Die US-Präsidentschaftswahl wirft ihre Schatten voraus
Am kommenden Dienstag findet die Wahl zum nächsten Präsidenten der Vereinigten Staaten statt. In Zeiten globaler Herausforderungen und geopolitischer Spannungen wird dem Ereignis ein extrem hoher Stellenwert zugesprochen, schließlich gelten die USA nach wie vor als einflussreichstes Land der Welt. Gesellschaftlich so zerrissen sind wie nie zuvor wünschen sich die Amerikaner vor allem eine stabile und verantwortungsbewusste Politik für das eigene Land. Schon der Wahlkampf stellte alle vorherigen in den Schatten. Der amtierende Präsident Joe Biden zog sehr spät und nicht ganz freiwillig eine erneute Kandidatur aufgrund gesundheitlicher Probleme zurück und ebnete damit den Weg für Kamala Harris, erste Präsidentin des Landes zu werden. Auf der anderen Seite steht mit Donald Trump einer der polarisierendsten Politiker der Gegenwart. Im Juli wurde auf den republikanischen Ex-Präsidenten während einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania geschossen und er wurde dabei leicht verletzt. Im September konnte ein zweites Attentat nur knapp durch den Secret Service vereitelt werden. Mehr Drama geht eigentlich nicht …
Wenige Tage vor der richtungsweisenden Abstimmung sehen die Umfragen Trump leicht bis deutlich vorne, aber gerade zum Endspurt hin sollte man noch mit einigen Überraschungen rechnen. Bei den Wählern rangiert trotz der mannigfaltigen Problemfeldern das Thema Wirtschaft ganz oben. Wie unterscheidet sich die Wirtschaftspolitik der beiden Lager? Lange hatte Harris mit inhaltlichen Details zu ihrer Wirtschaftspolitik vor dem Berg gehalten. Vieles spricht aber dafür, dass sie den Kurs von Biden beibehalten wird. Doch dies ist zu Teilen ein gewagtes Unterfangen, denn trotz guter Zahlen und einer im internationalen Vergleich robusten Volkswirtschaft – Deutschland ist hier schon lange kein Maßstab mehr – sind die Amerikaner unzufrieden mit der Gesamtsituation. Zu stark waren die Preise in den letzten Jahren gestiegen und die Schuld dafür geben die Bürger der aktuellen Regierung. Harris betont, die Mittelschicht und die Arbeitnehmer zu stärken, allerdings will sie dies u.a. mit Steuererhöhungen für Reiche und mehr Unternehmensregulierung finanzieren – also mit üblichen linken Instrumenten bzw. Ideen. Aber auch Trumps Programm ist nicht ohne Makel. Zwar traut ein Großteil der US-Bevölkerung den Republikanern eine erfolgreichere Wirtschaftspolitik zu, doch mit den geplanten Strafzöllen – vor allem für China – riskiert Trump nach Meinung einiger US-Ökonomen einen internationalen Handelskrieg. Zudem könnten bestimmte Aspekte seines Programms die Inflation wieder befeuern. Einen großen Pluspunkt kann er für sich markieren, nämlich dass er diverse Steuern senken möchte.
In den letzten Tagen kam es zu bemerkenswerten Bewegungen am US-Anleihenmarkt. So fielen die Kurse der Staatspapiere zum Teil deutlich, wie am gestrigen Dienstag noch einmal. Gemischt ausgefallene US-Konjunkturdaten werden als erste Interpretationsversuche genannt. Aus unserer Sicht könnte es aber auch mit den Umfragewerten Trumps zusammenhängen. Für viele steht er bereits als Sieger fest. Mit Trump als neuem Präsidenten würde eine extremere Steuer- und damit auch Schuldenpolitik der USA einhergehen. Man bedenke, deren Zinszahlungen im letzten Fiskaljahr betrugen fast 1.200 Bio. USD. Unter Trump dürfte das noch deutlich mehr werden. Wir bleiben daher dabei, dass die Endphase des Fiatgeldsystems eingeleitet ist, und unter Trump sich noch beschleunigen sollte. Für die Börsen wäre damit das Crack-up-Boom-Szenario wahrscheinlich. Entsprechend ziehen Anleger ihr Kapital aus dem systemabhängigen Anleihenmarkt ab.
