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Kocht beim China-Stimulus nur der „Schmalhans“?

Vollbremsung nach der Stampede

Es gehört zu den seltenen Highlights im Börsenalltag, wenn ein breiter Marktindex regelrecht explodiert. Genau dies war in den letzten beiden Wochen mit China-Aktien der Fall. Verschärft wurde die Aufwärtsbewegung zusätzlich durch die „Golden Week“. Vor dieser handelsfreien Zeit war der psychologische Druck auf die Marktteilnehmer besonders hoch, sind ihnen doch in der Folge erst einmal die Hände gebunden. Die Frage ist also, will man während der Feiertage eher im Markt sein oder an der Seitenlinie stehen. Die wurde am 30. September überwältigend mit Option 1 beantwortet, denn der CSI 300 Index, der die Kursentwicklung der Bösen in Shanghai und Shenzhen abbildet, legte an diesem Tag allein einen weiteren Kurssprung von +8,4% hin.

Das ist normalerweise ein gutes Zeichen für die weitere Kursentwicklung. Der Effekt lässt sich in abgeschwächter Form auch an Freitagen beobachten, denen mit dem Wochenende ebenfalls Tage ohne Börsenhandel folgen. Ein starker Freitag ist eine solide Vorgabe für die kommende Handelswoche, ein schwacher Freitag lässt dagegen wenig Gutes für den Börsenstart am Montag erwarten. Dabei spielen im Wesentlichen zwei Effekte zusammen. Zum einen ist das der schon erwähnte Handlungsdruck während der letzten Handelsstunden vor Börsenschließung. Da kann es in beide Richtungen emotional werden. Zum anderen ist in der börsenfreien Zeit oft ein etwas abgeklärterer Blick auf die Situation möglich und die Anleger entschließen sich gelegentlich, am Montag den Vorgaben der Vorwoche zu folgen. Etliche erfolgreiche Trader handeln beispielsweise nur auf der Basis von Wochenkursen, weil für sie alles im Tages-, Stunden- oder Minutenbereich nur Rauschen ist.

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Ein weiterer Effekt hat weniger mit der Psychologie der Marktteilnehmer als mit dem Umstand zu tun, dass sich die Welt in den Tagen ohne Handel natürlich weiterdreht und diese Ereignisse in den Kursen erst verarbeitet werden können, sobald die Märkte wieder geöffnet haben. Insofern gelten die vorgemachten Tendenzaussagen vor allem dann, wenn der Markt in der Zwischenzeit nicht von externen Impulsen getroffen wird.

Hinsichtlich der China-Aktien gab es allerdings schon während der „goldenen Woche“ Hinweise, dass die Eröffnungskure am Dienstag, den 8.10., bären-, Pardon, bullenstark ausfallen könnten. Denn China-Aktien wurden bis dahin in Hongkong und Schwergewichte wie Alibaba (WKN: A117ME), die Temu-Mutter Pinduoduo (WKN: A2JRK6) oder JD.com (WKN: A112ST) auch in den USA weitergehandelt. Dass dann noch in derselben Sitzung die Bären tatsächlich nach dem Ruder griffen, lag an der Konkretisierung des Stimulus-Programms – die enttäuschte. Vielleicht ist es nicht direkt Schmalhans, der zum Küchenmeister der Ankurbelungsmaßnahmen ernannt wurde, eine Kelle mehr hatte man sich aber schon erwartet. Am Mittwoch wurde dann weiter Luft aus den China-Märkten abgelassen.

Ohne Kenntnis dieser Enttäuschung würde die Gegenbewegung bei technisch orientierten Anlegern noch als technische Korrektur auf einen außergewöhnlich kräftigen Anstieg durchgehen. Zudem sind solche Geburtswehen eines frischen Aufwärtstrends nichts Ungewöhnliches. Schließlich ist es durchaus möglich, dass die chinesische Führung die Märkte zu beruhigen versucht, indem nachgebessert wird. Der Rücksetzer könnte sich dann sogar als Nachkaufgelegenheit in denjenigen Titel erweisen, die mit soliden Geschäftsmodellen und attraktiven Bewertungen unterwegs sind wie unser Musterdepotwert Prosus (WKN: A2PRDK).

