Big Tech rumpelt. Anderswo läuft es wie geschmiert …
Warum Öl-Aktien gerade gewinnenDas Jahr begann an den großen Börsen mit Kursverlusten bei Big Tech und anderen 2024er Highflyern. Auch in der laufenden Woche ist die Stabilisierung zögerlich. Scheinbar mögen die großen, marktbewegenden Adressen derzeit noch nicht richtig zugreifen. Man will sich schlicht nicht auf dem falschen Fuß erwischen lassen. Schließlich wird am kommenden Montag ein energischer Donald Trump als neuer Präsident der Vereinigten Staaten in sein Amt eingeführt.
So mäandern die Kurse derzeit auf- und abwärts bzw. gerne noch mal abwärts. Die Börse mag keine Unsicherheiten und wer weiß schon, was die zweite Präsidentschaft Donald Trumps bringen wird? Genau, niemand weiß es, der Nebel der Zukunft ist dicht. Obwohl … Tendenzen lassen sich ausmachen. Diese klar zu benennen, kann helfen, als Börsianer nicht überrascht zu werden, sondern schnell auf der richtigen Seite zu stehen, wenn aus Tendenzen handfeste Trends werden:
1. Die heute veröffentlichten US-Verbraucherpreise werden von Beobachtern als Inflationshinweisgeber genutzt werden.
2. Steigt die Inflation, wird es Fed-Chef Jerome Powell schwerer fallen, weitere Zinssenkungen zu begründen. Auf den Gängen der US-Notenbank soll man sich sogar im Flüsterton darüber austauschen, ob im Verlauf des Jahres die Zinsen steigen müssten …
3. Denn Donalds Trumps Regierungsvorhaben – Zölle, Re-Industrialisierung, Re-Migration – wären Inflationstreiber … wenn sie denn umgesetzt werden.
4. Ein sicherer Hafen für Aktienanleger können Unternehmen aus dem Marktsegment Energie sein. Billige Energie fördert Wohlstand, Trump lehnt Kohle und Öl nicht ab. In der Vergangenheit reagierten Energie-Aktien mit Kursgewinnen auf eine steigende Inflation. Einen Blick wert sind etwa Kinder Morgan (WKN: A1H6GK), EOG Resources (WKN: 877961) und Warren Buffetts Favorit Occidental Petroleum (WKN: 851921).
Selbst nach der Wahl zum deutschen Bundestag im Februar wird die Politik nicht liefern – und das ist keine sonderlich gewagte Prognose. Die Bürokratie wuchert weiter, Steuern steigen, die Energiepreise sowieso. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) erwartet für 2025 ein mickriges Wirtschaftswachstum von +0,1% – und das nach zwei Jahren Rezession. Gut möglich, dass tatsächlich sogar ein drittes Rezessionsjahr ansteht.
Dennoch funktionieren selbst unter solch widrigen Umständen einige ausgesuchte deutsche Unternehmen. Der Softwarespezialist SAP (WKN: 716460) ist seit dem Abgang von Linde aus dem DAX der Star im deutschen Leitindex. Ähnlich wie US-Konkurrent Service Now (WKN: A1JX4P) entwickelt SAP hochwertige Firmensoftware und versteht es, sie zu vermieten. Das Thema Künstliche Intelligenz wird offensiv angegangen. Nächster Testpunkt für den Aktienkurs der Walldorfer dürfte der vierteljährliche Geschäftsbericht sein, der für Ende Januar angekündigt ist.
Auch der Deutschen Telekom (WKN: 555750) gelingen gute Geschäfte trotz schlechter Rahmenbedingungen im früheren Wirtschaftswunderland. Mit immer neuen Kursgewinnen erfreute der DAX-Konzern seine Aktionäre in den vergangenen Monaten, und noch immer darf das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) mit 6 als moderat bezeichnet werden.
Deutlich kleiner als SAP und Telekom ist das Unternehmen 2G Energy (WKN: A0HL8N). Anlageexperten von M. M. Warburg machen aktuell aufmerksam auf den Betreiber von Heizkraftwerken, der im Segment „Scale“ der Frankfurter Börse einsortiert und auch über Xetra handelbar ist. Warburg spekuliert, 2G Energy könne von einem zyklischen Nachfragewachstum profitieren. Den Hauptsitz hat 2G Energy in Heek, einem Ort nahe der Grenze zu den Niederlanden. Insgesamt 950 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen – in Heek, sowie in den USA und an fünf weiteren Standorten in Europa.