Auswirkungen der US-Wahlen auf die (eigene) Anlagestrategie: Wichtige Faktoren für Anleger
Die Wahl eines US-Präsidenten bringt oft Unsicherheit mit sich, die sich direkt auf die Finanzmärkte auswirken kann. Auch wenn man „politischen Börsen kurze Beine“ nachsagt, sollten Anleger auf die politische Agenda des neuen Präsidenten achten, insbesondere in Bezug auf Wirtschaftspolitik und Handel. Die Zusammensetzungen des Kongresses, des Senats und des Repräsentantenhauses spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle, da sie die Fähigkeit des Präsidenten beeinflussen, seine politischen Ziele durchzusetzen. Dieser wird zeitgleich am 5. November neu gewählt. In einem dynamischen Marktumfeld können selbst kleine Machtverschiebungen große Wellen schlagen und zu plötzlichen Kursbewegungen führen. Darüber hinaus reagieren bestimmte Marktsektoren unterschiedlich auf politische Veränderungen, was eine sorgfältige Analyse und gegebenenfalls Anpassungen in der Anlagestrategie erforderlich macht.
Welche Sektoren im Falle eines Sieges der Demokraten profitieren und welche bei einem republikanischen Präsidenten zulegen sollten, hatten wir hier schon thematisiert. Wir möchten daher diesmal konkret die Aktie von E-Auto-Hersteller Tesla (WKN: A1CX3T) kurz thematisieren. Der Kurs konnte in den letzten Wochen einiges an Boden gutmachen und das, obwohl die Geschäftszahlen eher enttäuschten. So ging der Gewinn im Jahr 2024 um 50% zurück. Zudem ist man beim Thema „Autonomes Fahren“ weit hinter den eigenen Zielen zurück. Trotzdem schafft es Elon Musk durch geschickte PR, immer wieder neue Fantasien zu schüren. Gleichzeitig mischt er seit kurzem sehr aktiv im Wahlkampf mit. Nicht nur, dass er Trump finanziell großzügig unterstützt, er tritt sogar auf dessen Wahlkampveranstaltungen auf und positioniert sich vollumfänglich. Gerade sein Unternehmen wäre aus verschiedenen Gründen ein großer Nutznießer, wenn Trump zum nächsten Präsidenten ernannt würde.
Nicht zu unterschätzen sind außerdem die Effekte der jeweiligen Außenpolitik auf die Märkte. Und bei diesem Themenkomplex sind ebenfalls entscheidende Unterschiede der beiden Kontrahenten festzustellen. Es ist davon auszugehen, dass Harris den Kurs von Biden und Obama fortsetzen möchte. Entsprechend würde sie weiterhin die Ukraine unterstützen und sieht in Russland den Alleinschuldigen an dem Konflikt. Im Nahostkonflikt hat sie sich jüngst kritisch über die Kriegsführung Israels geäußert. Zudem setzt sie sich dort für eine Zweistaatenlösung ein. Ihr Gegenspieler Trump gilt als Putin-Freund und verspricht selbstbewusst, dass er bei seiner Wahl den Ukraine-Krieg zeitnah beenden würde. Der Republikaner gilt als absoluter Israel-Unterstützer und hält nichts von einer Zweistaatenlösung in besagter Thematik. Zündstoff beinhaltet ebenfalls seine aggressive Handelspolitik, die vor allem aufgrund der Erhöhung der Handelszölle das Verhältnis mit China stärker belasten könnte.
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Und dann ist da noch die Fed
Ein weiterer Faktor ist die Zinsstrategie der Fed und die gegenseitige Wechselwirkung mit der Politik aus dem Weißen Haus. Spannenderweise steht die nächste Zinssatzentscheidung nur zwei Tage nach der Präsidentschaftswahl an. Experten gehen davon aus, dass Fed-Chef Jerome Powell erneut die Zinsen senken wird. Die US-Wirtschaft ist einigermaßen stabil und es wird gemunkelt, dass man ein Signal senden möchte, die Inflation besiegt zu haben oder zumindest unter Kontrolle hat. Damit schlägt sich Powell indirekt auf die Seite der Demokraten und Noch-Präsident Biden. Es ist nicht ganz von der Hand zu weisen, dass die US-Zentralbank ruhiger und selbständiger unter einer Präsidentin Harris handeln könnte. Schließlich hat Herausforderer Trump in der Vergangenheit des Öfteren die Fed-Vorgehensweise scharf kritisiert und bei einem Wahlsieg eine stärkere Einflussnahme auf die Entscheidungen der Fed und deren Zinspolitik angekündigt.
