Nach der Wahl ist vor den Gewinnen
Trump Gewinner
Die deutliche Wahlentscheidung am 5. November für Donald Trump als „President-elect“ der USA ist ein politischer Einschnitt, der unmittelbar Auswirkungen auf Aktienmärkte hatte. Der anfänglichen Euphorie folgte aber Ernüchterung. Nun setzt das Nachdenken ein. Was wird eine Trump-Präsidentschaft für Investoren bedeuten, wo werden Gewinne gemacht, wo liegen für Investoren die Gefahren?
„Junk Food“ Verlierer
Donald Trump hat Robert F. Kennedy Jr. für die Position des künftigen Gesundheitsministers vorgesehen. Kennedy will die Amerikaner dazu bringen, sich gesünder zu ernähren. Der Verkauf von Limonade und hochverarbeiteten Lebensmitteln soll erschwert werden, zum Beispiel indem Arbeitslose sie nicht mehr gegen staatliche Lebensmittelmarken erhalten können. Das sind keine guten Nachrichten für WK Kellogg (WKN: 853265), Kraft Heinz (WKN: A14TU4) und Hershey (WKN: 851297). Unbeeindruckt dürften Einzelhändler bleiben; sie verkaufen gesundes Gemüse so gern und gewinnträchtig wie fettig-leckere Kartoffelchips: Walmart (WKN: 860853) begeisterte Anleger gestern mit Zahlen und Aussichten, das Kursplus lag am Abend bei 3%.
Big Pharma Verlierer
Schwerere Zeiten dürften auf Big Pharma zukommen. Nicht nur Kennedy steht den Konzernen kritisch gegenüber. Trumps neuer Chef für die Gesundheitssysteme Medicare und Medicaid heißt Mehmet Oz. Er setzt sich ein für mehr private Leistungen und weniger Steuergeld im Gesundheitssektor. Aktuell sind die Riesen Eli Lilly (WKN: 858560), United Health (WKN: A1W046) und Johnson & Johnson (WKN: 853260) unter Druck.
Howard Lutnick soll Handelsminister werden. Der milliardenschwere Investor gilt wie Trump als Befürworter hoher Zölle auf chinesische Waren. Trump, sein Vize Vance und Lutnick wollen die USA re-industrialisieren. Zu den Gewinnern dürften Banken als Finanzierer von Maschinen und Neubauten gehören. Ebenso wird damit gerechnet, dass der Energiesektor profitiert sowie Mittelstand und kleine US-Aktiengesellschaften, die ausgerichtet sind auf den inneramerikanischen Markt. Das zeigt sich auch in der relativ besseren Performance des Russell 2000, die aber bereits vor der Trump-Wahl begann, danach aber noch einmal einen deutlichen Schub bekam.
Gold Gewinner
Wissen kann der Weg zu großen Gewinnen sein. Oft ist dieses Wissen Erfahrungswissen, besonders nach schmerzhaften Erfahrungen. Die dürfen dann allerdings nicht verdrängt werden, sondern müssen so aufgearbeitet werden, dass die gemachten Fehler in der Zukunft weniger wahrscheinlich sind. Mitunter versteckt sich dieses Wissen auch in kaum beachteten Studien. So belegt eine unauffällig daherkommende Ausarbeitung der Deutschen Bank, dass Gold seit dem Jahr 2000 den Börsenpapieren den Rang abgelaufen hat. Deutsche Bank Research-Leiter Jim Reid: „Nie zuvor waren US-Aktien ein Vierteljahrhundert lang hinter Gold zurückgeblieben, hinter einem Vermögenswert, der keine Dividende zahlt.“ Im ablaufenden Vierteljahrhundert erzielte Gold einen Wertzuwachs von jährlich 6,8%. Laut der Studie brachten dagegen US-Börsenpapiere dem Anleger seit 2000 nur eine Realrendite von 4,9% im Jahr. Die Kurshistorie reicht zurück bis ins Jahr 1800 und dabei ergibt sich eine Jahresdurchschnittsrendite von 6,8%. In den letzten Jahrzehnten fiel die Aktienrendite also zurück.
Für Deutschland sehen die Zahlen noch schlechter aus. Die Deutsche Bank berechnet für deutsche Aktien eine Jahresdurchschnittsrendite von lediglich 2,4% seit Jahrhundertbeginn. Das sei markant weniger als in den fünfzig (Aufbau-)Jahren davor, notiert Jim Reid. Zwar gibt es bei Aktien immer wieder große Chancen – wir erwähnten bereits die Möglichkeiten, die eine Trump-Präsidentschaft dem Anleger in ausgesuchten Sektoren bieten kann. Jedoch kann ein breit aufgestelltes Depot durchaus von einer Gold-Beimischung profitieren, sei es als physisches Edelmetall oder als gut handelbarer ETF, zum Beispiel Xetra Gold (WKN: A0S9GB).
