Kolumne
Gastbeitrag von Tobias Gabriel, HAC VermögensManagement AG
Dividenden gelten weithin als Grundnahrungsmittel des Anlageeinkommens und bieten Aktionären einen Anteil am Gewinn eines Unternehmens. Doch der Reiz von Dividenden geht über das sofortige Bargeld hinaus: Sie signalisieren finanzielle Gesundheit und Verpflichtung zur Wertschöpfung für Aktionäre. Der wahre Zauber entsteht, wenn man sowohl die Rendite als auch das Potenzial für Kapitalwachstum betrachtet. Es geht darum, die richtige Balance zwischen dem Genuss der Früchte der Investition heute und dem Pflanzen von Samen für zukünftiges Wachstum zu finden.
Buffett: „Muss auf der Toilette gewesen sein …“
Beginnen wir mit einer Geschichte, die fast mythisch erscheint, aber eine entscheidende Lektion bietet. Am 3.1.1967 zahlte Warren Buffetts Berkshire Hathaway seine erste und einzige Dividende von 0,10 USD pro Aktie, insgesamt 101.755 USD. Buffett scherzte später: „Ich muss auf der Toilette gewesen sein, als diese Entscheidung getroffen wurde.“ Schnell vorwärts gedacht, wäre der Wert dieser Dividende, wenn damals reinvestiert, heute sagenhafte 3,2 Mrd. USD wert. Diese Geschichte handelt nicht nur von verpassten Chancen – sie ist ein Zeugnis der Kraft der Reinvestition über die sofortige Befriedigung durch Dividenden. Aber passt dieses Dogma in jede Anlagestrategie?
Zahlen oder nicht zahlen?
Wie bei jeder guten Geschichte gibt es immer eine andere Seite. Dividenden sind nicht für jeden Anleger oder jedes Unternehmen geeignet. Befürworter argumentieren, dass Dividenden eine greifbare Rendite auf die Investition bieten und ein Polster während Marktabschwüngen darstellen. Gegner behaupten, dass das Reinvestieren von Gewinnen in schnell wachsende Unternehmen mehr langfristigen Wert schaffen kann als Dividendenausschüttungen. Diese Debatte unterstreicht die Notwendigkeit, dass Anleger ihre persönlichen Anlageziele berücksichtigen. Als Vermögensverwalter betreuen wir Stiftungen und Privatanleger in der Rentenphase, die fast identische Anlegerprofile aufweisen. Beide möchten regelmäßige Erträge bei kalkulierbarem Risiko, um ihre Substanz zu jeder Zeit zu schützen. Wir investieren jedoch nicht ausschließlich in Dividendentitel, nur weil das Anlegerprofil Erträge wünscht. Der Königsweg liegt selbst hier in der Ausgewogenheit und Streuung. So erfüllen seit 2023 Anleihen wieder ihre Rolle als Ertragsquelle, aber auch Qualitätsaktien mit Wachstumscharakter, die keine Dividenden auszahlen.
Qualitätsaktien aus der zweiten Reihe
Insbesondere das Segment kleiner und mittlerer Qualitätsaktien sollte Anleger besonders interessieren. Wir finden diese seit ca. drei Jahren vermehrt in Japan, aber auch global. Gerade nachdem 2022 und 2023 magere Jahre für diese Werte waren, bieten sie nach dem Ende des Zinserhöhungszyklus enorme Wachstumschancen. Mit günstigen Bewertungen, flexiblen Geschäftsmodellen, hoher Innovationskraft und guten Basiseffekten haben sie alle Argumente auf ihrer Seite. Teure Mega Caps werden nicht ewig vorne sein.
Tobias Gabriel (M. Sc.) ist CIO bzw. Vorstand bei der HAC VermögensManagement AG aus Hamburg. Die von ihm und seinem Team verantworteten Strategien HAC Quant STIFTUNGSFONDS flexibel global (WKN: A143AN) und der HAC Quant DIVIDENDENSTARS global (WKN: A2N5NK) richten sich vor allem an konservative Anleger und Stiftungen. Das Ziel sind angemessene Erträge bei kalkulierbarem Risiko. Der 32-jährige Familienvater ist seit zwölf Jahren bei HAC.