Eine Branche vor dem Boom

Titelbild: © Raimundas – stock.adobe.com

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Fed räumt Zins-Thema ab

Der unterschätzte Sektor

Beschäftigen sich Anleger mit der Börse, so wollen sie Gewinne erzielen. Ansonsten könnten sie ihre Zeit auch mit anderen schönen Dingen verbringen. Nun, im Halbleitersektor hoben die Kurse zuletzt ab: Im Chart zu sehen ist der Philadelphia Semiconductor Index. Börsenprofis dient der Index als Branchenanzeiger. Er enthält führende US-Halbleiterwerte und ist das weltweit beachtete Stimmungsbarometer der Branche.

Der Halbleitersektor startete fulminant ins Jahr 2023, überall herrschten Knappheiten: Es waren die Nachwirkungen der Corona-Lockdownpolitik und der globalen Logistikkrise. Schon Anfang Februar erreichte der Halbleiterindex allerdings einen Hochpunkt, seitdem lief er – grob gesehen – seitwärts. In der letzten Handelswoche spurtete er plötzlich wieder. Ein typischer Anlegerreflex wäre nun: Woher sollte ich den Spurt ahnen? Jetzt ist es zu spät für einen Einstieg.

Doch die Rahmenbedingungen sprechen für ein anderes Szenario. Denn der Bedarf an Chips steigt und steigt. Roboter, Cloud-Speicher, KI-Anwendungen (KI = Künstliche Intelligenz), integrierte Steuerungen für Flugzeuge und Autos benötigen modernste Chips – ja, auch Raketen. Die Profis in den Finanzzentren der Welt fangen gerade erst an, die Aussichten des Halbleitersektors neu zu taxieren. Mit anderen Worten: Sie kaufen sich ein. Die Kurse steigen. Sie werden zwischendurch verschnaufen, zurückfallen wie aktuell in der ersten Wochenhälfte auch unter dem Eindruck des US-Budgetstreits, aber mittel- und langfristig dürften die Chancen überwiegen. Der Philadelphia Semiconductor Index wird neue Höhen erklimmen.

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Der sinkende Stern

Der mögliche Abstieg einer deutschen Vorzeigebranche hängt ebenfalls mit der oben besprochenen Neubewertung des Chipsektors zusammen. Hiesige Autokonzerne wie VW, BMW und Mercedes sind groß geworden mit kleinen Spaltmaßen und perfekten Motoren. Hier haben deutsche Autobauer Weltruf. Bei Halbleitern haben sie diesen nicht. Autohersteller kaufen Chips meistens nur zu und kooperieren mit Computerweltkonzernen, um Steuerungssoftware für die Fahrzeuge zu entwickeln.

Nun trifft der Trend zu immer ausgefeilteren Fahrassistenzsystemen die Branche. Das selbstfahrende/selbststeuernde Auto wird zum realistischen Ziel und das wird keine kurzlebige Mode sein, die wieder verschwindet: Das neue Auto wird die mobile Welt, wie wir sie uns heute vorstellen, völlig verändern. Doch um die Steuerungen solcher neuen Autotypen zu bauen, braucht es in naher Zukunft noch mehr Programmierwissen und noch leistungsstärkere Chips.

Damit erhalten Zulieferer aus der Halbleiterbranche größere Macht und bald wird sich die Frage stellen, wer Koch und wer Kellner ist in der Automobilbranche. Experten sehen den Autosektor global in eine Transformationsphase eintreten. So heißt es in einer neuen Sektorstudie der Berenberg-Bank: „Ähnlich wie damals in der Unterhaltungselektronik werden Autobauer ihre Produktpaletten schnell um neue Softwarelösungen erweitern – ermöglicht durch rasche Verbesserungen bei den Kosten, der Effizienz und der Leistung von Chips.” Wir erinnern uns: Den Unternehmen der deutschen Unterhaltungselektronik – Grundig, Telefunken, Dual, etc. – misslang damals die Transformation, trotz stolzer Vergangenheit und trotz ihres damaligen Weltrufs. Längst sind die einstigen Marktführer der Wirtschaftswunderzeit abgewickelt und vergessen bzw. nur noch ein Schatten früherer Größe.

So muss es für VW, BMW und Mercedes nicht kommen. Allerdings flößen aktuelle Charts wachen Anlegern wenig Zuversicht ein. Häufig dominieren Seitwärts- oder Abwärtsphasen. Der Markt ist schlau. Er sieht etwas.

