Interview
Smart Investor im Gespräch mit Tobias Gabriel, HAC VermögensManagement AG, über unabhängige Einkommensströme und funktionierende Multi-Asset-Strategien
Smart Investor: Herr Gabriel, die Finanzmärkte haben in den letzten Jahren turbulente Phasen erlebt. Wie schätzen Sie die Entwicklung der Märkte 2025 ein?
Gabriel: Das Jahr 2025 ist erneut geprägt von einem anspruchsvollen und paradoxen Marktumfeld. Wir sehen, dass die Aktienmärkte trotz aller Unwägbarkeiten steigen, doch die Schwankungen und potenziellen Risiken bleiben hoch. In der Physik spricht man von potenzieller Energie, wenn man einen Stein einen Berg hochrollt. Dank dieser kann er, wenn man ihn nicht mehr bremst, kraftvoll ins Tal rollen. In den Kursen steckt momentan eine Menge potenzieller Energie. Chancen gibt es nach wie vor, sowohl im Bereich KI, von dem vor allem das Healthcare-Segment profitieren könnte, als auch bei Butter-und-Brot-Aktien mit Burggraben. Auf der anderen Seite dürfen Anleger Risiken nicht unterschätzen: Geopolitische Spannungen, inflationsbedingte Zinsänderungen und hohe Bewertungen in einigen Segmenten können jederzeit für Rücksetzer sorgen. Wichtig ist, das Portfolio robust für alle Eventualitäten aufzustellen, um auch bei Gegenwind stabil zu bleiben.
Smart Investor: Warum sind aus Ihrer Sicht unabhängige Einkommensströme für langfristig erfolgreiche Investitionen so bedeutsam?
Gabriel: Unabhängige Einkommensströme sind ein Kernbaustein nachhaltigen Vermögensaufbaus. Damit meine ich beispielsweise Dividenden, Zinszahlungen, Inflationsschutz wie bei Gold oder andere regelmäßige Erträge, die ein Investment abwirft – unabhängig davon, ob die Kurse gerade steigen oder fallen. Letztlich geben unabhängige Einkommensströme dem Investor mehr Spielraum und Resilienz: Man ist weniger darauf angewiesen, im richtigen Moment zu verkaufen, und kann Marktschwankungen gelassener aussitzen.
Smart Investor: Taugen breit diversifizierte Multi-Asset-Strategien für eine robuste Antwort auf Marktunsicherheiten?
Gabriel: „Alle Eier in einen Korb zu legen“, war noch nie eine gute Idee – das gilt heute mehr denn je und steht schon bei Shakespeare und sogar im Talmud geschrieben. Eine Multi-Asset-Strategie verteilt das Vermögen auf verschiedene Anlageklassen wie bei uns auf Aktien, Anleihen, Edelmetalle und Liquidität. Der große Vorteil: Unterschiedliche Anlageklassen reagieren oft unterschiedlich auf dasselbe Marktereignis. Diese breite Streuung glättet die Schwankungen im Portfolio. Gerade in volatilen Phasen zeigt sich die Stärke eines Multi-Asset-Ansatzes – er ist so etwas wie ein finanzieller Allwetterreifen. Niemand kann zuverlässig prognostizieren, welche Anlageklasse im nächsten Jahr am besten läuft.
Smart Investor: Im HAC Quant STIFTUNGSFONDS flexibel global (WKN: A143AL) setzen Sie einen Multi-Asset-Ansatz um. Können Sie die Strategie kurz erläutern?
Gabriel: Der Fonds wurde vor zehn Jahren aufgelegt und verfolgt ein striktes Risikomanagement. Je nach Marktlage kann der Aktienanteil zwischen 0% und 80% liegen, die Anleihenquote kann bis zu 49% betragen. Zudem halten wir etwa 10% bis 15% Gold als defensive Beimischung und können bei Bedarf die Cashquote erhöhen. In guten Börsenphasen investieren wir also offensiv, in unsicheren Zeiten defensiv. Ein großer Vorteil ist dabei der Fondsmantel: Alle Umschichtungen erfolgen innerhalb des Fonds und bleiben für den Anleger steuerlich neutral. Wir nutzen einen quantitativen Ansatz, um weltweit rund 100 Qualitätsaktien auszuwählen. Der Fokus liegt auf günstig bewerteten Unternehmen mit stabilen Geschäftsmodellen, geringer Volatilität und eben jenen erwähnten Burggräben. Das Rückgrat unseres Risikomanagements ist das HAC-Pfadfindersystem. Dieses System analysiert täglich Tausende von Aktien weltweit und gibt uns Trendsi-gnale für die Marktausrichtung. Zeichnen sich größere Sturmwolken am Markt ab, signalisiert der Pfadfinder, das Risiko zu reduzieren oder Absicherungsmaßnahmen zu ergreifen. So konnten wir im Corona-Crash 2020 den maximalen Verlust des Fonds auf rund 14% begrenzen. Tiefer ging es in den zehn Jahren Fondshistorie nie. Seit Auflegung erzielte der Fonds im Schnitt etwa 5% p.a.
Smart Investor: Welche Tipps haben Sie für Anleger, die eine risikobewusste, prognosefreie Strategie suchen?
Gabriel: Anlegern, die ihr Vermögen wetterfest machen wollen, empfehle ich vor allem eine breite Streuung über Anlageklassen, strategische Treue und den Blick auf Risiken statt der Jagd nach einzelnen Top-Aktien von morgen. Es geht letztlich darum, sein Geld so anzulegen, dass man ruhig schlafen kann – eine risikobewusste, prognosefreie Strategie mag vielleicht nicht jedes Jahr Spitzenrenditen liefern, aber sie sorgt dafür, dass das Kapital langfristig und unabhängig von Modetrends wachsen kann; insofern macht sie den Anleger „finanziell unzerstörbar“.
Smart Investor: Herr Gabriel, vielen Dank für Ihre interessanten Ausführungen.
Tobias Gabriel (M. Sc.) ist CIO bzw. Vorstand bei der HAC VermögensManagement AG aus Hamburg. Die von ihm und seinem Team verantworteten Strategien HAC Quant STIFTUNGSFONDS flexibel global (WKN: A143AN) und HAC Quant DIVIDENDENSTARS global (WKN: A2N5NK) richten sich vor allem an konservative Anleger und Stiftungen. Das Ziel sind angemessene Erträge bei kalkulierbarem Risiko. Der 33-jährige Familienvater ist seit 13 Jahren bei HAC.