Interview
Smart Investor im Gespräch mit Dirk Stöwer, Kontor Stöwer Asset Management, über deutsche Wettbewerbsfähigkeit und die Erfolgsfaktoren von Multi-Asset-Fonds
Smart Investor: Die beiden Multi-Asset-Fonds KSAM Einkommen Aktiv (WKN: A113US) und KSAM-Value² (WKN: A2QAX5) notieren derzeit nahe am Allzeithoch. Welche Strategien haben Sie eingesetzt, um insbesondere die schwierige Phase der Zinswende zu meistern und gleichzeitig den folgenden Aufschwung nicht zu verpassen?
Stöwer: Eine unserer zentralen Strategien während der Zinswende war die Anpassung unserer Asset Allocation an die veränderten Marktbedingungen. Dabei haben wir auf Anlagen gesetzt, die von steigenden Zinsen profitieren, und gleichzeitig haben wir unsere Duration in Anleihen mit kürzeren Laufzeiten reduziert, um das Zinsänderungsrisiko zu minimieren. Auch die erhöhte Liquidität und Absicherungen waren zielführend. Nachdem dann wieder eine Normalisierung bei der Inflationsrate absehbar war, konnten die hohen Risikoprämien für Neuengagements genutzt werden.
Smart Investor: Was sind bei Ihrem Investmentansatz die wesentlichen Eckpfeiler zur Steuerung der Asset Allocation?
Stöwer: Grundsätzlich sind wir Aktien- und Credit-Picker. Allerdings können signifikante Regimewechsel der Geldwertstabilität zu Verwerfungen führen. Das gesamte Bewertungsgefüge an den Kapitalmärkten gerät in einer solchen Situation aus dem Gleichgewicht. Bei sprunghaft steigender Inflation klettern nicht nur die Zinsen, sondern auch die Risikoprämien für Unternehmen. Somit fallen Aktien und Renten gleichzeitig, was eine äußerst unangenehme Situation ist, insbesondere für die klassischen 60%-Aktien-40%-Anleihenportfolios. Deshalb legen wir besonderen Wert auf eine umfassende Palette an ökonomischen Daten mit einem Schwerpunkt auf Inflationsvorläufern und den Risiko-Spreads für hochverzinsliche Anleihen.
Smart Investor: Wo gab es Fehleinschätzungen und Enttäuschungen?
Stöwer: Per saldo sind wir mit der Wertentwicklung sehr zufrieden und die Anleger sind es hoffentlich auch. Aufgrund der extremen Verunsicherung war breite Streuung Trumpf. Wir werden die Portfolios tendenziell straffen und die Qualitätsparameter noch enger einstellen. Das ist auch in der ungewöhnlichen Situation in Deutschland begründet, da hier einige Grundparameter der Wettbewerbsfähigkeit nicht mehr erkennbar sind. Unser Blick richtet sich daher zunehmend in Richtung der skandinavischen Länder – die USA bleiben aber der Schwerpunkt.
Smart Investor: „Value oder Growth“ ist für viele die Frage … Wie tickt Ihr Team in dieser Hinsicht? Können Sie die Formel „Value im Quadrat“ näher erläutern?
Stöwer: Zur Identifizierung überragender Unternehmen anhand der Bilanzdaten und der Gewinnrenditen muss man keine Klimmzüge machen – und um optisch günstige Aktien zu finden, erst recht nicht. Wir müssen als Investoren aber quasi eine Glaskugel simulieren, denn die Wahrheit liegt in der Zukunft. Der Markt gibt für jeden Titel eine Schätzung über den fairen Wert ab. Darin enthalten ist auch eine Wachstumserwartung. Entdecken wir dabei versteckte Risiken oder übermäßigen Optimismus, halten wir uns fern. Diese akribische Aufgabe übernimmt bei uns ein erfahrener Unternehmensberater. Es muss dabei klar erkennbar sein, dass die Unternehmen den Biss haben und in der Lage sind, in fünf oder zehn Jahren noch besser dazustehen als aktuell. Also kein „Rückspiegel-Deep-Value“, sondern Value² durch die Würdigung vieler weicher und harter Faktoren.
Smart Investor: Wie beurteilen Sie die Aussichten für die unterschiedlichen Anlageklassen angesichts der aktuellen Entwicklung an den Finanzmärkten?
Stöwer: Hinsichtlich der Rentenanlagen kann man nun wieder aus dem Vollen schöpfen; hier gibt es derzeit ein breites Spektrum an attraktiven Anleihen. Allerdings sehen wir sowohl von der Zinsseite als auch von der Aktienseite eher Gegenwind in den nächsten Jahren auf uns zukommen. Die Zeiten des ewigen Zinsschlaraffenlands sind unserer Meinung nach vorbei. Die Geopolitik dürfte auch dazwischenfunken. Diese Umstände begünstigen starke Unternehmen, was unserer Vorgehensweise entgegenkommt.
Smart Investor: Welche Ratschläge würden Sie Anlegern geben, die nach einem Fonds suchen, der sich in Zeiten von Marktvolatilität und Zinsänderungen als stabil und erfolgreich erwiesen hat?
Stöwer: Anleger sollten sich darüber informieren, ob der Fonds über eine robuste und flexible Anlagestrategie verfügt und eine solide Erfolgsbilanz in verschiedenen Marktumgebungen vorweisen kann. Es ist wichtig, dass der Fondsmanager transparent kommuniziert und klare Investmentprinzipien verfolgt. Darüber hinaus empfehlen wir Anlegern, auf eine diversifizierte Asset Allocation und eine aktive Risikomanagementstrategie zu achten, um ihre Portfolios widerstandsfähig gegenüber Marktschwankungen zu machen.
Smart Investor: Herr Stöwer, vielen Dank für Ihre interessanten Ausführungen.
Dirk Stöwer ist zusammen mit Martin Beckmann Geschäftsführer der Kontor Stöwer Asset Management in Trier. Beide verantworten den KSAM Einkommen Aktiv (WKN: A113US), den KSAM-Value² (WKN: A2QAX5), den KSAM REBO Flex (WKN: A3DV7N) und den NESTOR Europa (WKN: A2ALWN). Zudem betreuen sie in der Vermögensverwaltung bundesweit vermögende Privatkunden. Kontor Stöwer ist darüber hinaus Veranstalter des FONDSKONGRESS TRIER.