiten ist es einfacher, Gewinnwachstum zu erzielen. Anleger sind weniger bereit, eine Prämie in Form von Growth-Investitionen und dem Spekulieren auf erst in Zukunft eintretende Zahlungsströme zu zahlen. Die letzten Monate haben den Value-Aktien in die Karten gespielt. Mit den sinkenden Zinsen geraten Growth-Aktien wieder ins Visier.

Kai Heinrich, Diplom-Bankbetriebswirt, ist seit 2012 im Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung AG tätig. Er ist verantwortlich für die Unternehmenssteuerung sowie das Fondsmanagement und den Vertrieb. Seine Aufgaben umfassen die strategische Ausrichtung des Unternehmens, die Pflege bestehender Kundenbeziehungen sowie die Leitung und Entwicklung der Fondsprodukte und Vertriebskanäle. Zuvor leitete er das Wertpapiergeschäft der Commerzbank AG im Taunus und war Direktor im Wealth Management in der Region Rhein-Saar.

UNSERE EMPFEHLUNGEN