CuB durch CDU?

Bild: © GROK

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Der Crack-up Boom aus dem Kanzleramt

„Die Ideen des Merz“

Manch einer mag sich nach der „soliden“ Haushaltsführung der Ampel zurücksehnen, in einer Zeit, als Mehrausgaben von 3 Mrd. EUR noch zum Koalitionsbruch führten und „Sondervermögen“ einen bescheidenen Umfang von 100 Mrd. EUR hatten. Seit Dienstag ist dieses Kapitel nun offiziell beendet, obwohl die Rest-Ampel formal noch immer im Amt ist. Sichtbarstes Zeichen für die Staffelübergabe war Bundeskanzler Scholz, der bei der Bundestagsdebatte am Dienstag zur Randfigur wurde. Im Zentrum stand Friedrich Merz, der vermeintlich alle Hürden auf dem Weg ins Kanzleramt zur Seite geräumt hat. Die Republik zahlt für seine Ambitionen einen hohen Preis und die CDU ist bei den Wählern in die Defensive geraten. An der Basis brodelt es nach der 180-Grad-Wende in Sachen Schuldenbremse. Einzelne CDU-Granden geben inzwischen sogar offen zu, dass man dem Wahlvolk vor der Bundestagswahl keinen reinen Wein einschenken wollte, obwohl intern die Aufweichung aka Reform des ungeliebten Ausgabenkorsetts schon beschlossene Sache war. Auch so wird die Demokratie beschädigt, und da haben wir noch gar nicht von der Hauruck-Aktion gesprochen, das Ganze mit den alten, seit drei Wochen abgewählten Mehrheiten des 20. Deutschen Bundestages durchzupeitschen. Dass Merz, der alle Trümpfe aus der Hand gegeben hat, tatsächlich Kanzler wird, gilt zwar als wahrscheinlich, sicher ist es aber nicht. 

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Europäischer Rüstungsboom

Die Märkte sehen die Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Natürlich haussieren die Aktien jener Unternehmen, die als direkte Profiteure wahrgenommen werden. Allen voran sind dies deutsche Rüstungsbetriebe wie Rheinmetall (WKN: 703000) und Hensoldt (WKN: HAG000), aber auch europäische Exponenten der Wehrindustrie wie die italienische Leonardo (WKN: A0ETQX) oder die schwedische Saab (WKN: A403UW) gehören zu den Gewinnern. Zudem waren in den letzten Wochen Unternehmen gesucht, die zwar keine lupenreinen Waffenschmieden sind, in ihrem Portfolio jedoch Produkte haben, die in der neuen europäischen Wirklichkeit von erheblichem Interesse sind, wie die U-Boot-Sparte von thyssenkrupp (WKN: 750000) oder die Triebwerke von Rolls-Royce (WKN: A1H81L). Die Anleger spielten in diesen Titeln nicht nur die Zeitenwende der Ampel, sondern auch die Erwartung der Turbo-Zeitenwende von Merz. Hinzu kommt, dass aufgrund der Verstimmungen zwischen der EU/Deutschland auf der einen und den USA unter der neuen Trump-Regierung auf der anderen Seite, mit dem künftig nach oben offenen deutschen Rüstungshaushalt vermehrt in Europa auf Einkaufstour gegangen werden dürfte. Wie schon in der letzten Ausgabe bemerkt, ist die „Hürde“ Bundesverfassungsgericht für das Billionen-Schuldenpaket und die Grundgesetzänderung eine reine Formalie. Dasselbe gilt nach dem Einknicken von Freie Wähler-Chef Hubert Aiwanger („eh keine Chance“) für die Zustimmung des Bundestags.

Nicht ohne die Grünen

Da Merz für seine Kanzlerambitionen auch die Grünen mit weiteren 100 Klima-Milliarden bedenken und die „Klimaneutralität bis 2045“ ins Grundgesetz bugsieren musste, haussieren seit letzter Woche einige typisch grüne Aktien wie Energiekontor (WKN: 531350). Allerdings erscheint bei allen genannten Aktien nun ein gewisser Korrekturbedarf plausibel – „Buy the rumour, sell the fact“, wie es unter Börsianern so schön heißt. Am Trend in Richtung Militarisierung ändert das nichts. Weitere Konsequenzen der Schuldenorgie sind absehbar. Schon jetzt steigen die Zinsen, was wohl einer der Hintergründe für die Befestigung des Euros ist. Solche Zusammenhänge sind gut belegt und mit der Zinsdifferenztheorie auch zu gewissen akademischen Ehren gekommen. Das Problem ist, dass nicht immer a priori gesagt werden kann, welcher der zahlreichen Einflussfaktoren die Wechselkursentwicklung künftig dominieren wird.

