Kolumne
Gastbeitrag von Norbert Schmidt, Heemann Vermögensverwaltung AG
Die letzten zwei Jahre waren ein Wechselbad der besonderen Art. Als sich im Februar/März 2020 das Coronavirus in Europa verbreitete und die Regierungen anfingen, Lockdowns anzuordnen, reagierten Anleger mit panischen Verkäufen; Aktienindizes knickten um über 30% ein. Gleichzeitig markierten sichere Häfen wie Investment-Grade-Staatsanleihen, auch unterstützt durch die Politik der Notenbanken, neue Allzeithochs. Doch der Schock währte nicht lange. Die Notenbanken hielten die Zinsen niedrig, die Gewinner der Krise waren schnell ausgemacht: die Techgiganten der Wall Street sowie neue digitale Geschäftsmodelle. Es war die perfekte Melange, die die Bewertungen der Corona-Profiteure in ungekannte Höhen trieb.
Erst „Reopening“, dann „Reflation“
Doch bereits im folgenden Frühjahr machte das Wort „Reopening Trade“ die Runde. Die hohe Wirksamkeit verfügbarer Impfstoffe gegen schwere COVID-19-Verläufe versetzte die Märkte in die Lage, über die Krise hinauszuschauen. Es folgte ein sehr ertragreiches erstes Börsenhalbjahr 2021. Seit Sommer 2021 macht sich nun die Rückkehr der Inflation breit. Treue Leser des Smart Investor wissen um das Notenbankennarrativ der „transitorischen Effekte“. Die Auswirkungen der „Reflation“ wurden in den letzten Tagen und Wochen immer deutlicher: Technologieaktien und Wachstumswerte leiden, insbesondere bei anhaltenden operativen Verlusten, Value-Titel und Rohstoffe erleben eine Renaissance.
Geht es auch ein bisschen ruhiger?
Mit Blick auf die liquiden Märkte haben wohl alle Aktiensegmente und die Investment-Grade-Anleihen ihr jeweiliges Wechselwetter hinter sich. Gerade die letzten Wochen zeigen, wie wackelig die Bewertung einzelner Unternehmen ist, wenn die Kurse den Erwartungen zu weit vorausgelaufen sind. Mit Facebook und Delivery Hero seien hier zwei Multi-Milliarden-Unternehmen genannt, die Tages(!)-Verluste von mehr als 20% zu verkraften hatten. Existieren Alternativen zu schwankenden Aktienmärkten und negativ rentierenden Investment-Grade-Anleihen? Gehören Sie auch zu den etwa zwei Dritteln der Bevölkerung, die ihr Aktienengagement zugunsten einer festen Verzinsung von 6% p.a. aufgeben würden?
Allwetterfest: Corporate High Yields
Der 500 Mrd. EUR große Markt für höher verzinsliche Euro-Unternehmensanleihen bietet eine echte Alternative in jeder Börsenphase. Über Konjunkturzyklen hinweg konnte mit dieser Anlageklasse nicht nur die Kaufkraft erhalten, sondern auch eine positive Realrendite nach Inflation generiert werden. Schwächephasen mit Kursbewertungen unter dem Nominalwert von 100% bieten eine Nachkaufgelegenheit, da über die Fälligkeit der Anleihe ein echter Trigger für die Wertaufholung auf den Rückzahlungskurs von 100% besteht. Die Zeit ist günstig. Anleihen mit 6% Rendite von fundamental attraktiven Emittenten mit begrenzter Restlaufzeit sind in der aktuellen Börsenphase nahezu marktüblich. Neben ETFs bewähren sich in volatilen Phasen anpassungsfähige aktiv gemanagte Fonds, die das Marktsegment höher verzinslicher Euro-Unternehmensanleihen abdecken. Nicht zu vergessen: Kurze Laufzeiten und hohe Coupons bieten auch einen erhöhten Inflationsschutz für den Anleger.
Norbert Schmidt hat sein Studium zum Diplom-Wirtschaftsingenieur an der Technischen Universität Dresden mit quantitativem Profil absolviert. Er verfügt über mehrjährige Berufserfahrung bei spezialisierten Beratungsboutiquen in den Bereichen Restrukturierung und M&A. Seit 2019 ist Schmidt bei der Heemann Vermögensverwaltung als Fondsmanager für den FU Fonds – Bonds Monthly Income (WKN: HAFX9M) zuständig. Alleinstellungsmerkmal des Fonds ist die Ausschüttungspolitik mit monatlichen Basisausschüttungen von 0,25% (3% p.a.) und jährlichen Sonderausschüttungen der über 3% p.a. hinausgehenden Erträge im April des Folgejahres.