Risiken herausnehmenRumpelt es an der Aktienbörse, können Anleihen Stabilität ins Depot bringen. Zumindest dann, wenn sie bis an das Ende ihrer Laufzeit gehalten werden. Denn zwischenzeitlich mögen die Börsenkurse von Anleihen durchaus sinken, falls die allgemeinen Zinsen steigen (s. o.). Dann werden die Kurse der Rentenpapiere an die neuen Marktrenditen angepasst – sie sinken. Erst am Ende bekommt man den Nennwert zurück. Falls die Performance aus Kursveränderung und Zinseinnahmen die parallel erfolgte Geldentwertung kompensiert hat, kann man sich erst einmal freuen. Diese Freude währt aber nur so lange, bis die Steuer und – falls es nach dem Willen des scheidenden Wirtschaftsministers Robert Habeck geht – auch die Sozialabgaben zugebissen haben. Wer will sich bei so viel Wirtschaftssachverstand noch darüber wundern, dass Deutschland mittlerweile im zweiten Rezessionsjahr steckt und damit zudem noch ziemlich allein auf weiter OECD-Flur steht?!
Auf Anleihen sind eigene ETFs aufgelegt worden und die haben für Privatanleger durchaus noch einige Vorteile. Man vermeidet Klumpenrisiken, braucht sich nicht mit einzelnen Firmenanleihen und unterschiedlichen Laufzeiten auseinandersetzen und kann jederzeit über die Börse verkaufen, braucht also gerade nicht bis zum Laufzeitende durchzuhalten: Die breite Streuung innerhalb des ETFs mildert zudem die Kursschwankungen der Einzeltitel.
Der iShares Core Global Aggregate Bond ETF (WKN: A2H6ZT) ist im Anleihen-Universum das, was bei Aktien ein breit aufgestellter MSCI World ETF ist. Der Anleihen-ETF dürfte ein seriöser Ausgangspunkt sein für eigene Überlegungen, wenn man sich aufgrund volatiler werdender Märkte als Anleger intensiver mit dem Thema Zinspapiere beschäftigen möchte.
Zu den MärktenIm Verlauf der Berichtswoche hat sich für den DAX per Saldo nicht viel verändert. Nach einem ersten Anlauf auf das bisherige Allzeithoch gab es zunächst einen Rücksetzer in den Bereich von knapp über 20.000 Punkten. Damit schien sich das Thema eines eher enttäuschenden Jahresauftakts zunächst zu bestätigen. Am heutigen Mittwoch konnten die deutschen Standardtitel dann doch noch von positiven US-Inflationsdaten und einem Kurssprung in den USA profitieren. Der DAX schießt am frühen Nachmittag förmlich auf ein neues Allzeithoch, das er zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe auch gehalten hat.
Eine solche Entwicklung sehen wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Natürlich sind neue Rekordmarken zunächst einmal gute Nachrichten. Eines der Zugpferde ist wieder einmal die Aktie des Softwaregiganten SAP, die um über +2% zulegen konnte. Dennoch wäre eine etwas ausgeprägtere Verschnaufpause für den Index wünschenswert gewesen, etwa in Form einer tragfähigen Stufe, von der aus der DAX erneut auf Rekordjagd gehen kann. Nun, die Börse ist kein Wunschkonzert.
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In der Rubrik Musterdepots & wikifolio finden Sie diesmal ein Kurzupdate zu den Musterdepots sowie zu unserem wikifolio „Smart Investor – Momentum“. Die große Monatsübersicht zum Aktien-Musterdepot für Dezember 2024 inklusive der erfolgten Transaktion finden Sie hier. Im Musterdepotbereich können Sie sich durch einfaches Blättern einen schnellen Überblick über die Transaktionen der letzten Wochen verschaffen. Um diesen Bereich lesen zu können, müssen Sie Abonnent des Smart Investor Magazins sein und sich auf der Smart-Investor-Website einloggen. Sollten Sie Ihr Passwort vergessen haben, fordern Sie bitte ein neues bei abo@smartinvestor.de an.
Fazit
Die US-Inflationsdaten haben den Märkten neuen Schwung verliehen. Ob dies eher ein kurzes Aufatmen war, oder ob daraus ein echter Trend wird, müssen die nächsten Handelstage weisen.
Ralf Flierl, Frank Sauerland, Ralph Malisch
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Die Charts wurden erstellt mit stock3 und Tai-Pan von Lenz+Partner. Diese Rubrik erscheint jeden Mittwochnachmittag.
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