Bonitätsgeber Deutschland

Denn die sprunghaft ansteigende Verschuldung des Bonitätsgebers der Eurozone kann perspektivisch den genau gegenteiligen Effekt auf den Euro haben. So gesehen darf die aktuelle Stärke des deutschen Aktienmarkts auch als Hinweis in Richtung Crack-up Boom (CuB) gelten. Denn abgesehen von der Sonderkonjunktur im Rüstungsbereich und in staatsnahen Branchen wie den Erneuerbaren Energien, leidet die deutsche Wirtschaft unter drückenden Rahmenbedingungen wie hohen Energiepreisen, einer nicht enden wollenden Steuer- und Abgabenlast sowie der wuchernden Bürokratie und Regulierungswut. Das ist mit geliehenem (!) Geld nicht zu kurieren. Der Crack-up Boom, dies zur Erläuterung, ist eigentlich eine starke Aufwärtsbewegung, daher der deutsche Name Katastrophenhausse. Die Kurse steigen also. Aber sie steigen nicht, weil die Aussichten so rosig wären, sondern weil die Anleger aus den Geldwerten in die Sachwerte fliehen. Diese Flucht wiederum wird durch Sorgen vor einem Verfall des Geldes angetrieben, die – da schließt sich der Kreis – durch eine nachlassende Wirtschaftskraft bei steigender Verschuldung neue Nahrung erhalten.

Glanz satt

Zu diesem Szenario passt die Stärke des Goldpreises. Dieser dürfte allerdings nur mittelbar durch den deutschen Schulden-Overkill betroffen sein. Bekannt ist der Antagonismus zwischen der Schwäche des US-Dollar und der Stärke des Goldpreises. In der aktuellen Dollar-Schwäche bzw. Euro-Stärke erhält das gelbe Metall aus dieser Richtung schon einmal ordentlich Rückenwind. Die US-Regierung liefert weitere Argumente für die Goldpreisstärke. Selbst wenn sie perspektivisch mit ihrem harten Anpassungskurs im Innern und der brachialen Zollpolitik nach außen erfolgreich sein sollte, produziert sie aktuell erst einmal viel Unsicherheit und damit reichlich Unterstützung für den „sicheren Hafen“ schlechthin. Für Nachfrage sorgte zudem eine Mitteilung der CME Group, Betreiberin der Chicagoer Terminbörse, den Gold-Kilo-Future sowie unter anderem die London Spot Gold und Silber Futures auslaufen zu lassen. Einige Marktteilnehmer sehen in diesem Delisting bereits eine Vorstufe zur Beendigung des Futures-Handels, da es zuletzt immer wieder zu Gerüchten hinsichtlich Schwierigkeiten bei der Auslieferung physischer Ware gekommen war. Offiziell soll lediglich das Sortiment gestrafft werden, wobei die weniger umsatzstarken Produkte der Bereinigung zum Opfer fallen. Ein marktpsychologisches Element kam zusätzlich durch das Überschreiten der Marke von 3.000 USD/Feinunze ins Spiel. Solche Marken finden regelmäßig in einer breiteren Öffentlichkeit Beachtung und lösen bei manchem Marktteilnehmer die „Fear of missing out“ (FOMO) aus. Die Hausse nährt also weiter die Hausse, wobei Rücksetzer jederzeit möglich sind.

Zu den Märkten

Einigermaßen schwer tut sich der DAX an dem Anfang März etablierten Allzeithoch bei knapp 23.500 Punkten. Nach dessen Erreichen folgte ein scharfer Abverkauf. In den vergangenen Handelstagen erfolgte ein erneuter Anlauf, der fast punktgenau das alte Hoch erreichte bzw. sogar minimal überstieg. Am Mittwoch ging es erneut abwärts. Auffällig ist, dass die Umsätze beim zweiten Anlauf deutlich unter denen des ersten Anlaufs lagen. Nun prallte der Index erst einmal nach unten ab, allerdings bis zum Redaktionsschluss noch ohne Dramatik. Dennoch ist dies technisch keine Idealkonstellation.