Smart Investor 6/2023

Zwar keine Halbleiteraktie, aber ein lupenreiner Tech-Titel wird Gegenstand unseres Beitrags zu Turnaround-Aktien sein, der im neuen Smart Investor 6/2023 zum Wochenende erscheint. Titelstory sind dann, wie traditionell in der Juni-Ausgabe, die inländischen Beteiligungsgesellschaften, inklusive einer umfangreichen, zweiseitigen Tabelle mit allen wichtigen Kennzahlen. Auch mit den großen Verschiebungen des internationalen Währungsgefüges haben wir uns ausführlicher beschäftigt, ein Bereich, den reine Aktienanleger oft etwas vernachlässigen, obwohl dieser erheblichen Einfluss auf die Kursentwicklung haben kann. Daneben gibt es wieder zahlreiche Analysen aus fundamentaler und technischer Sicht. Ein echter Leckerbissen sind zudem unsere Interview-Highlights, etwa mit Alasdair Macleod von Goldmoney, Portfoliomanager Gunter Burgbacher oder dem Gentleman-Investor Dr. Markus Elsässer.

Powell räumt ab

Das Zins-Thema schafft es kaum noch in die Nachrichten. Für hellhörige Aktionäre ist genau das die Nachricht. Sie bedeutet: Die Möglichkeiten für Gewinne wachsen. Schon am Wochenende räumte Jerome Powell, Chef der mächtigen US-Fed das Zinsthema für die Börse gefühlt ab. Konkret dachte der öffentlich darüber nach, dass „unser Leitzins möglicherweise nicht so stark steigen muss, … um unsere Ziele zu erreichen.”

Wochenlang gab es für Börsianer kaum ein ergiebigeres (Angst-)Thema als die Leitzinshöhe. Manchmal überlagerte es sogar die rationale Diskussion von individuellen Unternehmensaussichten. Nun aber hat sich das Aufregungspotential der Zinsdiskussion erschöpft. Schlussfolgerung für gewinnorientierte Anleger: Unternehmenszahlen und wirtschaftliche Aussichten rücken wieder in den Vordergrund. Es wird wieder genauer hingeschaut werden, welche Unternehmen Gewinn machen und welche gute Aussichten haben – aber auch, bei welchen das nicht der Fall ist.

Zu den Märkten

Noch in der vergangenen Woche haben wir darauf hingewiesen, dass sich der DAX in den vergangenen Wochen in einer „äußerst ruhigen Phase“ befand. Nun ist Volatilität ein zyklisches Phänomen, d.h. auf Phasen niedriger Volatilität folgen solche mit reichlich Bewegung. Genau das beobachten wir aktuell. Schon am Donnerstag nach Erscheinen unseres Newsletters sprang der DAX aus seiner engen Handelsspanne nach oben heraus und erreichte am Freitag sogar ein neues Allzeithoch, wenn auch nur haarscharf. Damit ist der DAX den anderen deutschen Indizes weit enteilt. Entsprechend sind Allzeithochs bei MDAX, TecDAX und SDAX noch in weiter Entfernung. Was hinter dem einsamen Aufschwung der deutschen Blue Chips stecken könnte, versuchen wir im neuen Smart Investor 6/2023 zu ergründen.
Allerdings bekamen die luftigen Höhen auch dem DAX nicht sonderlich gut. Heute leidet der Index ganz besonders unter dem US-Dramolett „Staatspleite“, das gerade von Joe Biden in der Rolle des US-Präsidenten und Kevin McCarthy in der Rolle des Sprechers des US-Repräsentantenhauses aufgeführt wird. Das Drehbuch ist allerdings einigermaßen abgenudelt, steht dieses Stück doch bereits seit Jahrzehnten auf dem Spielplan – mit dem immer gleichen Ergebnis.

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Musterdepots & wikifolio

In der Rubrik Musterdepots & wikifolio berichten wir heute ausführlich über die Entwickung unseres Aktienmusterdepots inklusive großer Bestandstabelle zum Redaktionsschluss des neuen Smart Investor am vergangenen Freitag. Wir hatten in den letzten Wochen schon mehrfach auf die Konzentration unserer Berichterstattung zum Aktienmusterdepot im Online-Bereich hingewiesen. Heute ist die Premiere. Sie können sich dort durch einfaches Blättern einen schnellen Überblick über die Transaktionen der letzten Wochen verschaffen. Um diesen Bereich lesen zu können, müssen Sie Abonnent des Smart Investor Magazins sein und sich auf der Smart-Investor-Website einloggen. Sollten Sie Ihr Passwort vergessen haben, fordern Sie bitte ein neues bei abo@smartinvestor.de an.

Fazit

Trotz des aktuellen Gezerres um die US-Schuldengrenze scheinen Halbleiteraktien in einer interessanten Ausgangsposition zu sein. Der Bedarf nach elektronischen Bauelementen wird jedenfalls hoch bleiben – egal für welche Anwendungen.

Ralf Flierl, Frank Sauerland, Ralph Malisch

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Die Charts wurden erstellt mit stock3 und Tai-Pan von Lenz+Partner. Diese Rubrik erscheint jeden Mittwochnachmittag.

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