„America is back“

Titelbild: © Ameama – stock.adobe.com

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Das Börsenjahr 2025 enthüllt sich

Trump-Gewinner

Die Bilder von Trumps Amtseinführung im Kapitol zu Washington gingen um die Welt. Aber haben sich die Investoren genau angesehen, was da passiert ist und dessen wirkliche Bedeutung erfasst? Die Zahl der Sitzplätze im Kapitol war begrenzt, die Gäste auf der Bühne waren handverlesen. Natürlich war Tesla-Chef Elon Musk da, er hatte für Donald Trump im Wahlkampf getrommelt. Aber auch die Bosse anderer Tech-Giganten machten ihre Aufwartung – Tim Cook (Apple), Mark Zuckerberg (Meta Platforms), Jeff Bezos (Amazon), Sundar Pichai (Alphabet) und Sam Altman (OpenAI) wurden da in vertrauter Plauderei gesichtet. Offensichtlich hat das Silicon Valley seinen Frieden mit Trump gemacht. Einige der Tech-Chefs buhlten zuletzt sogar geradezu um seine Gunst.

Ein Firmenchef ist der wichtigste Botschafter seines Unternehmens. Seine vornehmste Aufgabe ist das Marketing und er ist Verkäufer Nummer eins im hauseigenen Sales-Team. So mögen weltanschauliche Wendemanöver herausgehobener Wirtschaftsführer für das breite Publikum ein Geschmäckle haben, sie werfen aber auch ein Schlaglicht auf deren Art zu Handeln. Für das Florieren der Unternehmen sind solche Anpassungsmanöver förderlich. Investoren können frei entscheiden, ob sie ein solches Verhalten goutieren oder auf den resultierenden Gewinn verzichten wollen: Seit dem Wahltag 6. November 2024 erzielte Meta Platforms (WKN: A1JWVX) einen Kursgewinn von +10%. Amazon erfreute mit +15%. Alphabet (WKN: A14Y6F) machte +14%. Tesla (WKN: A1CX3T) erzielte +48%. Lediglich Apple ist nach einem Zwischenspurt per Saldo unverändert. Was das bedeuten könnte, ebenso wie die nachhinkende Performance von Meta Platforms, beleuchten wir im brandneuen Smart Investor 2/2025, der zum Wochenende erscheint.

Wenige Stunden nach der Amtseinführung lud Präsident Trump die drei Unternehmer Masayoshi Son, Larry Ellison und Sam Altman ins Weiße Haus ein. Das nächste Foto mit weltweiter Verbreitung entstand, Trump verkündete bei der Gelegenheit das Projekt „Stargate“: 500 Mrd. USD für die Weiterentwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI). Ellison ist Chef von Oracle (WKN: 871460, Kursplus 9% über Nacht), Son von Softbank (WKN: 891624, Kursplus 9% über Nacht), Altman leitet OpenAI (ChatGPT). In der EU geht man mit dem Thema KI dagegen in gewohnt bürokratischer Weise um. Zuerst wird die Innovation mit Verordnungen wie dem „AI Act“ der EU zu Tode reguliert, als nächstes werden dann auch hier Unternehmen mit Milliarden subventioniert. Dies aber nicht, um an die Weltspitze zu kommen. Mehr als halbwegs den Anschluss zu halten ist da nicht mehr drin, besonders dann, wenn das Geld in den Kassen politischer Günstlinge und liebedienernder Konzernchefs versickert. Oft genug ist diese Form der Subventionierung dann auch nicht mehr als eine andere Form der Sterbehilfe.

Die Absurdität dieser Vorgehensweise zeigt die Diskussion um eine eigene europäische Social Media Plattform, vorzugsweise in der Hand des von den herrschenden Parteien korrumpierten, (halb)staatlichen öffentlichen Rundfunks. Selbst Mark Zuckerberg gibt inzwischen kleinlaut zu, wie Facebook und Instagram während der skandalreichen Corona-Politik einer harten staatlichen Zensur unterworfen waren, was bis zuletzt bestritten wurde. Sogenannte „Faktenchecker“ waren nicht Wächter über Fakten und Redefreiheit, sondern schafften lediglich Safe Spaces für Regierungs-Narrative und die dahinterstehenden Ideologien. Jetzt wo selbst bei Meta der Wind Richtung Redefreiheit gedreht hat, Elon Musks „X“ war hier der Vorreiter, soll der Steuerzahler der Politik erneut einen Safe Space finanzieren. So „denken“ Betonköpfe. So handeln Verlierer. Denn eine staatliche Plattform mit staatlichen Wahrheitswächtern wird in etwa so sexy sein wie eingeschlafene Füße in rot-grünen Wollsocken.

„The business of America is business“ erklärte dagegen US-Präsident Calvin Coolidge schon vor genau 100 Jahren. So ist es bis heute. Seit gestern ist ein Unternehmer Amerikas oberster Boss und mit Elon Musk hat er einen weiteren Vollblutunternehmer im Schlepptau. Entsprechend sind die Aussichten.