Dividendensaison: heute British American Tobacco

Anders als zum Beispiel in den USA oder Großbritannien schütten deutsche Unternehmen nur einmal im Jahr ihre Dividende aus, vornehmlich in den Monaten April und Mai. Entsprechend wollen wir Sie auch dieses Jahr wieder früh genug auf interessante Kandidaten aufmerksam machen. Heute soll es jedoch als Einstieg um einen britischen Dividendenaristokraten gehen, der seit 27 Jahren seine Ausschüttungen jedes Jahr gesteigert hat. Die Rede ist von unserem Musterdepotwert British American Tobacco* (WKN: 916018).

7,48% Dividendenrendite zum aktuellen Kurs von 37,67 EUR sind mehr als verlockend. Tabakunternehmen findet man in fast jedem Dividendensammler-Depot. Das liegt zum einen an der Beständigkeit und an den etwas höheren Ausschüttungen, die sich solche Unternehmen aufgrund ihrer gesunden Cashflows sowie des geringen Investitionsdrucks erlauben können. Skeptiker argumentieren schon seit Jahren, dass das Geschäft mit dem Rauchen wegen immer schärferer Regulierungen und eines wachsenden Gesundheitsbewusstseins langfristig gefährdet sei. Die Umsatzzahlen sprechen aber eine andere Sprache. Noch viel wichtiger: auf Seiten der Tabakunternehmen hat man bereits neue Geschäftsmodelle für eine Transformation entwickelt. Es gibt dabei vor allem drei Zukunftstechnologien, die allesamt ein wesentlich geringeres Krebsrisiko aufweisen als die herkömmliche Zigarette. British American Tobacco ist bei „Vaping“ Weltmarktführer und bei „Nicotine Pouches“ Weltmarktführer außerhalb der USA. Bei der dritten Technologie – „Heated Tobacco“ – rangieren die Briten hinter Philip Morris an Marktposition Nr. 2. Wer also am 7. Mai 2025 in den Genuss der Quartalsdividende kommen möchte, sollte sich die Aktie bis zum Ex-Datum 27. März 2025 ins Depot holen.

Videohinweis – unser neuer YouTube-Kanal

Frisch gestartet sind wir mit unserem Smart Investor YouTube-Kanal. Und wir haben auch schon unseren Erstling online, ein Gespräch mit Prof. Dr. Michael Meyen, Professor für Allgemeine und Systematische Kommunikationswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München, der uns im Nachgang zur Bundestagswahl Rede und Antwort zu NGOs, Haltungsjournalismus, Propaganda und Zensur stand. Schauen Sie gerne einmal herein. Über ein Like oder ein Abo würden wir uns sehr freuen.

Chancen in jeder Marktphase

Wenn Sie buchstäblich für jede Marktphase gerüstet sein wollen, dann ist das Präsenzseminar „Erfolgreich Optionen handeln“ von OptionEarner.com am 29. März im Münchner Hotel Le Meridien (Bayerstr. 41, Nähe Hauptbahnhof) das Richtige für Sie. Das Seminar erfolgreicher Praktiker wie des mehrfach prämierten Fondsspezialisten Eckart Keil wendet sich sowohl an Beginner als auch an Fortgeschrittene. Im Rahmen der Veranstaltung gibt es die Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch und zum Networking. Unter dem Gutscheincode „OEsmartinvestor100“ erhalten Interessierte eine Ermäßigung auf den Eintrittspreis von 100 EUR. Das Seminar kann hier gebucht werden:
https://optionearner.com/abo/praesenzseminar-erfolgreich-optionen-handeln/

Musterdepots & wikifolio

In der Rubrik Musterdepots & wikifolio finden Sie diesmal ein Kurzupdate zum wikifolio „Smart Investor – Momentum“. Unsere große Monatsübersicht zum Aktienmusterdepot für den Monat Februar ist für sie online. Im Musterdepotbereich können Sie sich durch einfaches Blättern einen schnellen Überblick über die Transaktionen der letzten Wochen verschaffen. Um diesen Bereich lesen zu können, müssen Sie Abonnent des Smart Investor Magazins sein und sich auf der Smart-Investor-Website einloggen. Sollten Sie Ihr Passwort vergessen haben, fordern Sie bitte ein neues bei abo@smartinvestor.de an.

Fazit

Während Rüstung und Neue Energien von der Politik gepampert werden, entwickelt der Goldpreis eine eigenständige Stärke.

Ralf Flierl, Ralph Malisch

 

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Die Charts wurden erstellt mit stock3 und Tai-Pan von Lenz+Partner. Diese Rubrik erscheint jeden Mittwochnachmittag.

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