„Mehr Selbstzerstörung als dieses Sondervermögen geht nicht“

Peter Hahne

ARTIKEL TEILEN

Facebook
Twitter
LinkedIn
Email

Interview

Smart Investor im Gespräch mit dem früheren ZDF-Journalisten und Buchautor Peter Hahne über den Medienmainstream, das Gespräch von Trump mit Selenskyj, die jüngsten Wahlen hierzulande und die eigentliche Bedeutung des Wortes „rechts“.

Smart Investor: Herr Hahne, Ihr Vortrag gerade eben hier im niederbayerischen Ergolding [bei Landshut; am 2.3.2025; Anm. d. Red.] war ja ein fulminantes Donnergrollen gegen Politik und Medien. Ich wette, dass kein Reporter des SPIEGEL oder der Süddeutschen Zeitung es länger als 30 Minuten geschafft hätte, Ihnen zuzuhören, ohne dass ihm die Zornesröte ins Gesicht gestiegen wäre. Halten Sie dagegen?
Hahne: Nö, das wäre ja ein Kompliment [lacht]. Aber weil das so ist, kommen die erst gar nicht zu mir. Wahrheit tut weh. Der Wattebäuschchen-Journalismus erträgt das nicht. Da ist es einfacher, Hof-Claqueure der blinden Blindenleiter zu sein. Selbst die WELT jubelt das Saskia-Söder’sche Sondervermögen hoch. Derzeit gibt es mehrere Erdbebenepizentren, wozu sicher nicht SPIEGEL oder SZ gehören. Die großen „Alten“ rotieren in ihren Gräbern – Franz-Josef Strauß in Rott am Inn, Helmut Kohl in Speyer und Axel Springer und Willy Brandt in Berlin.

Smart Investor: Dass Donald Trump irre, böse und völlig unzurechnungsfähig ist, legen uns die Massenmedien hierzulande seit vielen Jahren nahe. Aber seit einigen Wochen ist er nun Präsident der mächtigsten Nation der Welt – und das auch noch mit fast uneingeschränkter Machtfülle. Was soll man denn davon jetzt halten?
Hahne: Der richtige – also rechte! – Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Der erlaubt es sich doch tatsächlich, alle seine Wahlversprechen in kürzester Zeit umzusetzen [lacht]. Unerhört! Merz überzeugt uns gerade vom Gegenteil. Trump ist eben kein feministischer Außenpolitiker oder woker Fantast, er ist Realist und Erfüller seines Amtseides: dem US-Volk zu dienen. Er ist ein Dealmaker und Businessman. Er pokert hoch und hat in den ersten Runden immer gewonnen. Selbst der Clown aus Kiew, wie er ihn nannte, kriecht ja jetzt via Canossa wieder zu Kreuze nach Washington [lacht].

Smart Investor: Fast euphorisch kommentierten Sie soeben, wie Trump den ukrainischen Präsidenten Selenskyj bei seinem Besuch in Washington am 28.2. auflaufen bzw. mit seinem Wunsch nach mehr Unterstützung abblitzen ließ. Warum?
Hahne: Ich wette, dass kaum einer der verbissenen Trump-Kritiker diese herrlich entlarvenden 50 Minuten aus dem Weißen Haus gesehen hat. Ich kenne sie bald auswendig. Minutenlang lobt er das ukrainische Volk. Bis Selenskyj plötzlich merkt: Die Show ist zu Ende, hier beißt er erstmals auf Granit. Die naiven Europäer konnte er bisher wie einst diese kranke Greta um den Finger wickeln. Aber bereits dieser zeigte Trump die kalte Schulter. Bei Minute 35 des Trump-Selenskyj-Gesprächs wusste Letzterer: Isch over … [lacht]. Trump hat in wenigen Minuten alles erledigt: Selenskyj entlarvt, die Amerikaner begeistert, Europa in Haftung genommen, vor allem die Deutschen. Und die sind in Person von Merz und Söder so dumm, darauf reinzufallen [lacht]. Mehr Selbstzerstörung als dieses Sondervermögen geht nicht.

Smart Investor: Das bedeutet ja vermutlich, dass sich Europa und insbesondere Deutschland nun noch mehr im Ukrainekrieg engagieren werden – mit Geld und Waffen, und womöglich sogar Militär. Und der Mainstream klatscht dazu. Wie ist Ihre Meinung dazu?
Hahne: Genauso wie an dem Tag, als der erste russische Schuss fiel: Schnell Frieden machen, denn jeder weitere Tag schwächt die Position der Ukraine und schadet dem Volk, das noch nicht, wie die wehrfähigen Oligarchensöhnchen, in den Westen desertiert ist! Und wie naiv ist der Riesenstaatsmann aus dem Sauerland: Er will Russland besiegen. Der Mainstream mischt mit. Wer will schon gerne Fehler einsehen. Es ist wie bei Klima und Corona: mit Gebrüll in den Abgrund.