Silber enttäuscht – vorerst

Schon an der Überschrift dieses Abschnitts können Sie erkennen, dass wir von der Kursentwicklung bei Silber enttäuscht sind. Das ist zwar eine menschliche Reaktion, wenn sich Hoffnungen nicht erfüllt haben, allerdings sind Hoffnungen ohnehin die falsche Herangehensweise in diesem Metier. Gerade Charts, deren Interpretation von Kritikern gerne mit Rorschach-Tests verglichen wird, sagen bei falscher Anwendung mehr über den Anwender als über das Bild selbst aus. Der Betrachter sieht vor allem das, was er sehen möchte. Die richtige Herangehensweise ist dagegen eine größtmögliche Unvoreingenommenheit. Das fällt insbesondere denjenigen schwer, die in irgendeiner Weise involviert sind – sei es, weil man eine entsprechende Position hält, sei es, weil es darum geht, Recht zu bekommen.

Im konkreten Fall haben wir bei Silber auf USD-Basis zunächst einen schönen Aufwärtsimpuls mit einer anschließenden Korrekturphase gesehen. Diese kann als Flagge interpretiert werden, obwohl sie aufgrund eines scharfen Einbruchs nicht idealtypisch ist. Die Standarderwartung besteht darin, dass der vorherrschende Trend nach dem Abschluss einer solchen Korrektur wieder aufgenommen wird. Als der Kurs dann tatsächlich nach oben ausgebrochen war, schien das Ganze eine sichere Sache zu sein, zumal sich eine Reihe guter fundamentaler Argumente für Silber finden lässt.

Doch es kam zunächst einmal anders und das deutete sich bereits mit den langen oberen Dochten am 26.9. und 4.10. an. An beiden Tagen hatte das weiße Metall zunächst den Widerstand im Bereich der Hochkurse vom 20./21.5. (rote Linie) überwunden, nur, um sofort wieder darunter zurückzufallen. Das war ein Zeichen der Schwäche, wobei wir an dieser Stelle überhaupt nicht unterscheiden wollen, ob hier aggressiv bzw. manipulativ der Ausbruch verhindert werden sollte, oder ob normale Marktteilnehmer ein attraktives Setup für einen Short-Trade identifiziert hatten und entsprechend handelten. Vielmehr ist dies ein grundsätzliches Problem von solchen Flaggenausbrüchen, das wir auch in einer Video-Schalte am Montag besprochen haben: über der oberen Begrenzung der Flagge befindet sich ein weiterer Widerstand. Erst, wenn dieser überzeugend überwunden wurde, ist der Weg für eine Rückkehr zum Trend tatsächlich frei.

Auffällig war zudem, dass Silber sich zuvor nur langsam angeschickt hatte, dem Goldpreis zu folgen. Dieser konnte in den letzten Wochen mehrfach neue Allzeithochs erzielen und erzeugte somit einiges an Rückenwind für das weiße Metall. Richtig nutzen konnte Silber den aber nicht, liegt es doch mehr als 60% unter seiner eigenen Rekordmarke. Der große und der kleine Bruder gingen also wieder einmal ziemlich unterschiedliche Wege. Seit Gold nun selbst seine vorangegangenen Gewinne verdaut, kam es bei Silber sogar zu einem kleinen Abverkauf. Fundamental spricht zwar nicht viel für einen echten Abschwung, die Bullen brauchen aber wohl noch etwas Geduld – und das ist hoffentlich keine Rorschach-Analyse.

Trump trumpft auf

Keine Anlageempfehlung, keine Wahlempfehlung, aber doch ein interessantes Schlaglicht. Neues Leben kam dieser Tage in die Aktie der Trump Media & Technology Group (WKN: A3CYXD). Das Papier ist ein Mittelding aus Fan-Artikel für Trump-Anhänger und Polit-Barometer. Immerhin wird von den Käufern Geld in die Hand genommen und das ist allemal mehr „Skin in the Game“ als die Antwort auf eine Wahlumfrage. Warum die Aktie plötzlich wieder gefragt ist? Der Hype der etablierten Medien um Harris scheint sich inzwischen etwas abgenutzt zu haben, auch, weil sie in freier Rede nicht sonderlich überzeugend wirkt. Inzwischen wird die Kandidatin sogar von Kindern auf Instagram parodiert. Dagegen hat Trump mit „X“-Eigentümer Elon Musk nun einen sehr prominenten Unterstützer gewonnen, der seine Seite nun ohne Wenn und Aber gewählt hat, obwohl er früher stabil im Lager der Demokraten war. In den Umfragewerten liegt der Ex-Präsident aktuell wieder vor der amtierenden Vize-Präsidentin. Bis zum 5. November wird aber noch eine Menge Wasser den Potomac River herunterfließen. Zudem ist davon auszugehen, dass sich beide Seiten ihre besten Trümpfe bis kurz vor Schluss aufsparen, damit deren Wirkung nicht vor dem Wahltag verpufft.

