Wertschöpfung über Generationen

Louis Puga

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Gastbeitrag von Louis Puga, Société de Gestion Prévoir

Kolumne

Eigentlich erscheint es auf den ersten Blick paradox, sich dem Kapitalmarkt aus dem Blickwinkel von Familienunternehmen zu nähern. Auf der einen Seite steht der Finanzmarkt für die Globalisierung und die Vervielfachung potenzieller Märkte für ein Unternehmen; auf der anderen Seite haben wir Familienunternehmen, die von ihrem Wesen her einer Einheit von Ort, Land und Sprache entsprechen. Angesichts der Leistungen von Familienunternehmen ist indes leicht erkennbar, dass sie internationalen Konglomeraten oftmals überlegen sind.

In einem Boot
Familienunternehmen gelten erst ab einer bestimmten Größe als solche. Hinter jeder unternehmerischen Gründung stehen immer eine oder mehrere Personen, die ein Projekt entwickeln. Von einem Familienunternehmen spricht man erst, wenn eine bestimmte Entwicklungsschwelle erreicht ist. Die Einzigartigkeit und Attraktivität solcher Firmen beruht auf einer Wertschöpfung, die auf eine langfristige Perspektive ausgerichtet ist. Diese Unternehmen werden daher tendenziell eher eine konstante als eine „sprunghafte“ Wertschöpfung anstreben. Dies führt zu einer gemeinsamen Ausrichtung der Interessen mit externen Investoren, die sich dafür entschieden haben, diese Entwicklung langfristig zu begleiten.

Unternehmerische Freiheit
Ein weiterer wesentlicher Punkt ist der Wille, sich aus eigener Kraft zu entwickeln. Staatlichen Eingriffen, die schließlich auch politischen Veränderungen unterworfen sind und somit für Unsicherheit sorgen, steht man mit dieser Mentalität naturgemäß kritisch gegenüber. Ob direkt (Aktienbesitz) oder indirekt (Subventionen, Vorschriften): Staatliche Eingriffe sind fast immer ein Hindernis für die individuelle und in diesem speziellen Fall die unternehmerische Freiheit. Familienunternehmen scheuen neben der Abhängigkeit vom Staat auch Abhängigkeiten durch Verschuldung und Fremdkapital. Daher wird zur Finanzierung häufig auf familiäre Kapitalressourcen zurückgegriffen. Geschaffene Werte werden reinvestiert, um die schon angesprochene angestrebte langfristige positive Entwicklung zu gewährleisten. Bei der Einschätzung der Unternehmen ist es wesentlich, sich auf die Rendite des Eigenkapitals und/oder des investierten Kapitals zu konzentrieren. Ein positiver Faktor ergibt sich aus der Tatsache, dass Familienunternehmen oft kurze Entscheidungswege aufweisen. Das ermöglicht eine bessere Reaktionsfähigkeit auf Veränderungen des Umfelds.

Achtung beim Generationenwechsel
Zum Gesamtbild gehören allerdings auch mögliche kritische Aspekte. Bernadette Angleraud hat das 2004 in ihrer gleichnamigen Veröffentlichung „Das Gesetz der drei Generationen“ thematisiert: Die erste Generation schafft, die zweite entwickelt und die dritte verschleudert. Dies ist natürlich kein Naturgesetz, aber in Familienunternehmen recht verbreitet. Der Investor muss daher auch auf die Übergabe der Verantwortung auf die folgende Generation achten. Ein positives Beispiel ist die Sorgfalt, mit der Bernard Arnault sich um die richtigen Entscheidungen für seine Nachfolge bei LVMH bemüht. Manchen Unternehmen gelingt dies perfekt – aber Investoren müssen solche Schlüsselmomente für Familienunternehmen im Blick behalten.

Graduiert mit dem Schwerpunkt auf ­Finanzen der EDHEC Business School und als CIIA startete Louis Puga seine Karriere bei La Caisse des Dépôts et Consignations als Staatsanleihenportfolio­manager für Emerging Markets, bevor er in das Aktienportfoliomanagement für Small- und Mid Caps wechselte. 2021 stieß er zur Société de Gestion Prévoir und übernahm ab Januar 2022 federführend das Management des Prevoir Gestion ­Actions (WKN Retailtranche: A1T7ND; Institranche: A114GU), welcher auf Mid- und Big Caps in Paneuropa fokussiert ist.

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