Die Unabhängigkeit der Federal Reserve ist ein grundlegendes Prinzip der Vereinigten Staaten, das sicherstellen soll, dass geldpolitische Entscheidungen auf wirtschaftlichen statt auf politischen Überlegungen basieren. Wenn sich nun der US-Präsident zu sehr in die Maßnahmen der Fed einmischt, könnte dies schwerwiegende Folgen haben. Eine solche Einmischung könnte das Vertrauen in die Institution untergraben und zu einer erhöhten Volatilität an den Finanzmärkten führen, da Anleger befürchten könnten, dass geldpolitische Entscheidungen nicht mehr auf objektiven wirtschaftlichen Indikatoren basieren. Darüber könnte die Fed dadurch gezwungen sein, populistische Maßnahmen zu ergreifen, die nicht im besten Interesse der Wirtschaft getroffen werden.
Bei aller Spekulation und der gegebenen Hochspannung, die Ereignisse der kommenden Woche in den USA werden so oder so weitreichende Auswirkungen haben, die nicht nur hier, sondern weltweit zu spüren sein werden. Gerade in den ersten Wochen könnte es zu einschneidenden Beschlüssen kommen, die möglicherweise eine gewisse Volatilität an den Märkten beinhalten. Statistisch gesehen waren die ersten Monate eines neuen US-Präsidenten eher bullisch. Doch aufgrund der aktuellen weltweiten Gemengelage warnen wir vor einer rein auf die Statistik vertrauenden Sichtweise.
Veranstaltungshinweis – Forum ONE
Nur noch zehn Tage, dann ist es so weit. Am 7. und 8. November öffnet das Forum ONE als Nachfolgeveranstaltung der „Internationalen Edelmetall- & Rohstoffmesse“ (2002-2022) seine Pforten. Das neue Format stieß im vergangenen Jahr auf viel Zuspruch, da es den Teilnehmern noch bessere Möglichkeiten des Austauschs, Networkings und der Wissensvermittlung bot. Was geblieben ist, sind die namhaften Goldsponsoren und ein breites Spektrum an Ausstellern (börsennotierte Bergbaugesellschaften, Edelmetall- & Münzhändler, Dienstleister). Des Weiteren können Sie sich wieder auf spannende Vorträge und lebhafte Podiumsdiskussionen mit den Experten der Branche freuen. Darunter sind u.a. Sachbuchautor und Finanzexperte Marc Friedrich, Urgesteine wie Egon von Greyerz und Rob McEwen sowie Ökonom & Publizist Dr. Thorsten Polleit. Einer der Stars ist Silberanalyst David Morgan. Aufgrund des neuen, exklusiven Rahmens von Forum ONE haben Sie es leichter, direkt mit den Experten ins Gespräch zu kommen. Das Konferenz- & Tagungshotel „Holiday Inn“ in München-Unterhaching bietet dafür ein stilvolles Ambiente. Zudem erhalten alle Teilnehmer kostenlos das beliebte Edelmetall- und Rohstoffmagazin, randvoll mit informativen Beiträgen und aktuellen Reportagen. Die begehrten Plätze sind aufgrund des exklusiven Rahmens begrenzt, weswegen Sie sich frühzeitig anmelden sollten. Tickets erhalten Sie unter folgendem Link.
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Fazit
Die kommende US-Präsidentschaftswahl wird vielerorts als Schicksalswahl gesehen. Im Hinblick darauf, dass sich das Weltfinanzsystem vermutlich in seiner Endphase befindet und die geopolitischen Brandherde durch den neuen Präsidenten maßgeblich beeinflusst werden könnten, scheint uns der Begriff Schicksalswahl auch nicht überzogen.
Ralf Flierl, Peter Seufert-Heyne
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