DAX-Gewinner

Während auf dem US-Parkett in der vergangenen Nacht die Kurs-Party stieg und Donald Trump von der Webseite des Weißen Hauses großlettrig „America is back“ verkünden lässt, ist die Stimmung in Deutschland am Boden. Wahlweise graugesichtige oder grell geschminkte Personen allerlei Geschlechts simulieren Wahlkampf. Das Wahlvolk ahnt, dass es nach dem 23. Februar genauso freud- und innovationslos weitergehen wird wie zuvor. Über Deutschland liegt inzwischen mehr als nur ein Hauch von DDR. Es ist fast schon egal, welche Parteienkombination wochen- oder monatelang – wichtig, wichtig – Bedingungen eines „Koalitionsvertrags“ aushandelt. Schon eine Woche nach Unterzeichnung kann dieser von der Wirklichkeit (Putin, Xi, Trump) überholt sein. Im Grundgesetz wird ein solcher Vertrag nicht einmal erwähnt. Man könnte auch einfach losregieren. So machte es Adenauer. Davon aber sind wir weit entfernt. Was nebenbei bemerkt im Grundgesetz auch nicht erwähnt wird, ist die sogenannte Brandmauer. Im neuen Smart Investor 2/2025 beschäftigen wir uns mit wahrscheinlichen, unwahrscheinlichen und unaussprechlichen Folgen der Bundestagswahl. Motto: „Deutschland vor der „Qwahl““.  Zumindest ein bisschen Spannung könnte es nach der Wahl dann doch noch geben.

Jedoch sollten hiesige Anleger trotz aller berechtigten Klagen die Kurse deutscher Aktien im Auge behalten. Während US-Aktien teuer sind wie nie zuvor (Shiller P/E derzeit 36), sind deutsche Papiere im internationalen Vergleich günstig. Letzten Mittwoch nannte Smart Investor Weekly Kandidaten aus der ersten DAX-Reihe, die sich trotz problematischer Wirtschaftspolitik gut entwickelt haben. Auch die zweite Reihe ist einen Blick wert. Hier können die großen Gewinner von Morgen schlummern. Der Motorenhersteller Deutz (WKN: 630500) arbeitet gerade an einer kurstechnischen Wende. Elmos Semiconductor (WKN: 567710) markierte im Oktober letzten Jahres ein Kurstief, seitdem geht es bergauf. Zudem lenkt Trumps KI-Initiative die Aufmerksamkeit auf den gesamten Sektor, was nicht schadet. Steil nach oben geht es seit Herbst auch für den Autovermieter und Marketingprofi in eigener Sache Sixt (WKN: 723132).

Zu den Märkten

Man kann darüber streiten, wie viel Trump in der aktuellen Kursentwicklung deutscher Aktien steckt. Denn überwiegend wird „America First“ als Programm für Amerika verstanden, das dann zwangsläufig auf Kosten aller anderen geht, so die landläufige Argumentation. Auf den ersten Blick ist diese Logik überzeugend. Auch passt sie gut zu unserer Alltagserfahrung – nimmt sich einer ein besonders großes Stück des Kuchens, bleibt weniger für die anderen. Es ist diese Denke, die fast allen Forderungen nach Umverteilung zugrunde liegt. Diese geht aber implizit davon aus, dass sich die Größe des Kuchens im Zeitablauf nicht ändert. Für den Kuchen auf Omas Kaffeetisch ist das zweifellos richtig, für die Wirtschaft nicht. Denn wenn die dynamischsten, innovativsten und erfolgreichsten Kräfte beständig durch Umverteilung demotiviert werden, wenn die Früchte der Produktiven den Unproduktiven zugeschustert werden, wenn das Eigentum als Basis jeder marktwirtschaftlichen Ordnung nicht geachtet wird, dann wird der Kuchen kleiner. Aber auch umgekehrt wird ein Schuh daraus. Hindert man die Dynamik nicht an der Entfaltung, wächst der Kuchen, wovon sogar die mit den kleineren Kuchenstücken profitieren. Wirtschaft ist wesentlich mehr Anreiz- als Umverteilungslehre.

Vielleicht versteht man mit dem Blick durch diese Brille etwas leichter, warum der DAX von Allzeithoch zu Allzeithoch eilt, obwohl der deutsche Medienmainstream nicht müde wird, uns zu versichern, dass das Weiße Haus soeben von einem „verrückten Diktator“ besetzt wurde, der Deutschland und der EU zudem höchst feindlich gesonnen sei, weshalb ihm jeder graugesichtige bzw. grell geschminkte Hinterbänkler ebenso trotzig wie kraftlos „Europe Unite(d)!“ entgegenwirft. Vielleicht sollte man einfach öfter auf Aktienkurse als auf Politiker und deren Herolde in den Medien schauen?

Musterdepots & wikifolio

In der Rubrik Musterdepots & wikifolio finden Sie diesmal ein Kurzupdate zu den Musterdepots sowie zu unserem wikifolio „Smart Investor – Momentum“. Ferner ist in dieser Ausgabe auch die große Monatsübersicht zum Aktien-Musterdepot für Januar 2025 enthalten. Im Musterdepotbereich können Sie sich durch einfaches Blättern einen schnellen Überblick über die Transaktionen der letzten Wochen verschaffen. Um diesen Bereich lesen zu können, müssen Sie Abonnent des Smart Investor Magazins sein und sich auf der Smart-Investor-Website einloggen. Sollten Sie Ihr Passwort vergessen haben, fordern Sie bitte ein neues bei abo@smartinvestor.de an.

Fazit

Eigentlich war die Amtseinführung Donald Trumps ein bekanntes Ereignis, ein sogenannter „fait accompli“. Dennoch ließen sich die Märkte von seiner Rede nach oben mitreißen. Der deutsche Medienmainstream arbeitet sich derweil schmollend an einem vermeintlichen „Hitler-Gruß“ von Elon Musk ab.

Ralf Flierl, Frank Sauerland, Ralph Malisch

 

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Die Charts wurden erstellt mit stock3 und Tai-Pan von Lenz+Partner. Diese Rubrik erscheint jeden Mittwochnachmittag.

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