Kolumne
Gastbeitrag von Thomas Käsdorf, Plutos Vermögensverwaltung AG
Lange Zeit schien es, als hätte die extrem lockere Geldpolitik der Notenbanken keine Auswirkungen auf die Inflation. Doch nun kommt sie zurück: In den USA stieg die jährliche Inflationsrate im Juni auf 5,4% und in Deutschland zog die monatliche Teuerungsrate im Juli auf 3,8% an. Bundesbankpräsident Jens Weidmann erwartet bis zum Jahresende auch in Deutschland Inflationsraten von bis zu 5%. Obwohl die Preissteigerungen von der angestrebten Zielrate in Höhe von 2% weit entfernt sind, wollen Fed und EZB an ihren niedrigen Zinsen festhalten. Sie erklären die Entwicklung für ein vorübergehendes Phänomen. Bundesbank und EZB gehen schon ab 2022 von einem Rückgang der Verbraucherpreise aus. Doch was, wenn nicht?
Kein Rezept gegen steigende Inflation
Woher die Notenbanken das Vertrauen in anhaltend niedrige Inflationsraten nehmen, ist fraglich. Grund seien vorübergehende Effekte wie steigende Energie- und Rohstoffpreise oder in Deutschland die kürzlich zurückgenommene Mehrwertsteuersenkung. Eines ist auch den Volkswirten in den Chefetagen der Notenbanken klar: Noch nie in der Menschheitsgeschichte wurde unbegrenzt Geld gedruckt, ohne dass dies Auswirkungen auf die Inflation und den Wert des Geldes hatte. Dass die Notenbanken dennoch an ihrem Niedrigzinskurs festhalten, ist dabei keine Überraschung. Die weltweite Verschuldung erreicht ein Rekordniveau nach dem nächsten; allein 2020 stieg sie um ein Sechstel auf 62,5 Bio. USD. Der weltweite Bankenverband spricht sogar von einem Verschuldungstsunami. Höhere Zinsen sind unbezahlbar und würden das Geld- und Finanzsystem stark gefährden.
Negativzinsen und Inflation zehren am Vermögen
Die Null- und Niedrigzinspolitik der Notenbanken ist zu einem Dauerzustand geworden – mit schwerwiegenden Folgen für Sparer. Liegen die Nominalzinsen unterhalb der Inflationsrate, verliert das Geldvermögen an Kaufkraft. Negative Realzinsen zehren bereits seit über sechs Jahren an den Ersparnissen auf Tagesgeld- und Sparkonten. Mit Minuszinsen machen Banken mittlerweile keinen Hehl mehr aus der voranschreitenden Geldentwertung. Aktuell erheben laut Verivox bereits 401 Institute Negativzinsen oder Verwahrentgelte für Tagesgeld- und Sparkonten. Mit steigender Inflation wird die schleichende Enteignung künftig sogar noch stärker zu Buche schlagen. Wie hoch Vermögensverluste sind, ist Sparern oft nicht bewusst: Bei einer Inflationsrate von „nur“ 2% und einem Negativzins von 0,5% verliert ein Vermögen von 10.000 EUR innerhalb von zehn Jahren fast ein Viertel an Kaufkraft. Stiege die Inflation dauerhaft auf 3,5%, verbliebe eine Kaufkraft von nur noch 6.650 EUR.
Dem Vermögensschwund begegnen
Geldvermögen verlieren in Zeiten von Null- und Negativzinsen und steigenden Inflationsraten stetig an Wert. Mit realen Vermögenswerten lässt sich Vermögen auch in diesen schwierigen Zeiten erhalten. Vor allem Gold hat sich über Jahrhunderte als verlässliches Wertaufbewahrungsmittel bewiesen. Trotz der vergangenen Kursrally dürfte der Goldpreis noch weiteres Potenzial haben. Er profitiert von negativen Realzinsen und dient als rettender Anker, wenn unser Fiatwährungssystem zusammenbrechen sollte.
Thomas Käsdorf ist Mitgründer der Plutos Vermögensverwaltung AG (www.plutos.de) und war 25 Jahre im Vorstand der Gesellschaft. Seit 2019 konzentriert er sich ausschließlich auf das Fondsmanagement. Er verfügt über mehr als 40 Jahre Erfahrung an den Wertpapier- und Aktienmärkten. Käsdorf ist seit 19 Jahren Manager des Plutos International Fund und seit 2008 des Mischfonds Plutos Multi Chance Fund (WKN: A0NG24). Im Jahr 2018 fusionierten die beiden Fonds zu dem vielfach ausgezeichneten Plutos Multi Chance Fund. Seit 1994 ist Käsdorf selbstständig als unabhängiger Vermögensverwalter tätig.