Energie Gewinner
Drei Zutaten gehören zur Anlage-Rezeptur vieler Investoren, die an der Börse Erfolg haben:
- Trendwechsel sind zu akzeptieren.
- Niemand ist schlauer als der Markt.
- Aktienpreise sind Wegweiser.
Von 2021 bis 2023 kannte der Kurs von Siemens Energy (WKN: ENER6Y) vor allem eine Richtung, die nach unten. Anhaltende Verluste des Windradbauers Gamesa, der zum Portfolio gehört, belasteten. Das Smart Investor Magazin äußerte sich in den Jahren skeptisch zu der Aktie.
Aber die Zeiten ändern sich, es gibt keine ewigen Wahrheiten, schon gar nicht an der Börse. Der Kurs von Siemens Energy entwickelte sich dieses Jahr bis zum Anfang des Sommers prächtig, konsolidierte dann, um anschließend endgültig steil zu gehen (Zutat 1). Mit einem Mal erscheint die Unternehmensperspektive als glänzend. Überall in der westlichen Welt wird mehr zuverlässige Energie benötigt und Siemens Energy hat die Turbinen dafür und das Knowhow, wie Stromnetze zu bauen sind. Bis 2030 sollen 10.000 neue Mitarbeiter eingestellt werden. Die Kursentwicklung nimmt das erwartete Gewinnwachstum schon heute vorweg. Sogleich stellt sich die Frage, ob ein Einstieg bei Siemens Energy jetzt zu spät ist, der Kurs seinen Gipfel erreicht hat. Das weiß niemand (Zutat 2) Chancenorientierte Anleger sind engagiert und bleiben dabei, bis der Trend bricht (Zutat 3 & Zutat 1).
Zu den Märkten
Fällt er oder fällt er nicht? Irgendwie hat der DAX die Vorgabe einer möglichen Top-Bildung aufgenommen – zumindest ein bisschen. Am Dienstag tauchte er, wie schon am Mittwoch der Vorwoche, deutlicher unter die wichtige Unterstützung von 19.000 Punkten ab, konnte die Marke aber noch während der Sitzung zurückerobern. Das Tückische an solchen Fehlsignalen ist, dass sich hier die Aussage in kürzester Zeit umkehrt, was von kurzfristig orientierten Anlegern ein hohes Maß an Flexibilität fordert. Am Ende des Tages ist nicht der Bruch der Unterstützung die Nachricht, sondern, dass dieser sofort wieder geheilt werden konnte. Das wird entsprechend als Zeichen der Stärke angesehen. Allerdings ist dies bislang nur ein kleines Zeichen, denn die ganze Kursbildung spielt sich noch immer im Bereich der möglichen Top-Bildung ab, die wir seit Ende September beobachten. Weder ist bislang der überzeugende Befreiungsschlag nach oben gelungen, noch wurden die Vorgaben für einen deutlicheren Kursrückgang aufgenommen. Mittelfristig orientierte Anleger werden also weiter im Beobachterstatus bleiben, bis sich die Situation in die eine oder andere Richtung geklärt hat.
Einen starken Impuls zur Klärung könnten die Nvidia-Zahlen liefern, die heute Abend nach Börsenschluss veröffentlicht werden. Nun gehört Nvidia bekanntlich nicht zum DAX, die weltweite Ausstrahlung der Geschäftsentwicklung dieses einen Unternehmens ist dennoch enorm und das ist alles andere als eine gesunde Entwicklung. Schnallen Sie sich also gut an, wenn es heute wieder heißt – Hopp oder Top!
Musterdepots & wikifolio
In der Rubrik Musterdepots & wikifolio finden Sie unsere Updates zu den Musterdepots sowie zu unserem wikifolio „Smart Investor – Momentum“. Hier haben wir heute für Sie einen kleinen Leckerbissen. Die große Monatsübersicht für Oktober 2024 inklusive der erfolgten Transaktion war Bestandteil der Ausgabe 43/2024. Im Musterdepotbereich können Sie sich durch einfaches Blättern einen schnellen Überblick über die Transaktionen der letzten Wochen verschaffen. Um diesen Bereich lesen zu können, müssen Sie Abonnent des Smart Investor Magazins sein und sich auf der Smart-Investor-Website einloggen. Sollten Sie Ihr Passwort vergessen haben, fordern Sie bitte ein neues bei abo@smartinvestor.de an.
Fazit
Kurz vor dem Beginn der Trump-II-Präsidentschaft schälen sich die Gewinner und Verlierer deutlicher heraus. Gold bleibt, trotz der Irritationen nach dem Wahltag, ohnehin ein Klassiker.
Frank Sauerland, Ralph Malisch; Thomas Steinhauser
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Die Charts wurden erstellt mit stock3 und Tai-Pan von Lenz+Partner. Diese Rubrik erscheint jeden Mittwochnachmittag.
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