Zu den Märkten

Beim DAX ist der Grundtenor weiter positiv. Zwar kam der Markt in der Berichtswoche praktisch nicht von der Stelle, aber die Art und Weise, wie er dies tat, stimmt positiv. Zum einen ist da ein erfolgreicher Test der Unterstützungszone von 18.900 bis 19.000 Punkten. Kleinere Verletzungen solcher Unterstützungen, die zudem rasch geheilt werden, gelten nicht als besorgniserregend. Positiv ist vor allem, dass alle drei Intraday-Ausflüge unter die 19.000 Punkte letztlich mit Schlussständen oberhalb dieser Marke endeten. Am Freitag (4.10.) und Dienstag (8.10.) ergaben sich dabei sogar lange positive Kerzenkörper (grün), die zudem durch jeweils anziehende Umsätze unterstützt waren. Nach der alten Regel „volume goes with the trend“ (die Umsätze folgen dem Trend) sollte der DAX also wieder nach oben streben.

Veranstaltungshinweis – Forum ONE

Bereits zum zweiten Mal findet vom 7. bis 8. November das Forum ONE als Nachfolgeveranstaltung der „Internationalen Edelmetall- & Rohstoffmesse“ (2002-2022) statt. Das neue Format stieß im vergangenen Jahr auf viel Zuspruch, da es den Teilnehmern noch bessere Möglichkeiten des Austauschs, Networkings und der Wissensvermittlung bot. Was geblieben ist, sind die namhaften Goldsponsoren und ein breites Spektrum an Ausstellern (börsennotierte Bergbaugesellschaften, Edelmetall- & Münzhändler, Dienstleister). Des Weiteren können Sie sich wieder auf spannende Vorträge und lebhafte Podiumsdiskussionen mit den Experten der Branche freuen. Darunter sind u.a. Sachbuchautor und Finanzexperte Marc Friedrich, Urgesteine wie Egon von Greyerz und Rob McEwen sowie Ökonom & Publizist Dr. Thorsten Polleit. Einer der Stars ist Silberanalyst David Morgan. Aufgrund des neuen, exklusiven Rahmens von Forum ONE haben Sie es leichter, direkt mit den Experten ins Gespräch zu kommen. Das Konferenz- & Tagungshotel „Holiday Inn“ in München-Unterhaching bietet dafür ein stilvolles Ambiente. Zudem erhalten alle Teilnehmer kostenlos das beliebte Edelmetall- und Rohstoffmagazin, randvoll mit informativen Beiträgen und aktuellen Reportagen. Die begehrten Plätze sind aufgrund des exklusiven Rahmens begrenzt, weswegen Sie sich frühzeitig anmelden sollten. Tickets erhalten Sie unter folgendem Link.

Musterdepots & wikifolio

In der Rubrik Musterdepots & wikifolio finden Sie unsere Updates zu den Musterdepots sowie zu unserem wikifolio „Smart Investor – Momentum“. Die große Monatsübersicht für September 2024 inklusive der erfolgten Transaktion war Bestandteil der Ausgabe 40/2024. Die Beschreibung der Entwicklung ist im Smart Investor 10/2024 nachzulesen. Im Musterdepotbereich können Sie sich durch einfaches Blättern einen schnellen Überblick über die Transaktionen der letzten Wochen verschaffen. Um diesen Bereich lesen zu können, müssen Sie Abonnent des Smart Investor Magazins sein und sich auf der Smart-Investor-Website einloggen. Sollten Sie Ihr Passwort vergessen haben, fordern Sie bitte ein neues bei abo@smartinvestor.de an.

Fazit

Das Gezerre um das chinesische Stimulus-Paket zeigt eines. Die Politik ist letztlich nur eine Störgröße für die Märkte, die je nach konkreter Ausprägung aber phasenweise sehr positive oder negative Auswirkungen haben kann. Marktwirtschaftler sind die chinesischen Kommunisten ohnehin nicht.

Ralf Flierl, Ralph Malisch

 

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Die Charts wurden erstellt mit stock3 und Tai-Pan von Lenz+Partner. Diese Rubrik erscheint jeden Mittwochnachmittag.

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