Wenn alles fällt – was trägt dann noch?

David Strauss

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Kolumne

Gastbeitrag von David Strauss, Vivace Capital GmbH

Eine neue Perspektive auf Portfoliosicherheit
Diversifikation ist ein Grundpfeiler moderner Portfoliotheorie. Sie zielt darauf ab, Risiken zu senken, ohne Ertragserwartungen wesentlich zu schmälern. Klassischerweise geschieht dies durch Streuung über verschiedene Anlageklassen – etwa Aktien, Anleihen, Gold oder Rohstoffe. Doch dieser Ansatz stößt zunehmend an Grenzen. Und genau hier setzt das Konzept der Strategiediversifikation an. Sie geht über die reine Vermögensaufteilung hinaus und kombiniert unterschiedliche Denk- und Handlungsansätze. Im Fokus steht nicht nur, was investiert wird, sondern auch, wie Renditen entstehen. Wo liegt der Nutzen?

Die Korrelationsillusion
Ein häufig übersehenes Problem: die Annahme stabiler Korrelationen. In ruhigen Marktphasen sind Aktien und Anleihen oft negativ korreliert. Doch in Krisen wie 2008, 2020 oder aktuell brechen diese Muster auf. Viele Assets verlieren gleichzeitig an Wert. Strategien hingegen – ob Trendfolge, Arbitrage, marktneutrale Long/Short-Ansätze oder fundamentale Modelle – reagieren unabhängig von der Assetklasse und zeigen in Extremsituationen oft gegensätzliche Wirkungen.

Renditequellen neu denken
Die klassische Assetdiversifikation zielt auf die Wahl des Investments – Strategiediversifikation dagegen auf den Mechanismus dahinter. Strategien wie Momentum, Value, Carry oder Volatilitätsprämien basieren auf unterschiedlichen Risikoprämien, die weitgehend unabhängig voneinander existieren. Der Einsatz unterschiedlichster Strategien verbessert so die Widerstandsfähigkeit des Ertragsprofils.

Handelsstrategien: anpassungsfähig und flexibel
Strategien passen sich schneller an als Assetallokationen. Ein Asset bleibt ein Asset; Aktien bleiben Aktien. Eine Strategie jedoch kann sich auf neue Marktbedingungen einstellen, sei es durch regelbasierte Portfolioanpassungen, taktische Gewichtungen oder automatisierte Risikosteuerung. So bleibt das Portfolio dynamischer und widerstandsfähiger gegenüber neuen Marktregimen. Beispiel: Trendfolgesysteme liefern auch in Baissephasen positive Beiträge – im Gegensatz zu Long-only-Ansätzen.

Diversifikation 2.0
Ein Portfolio, das sowohl eine Vielzahl von Anlageklassen als auch unterschiedliche Strategien kombiniert – etwa Buy-and-Hold, Optionsstrategien, Trendfolgesysteme oder Marktneutralität –, nutzt die Vorteile der mehrdimensionalen Diversifikation. Es schöpft nicht nur die Unterschiede der Instrumente, sondern auch die der Denkschulen und Methodiken aus. Das führt zu geringerer Volatilität, höherer Sharpe Ratio und besserem Risikomanagement.

Fazit
Klassische Diversifikation ist ein sinnvoller Grundbaustein. Doch greift sie zu kurz, wenn man echte Resilienz gegenüber Extremereignissen und strukturelle Robustheit im Portfolio erreichen will. Strategiediversifikation geht den entscheidenden Schritt weiter: Sie setzt auf die Vielfalt der Denkansätze, der Risikoprämien und der Marktlogiken. Wer sein Kapital krisenresistent und zukunftsfähig aufstellen möchte, sollte sich mit ihr beschäftigen.

David Strauss ist Geschäftsführer der Vivace Capital GmbH, die er 2018 gemeinsam mit Andreas Krysl gegründet hat. Die Gesellschaft berät den im März 2018 aufgelegten Fonds Vivace Multi-Strategy I (WKN: A2H89T), der sich durch hohe Resilienz in Krisenzeiten (Maximum Drawdown: 9,87%) auszeichnet. Zuvor war Strauss 25 Jahre im Investment Banking bei internationalen Großbanken in Zürich, London und Frankfurt tätig.

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