Was erlauben Wänz?

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Ralf Flierl,
Chefredakteur

Editorial 03/2025

Bitte verzeihen Sie mir meine grammatikalischen Ausrutscher in der Überschrift. Fußballkenner werden die Anspielung aber sofort verstanden haben: Es geht um Giovanni Trapattonis legendären Wutausbruch vor fast genau 27 Jahren. Einige Italo-Deutsch-Zitate daraus haben es bis heute in die Alltagssprache geschafft, so z.B. „ich habe fertig“, „Flasche leer“ oder eben „Was erlauben Strunz“, mit welchem der FC-Bayern-Trainer seinen Stürmer Thomas Strunz vor versammelter Pressemannschaft für seine miserable Leistung gegen Schalke 04 abkanzelte.

„Was erlaubt sich dieser Vance“, werden viele Beobachter bei der vor wenigen Tagen zu Ende gegangenen Münchner Sicherheitskonferenz angesichts der Rede des neuen US-amerikanischen Vizepräsidenten gedacht haben, welche ein beherztes Plädoyer für Meinungsfreiheit und Demokratie war. Der anschließende Beifall war mickrig. Die Reaktionen der deutschen Politiker dazu reichten von „muss man zurückweisen“ (Olaf Scholz) und „übergriffig“ (Friedrich Merz) bis zu „bizarrer intellektueller Tiefflug“ (Marie-Agnes Strack-Zimmermann).

Nachdem ich hier nun jahrelang anprangere, was sich große Teile der westlichen Medien, der Politik und auch der Wissenschaft gegenüber der Bevölkerung bei einigen Themen wie Klima, Migration, Ukraine, Corona oder Energie an Tatsachenverdrehung, Propaganda und auch tatsächlicher Zensur erlaub(t)en, konnte ich mir ein Schmunzeln bei Vances Rede nicht verkneifen. Klar: Wenn Robert Habeck diese mit „kümmere dich um deinen eigenen Kram“ kommentiert, dann hat er einerseits recht. Aber genau das tut ja auch die neue US-Administration. So hat Facebook-Chef Zuckerberg inzwischen unumwunden zugegeben, dass er von der Biden-Regierung zur Zensur während der Corona-Zeit gezwungen worden war – aber diese nun nicht mehr stattfindet. Auch kam im Rahmen der Untersuchungen bezüglich der US-Behörde USAID auf, dass sie freie Medien weltweit im Jahr 2023 mit insgesamt 10 Mrd. USD unterstützt haben soll. Warum wohl, wenn nicht für eine genehme Berichterstattung im Sinne der Biden-Regierung? „Nur die Lüge braucht die Stütze der Staatsgewalt, die Wahrheit steht von alleine aufrecht“, sagte einst der große amerikanische Präsident Thomas Jefferson, und da stimme ich zu. Was Donald Trump in den ersten 30 Tage seiner Amtszeit sonst noch alles in die Wege geleitet hat, das behandelt unser Artikel auf S. 16.

Da wir gerade von den Aufräumarbeiten der US-Administration sprechen: Das amerikanische Gesundheitssystem gilt als das teuerste der Welt – zeitgleich ist es ineffizient und verschwenderisch und wohl auch von Korruption durchsetzt. Auch hier könnten daher bald einige große Skandale ans Tageslicht und infolgedessen insbesondere die klassischen privaten Krankenkassen schon bald unter Druck kommen. Aber es gibt auch Profiteure. Lesen Sie mehr zu diesem Thema ab S. 48.

Über 450 Mrd. USD werden in diesem Jahr weltweit an Dividenden ausgeschüttet – die Hauptsaison dafür beginnt in wenigen Wochen. Wir haben uns in dieser Ausgabe daher schwerpunktmäßig mit dem Thema Ausschüttungen beschäftigt und es in mehreren Artikeln bearbeitet (S. 6 bis 15). Im weiteren Sinne gehört auch der Artikel „Erinnerungsdividende“ auf S. 26 zu diesem Themenkomplex.

Viel Lesespaß wünscht Ihnen

Ralf Flierl

Chefredakteur

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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