Smart Investor: Wir könnten die Mechanismen beim Thema Trump im Prinzip auch auf Putin oder die AfD übertragen – es läuft relativ ähnlich ab. Wie erklären Sie sich, dass Sie in nahezu allen Punkten eine konträre Meinung zum Medienmainstream haben, dem Sie doch als ZDF-Journalist früher angehörten?
Hahne: Das gehört zu den Rätseln der Weltgeschichte [lacht]. Das Grundübel liegt in der Parallelgesellschaft, die schon der frühere BBC-Chef beklagte, den ich in meinem aktuellen Buch zitiere: „Nenne mir ein Land, in dem sich Politiker und Journalisten vertragen. Und ich sage dir: Es ist keine Demokratie.“ Unser Land ist wohlstands- und bildungsverwahrlost. Zu meiner TV-Zeit gehörte ich zum breiten Spektrum dazu. Leute wie Scholz und Söder haben es geschafft, den Meinungskorridor immer enger werden zu lassen. Deren Parteien beherrschen ja die Rundfunkräte und Verlage.

Smart Investor: „Schwurbel-Opa“ werden Sie von einigen etablierten Medien genannt. Ärgert Sie das?
Hahne: Nein, weil ich das Wort ja selber erfunden habe [lacht]. Ich bin kein verbissener Ideologe, ich verfüge über viele Portionen von Humor [lacht]. Und ich kann über mich selbst lachen. Ich bin doch lieber ein Giftzwerg als ein Gutmensch. Lieber der Schwarze Peter als der grüne Ersatz-Olaf. Oder sollte ich nicht lieber „blauer“ sagen …? [lacht hell auf].

Smart Investor: „Rechts“ ist mittlerweile eines der schlimmsten Schimpfwörter, welche man heutzutage hierzulande gesagt bekommen kann. Dabei ist der Wortstamm und auch die frühere Bedeutung ja völlig entgegengesetzt zur heutigen Konnotation. Wie kam es Ihrer Meinung nach zu dieser Verkehrung der Bedeutung?
Hahne: Ich sage nur: Bildungsnotstand! Selbst im Wort Gerechtigkeit, das doch alle so gern benutzen, lauten die zentralen Buchstaben „recht“. Und wenn die Ampel ausfällt, gilt laut StVO „rechts vor links“. Wer sich selbst seit Jahrzehnten als links verortet, für den ist rechts jedoch ein Kampfbegriff. Als Christ bete ich täglich mit dem jahrtausendealten Psalm-Sänger David: Herr, führe mich auf rechtem Weg. Da bin ich immer gut mit gefahren [lacht].

Smart Investor: Mit einigem Abstand zur Bundestagswahl hier in Deutschland hat man den Eindruck, dass es unter einem Kanzler Friedrich Merz genauso weitergehen wird wie unter Olaf Scholz. Hatten die Deutschen eigentlich nicht die Nase voll von der Ampel? Wie sehen Sie dies als Journalist?
Hahne: Ich habe schon lange vor der Wahl gesagt, und Marc Friedrich oder die Weltwoche machten das zur Überschrift: Es wird mit Merz alles noch viel schlimmer! Manche im eigenen Lager schüttelten mit dem Kopf. Doch jetzt muss ich um Verzeihung bitten: Ich habe untertrieben. Das dumme Volk, sorry, ist auf die Lügen von Merz und Söder reingefallen. Hätte man sich lieber dran gehalten und weder Union noch Splitterparteien gewählt: Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Peter Hahne. Der Schwurbel-Opa ist zu lange im Geschäft, als dass er nicht alles durchschauen könnte [lacht].

Smart Investor: Wie geht es weiter? Hat Deutschland noch eine Zukunft?
Hahne: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Doch wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Man schaue sich nur die Pressekonferenzfotos der „Viererbande“ an. Da steht die verbitterte alte westliche Welt. Doch im Osten geht die Sonne auf. Das und die Jugend sind meine – letzte – Hoffnung.

Smart Investor: Herr Hahne, danke für Ihre Statements. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Optimismus!

Peter Hahne, Jahrgang 1952, war über viele Jahre bis 2017 beim ZDF und moderierte dort Sendungen wie „heute“ oder „Berlin direkt“. Seit 2017 ist der bekennende Christ und Hobbysegler als gefragter Redner unterwegs und betätigt sich als Autor von inzwischen über 40 Büchern mit einer Auflage von mehr als sechs Millionen. Dabei bürstet er dem Mainstream gerne gegen den Strich, sei es bei Corona, der Migration, dem Klima oder dem Ukrainekonflikt. So lauten z.B. seine letzten Titel „Ist das Euer Ernst?!“, „Das Maß ist voll“ oder „Nicht auf unsere Kosten!“. Hahne lebt zwar in der Hauptstadt, ist aber im „politischen Berlin“ aufgrund seiner Art, die Missstände in diesem Lande beim Namen zu nennen, so etwas wie eine „Persona non grata“.

UNSERE EMPFEHLUNGEN