„Die Politik befördert letztendlich Inflation“

Dr. Holger Schmitz

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Interview

Smart Investor im Gespräch mit Dr. Holger Schmitz, SCHMITZ & PARTNER AG – Privates Depotmanagement, über die Rolle von Aktien beim Kapitalschutz, Schweizer Wettbewerbsvorteile und André Kostolany

Smart Investor: Herr Dr. Schmitz, unser aktuelles Heft beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Betongold. Sie jedoch geben Aktien den Vorzug gegenüber Immobilien. Wo sehen Sie die Vorteile?
Schmitz: Ein wesentlicher Punkt ist natürlich die Rendite. Wenn man einen entsprechend langfristigen Zeitraum zugrunde legt, sieht man in den Industrieländern, dass die Aktienrendite höher war als die Immobilienrendite. Solide internationale Aktien kann man ohne Weiteres 30 Jahre im Depot lassen. Hält man Immobilien über diesen Zeitraum, fallen Instandhaltungskosten an. Darüber hinaus muss man mit gesetzlichen Änderungen leben — denken Sie nur an die Wärmepumpendebatte in Deutschland. Dazu kommen Ständig neue Bestimmungen, die u.a. über den Mieterschutz die Rechte der Eigentümer beschneiden, oder es gibt Enteignungsdebatten wie in Berlin. Bei Immobilien entstehen Kosten zum Werterhalt, ansonsten verfallen sie. Nicht umsonst hat der deutsche Gesetzgeber eine 2%ige Abschreibung ins Gesetz geschrieben: Er geht davon aus, dass die Immobilie nach 50 Jahren rein rechnerisch Schrott ist.

Smart Investor: Sie verantworten zwei vermögensverwaltende Fonds, den Schmitz & Partner Global Defensiv (WKN: A0M1UL) sowie den Schmitz & Partner Global Offensiv (WKN: A0MURD). Welche Rolle spielen Edelmetalle im Portfolio und wie sehen Sie Bitcoin bzw. die Debatte über digitales Zentralbankgeld?
Schmitz: In der heutigen Zeit mit Papiergeld ohne Deckung ist der Inflationierung Tür und Tor geöffnet. Letztendlich landen wir ohne werthaltige Deckung bei Währungen immer dort, wo Voltaire Fiatgeld schon im 18. Jahrhundert gesehen hat: „Papiergeld kehrt immer zu seinem inneren Wert zurück, welcher null ist.“ Aus meiner Sicht sind daher Gold und Silber sehr wichtig für die Wertstabilität. Im Schmitz & Partner Global Defensiv liegt der Anteil von Gold und Silber bei über 20%. Das ist auch einer der Gründe dafür, dass der Defensivfonds so gut performt hat. Mit Stand vom 10.9. liegt er bei der Fondsstatistik von „DAS INVESTMENT“ auf Platz 6 von 367 Fonds über drei Jahre.

Smart Investor: Und wie sieht es mit Bitcoin aus? Auch hier besteht ja wie bei Edelmetallen und im Unterschied zu Fiatwährungen eine Begrenzung.
Schmitz: Richtig, viele Dinge sind begrenzt. Daraus muss aber nicht in jedem Fall eine Wertsteigerung folgen. Ich persönlich halte von Bitcoin nichts. Manche Experten sagen, dass der innere Wert bestenfalls bei null liegt. Möglicherweise ist er wegen der Energie, die investiert werden muss, um ihn zu schürfen, sogar negativ. Hinsichtlich stabilisierender Faktoren sind Kryptowährungen schon wegen der hohen Volatilität ungeeignet. Für hochgefährlich halte ich die Debatten um ein digitales Zentralbankgeld, weil das der Überwachung und Enteignungsmöglichkeiten Tür und Tor öffnet.

Smart Investor: Wie unterscheiden sich die Ansätze des Defensiv- und des Offensiv-Fonds?
Schmitz: Beide weisen im Portfolio keine Schnittmenge auf. Die unterschiedliche Ausrichtung orientiert sich an der Risikobelastbarkeit der Anleger. Im Defensiv-Fonds sind viele Schweizer Titel mit vergleichsweise geringer Volatilität vertreten. Die Reduzierung von Drawdowns steht hier im Vordergrund. Der Offensiv-Fonds dagegen ist auch auf der Währungsseite mit schwankungsintensiveren Aktien internationaler ausgerichtet.

Smart Investor: Sie leben im schönen Tessin. Wie sehen Sie die unterschiedlichen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen in der Schweiz und in Deutschland?
Schmitz: Nehmen Sie die aktuelle politische Debatte in Deutschland zur Aufhebung der Schuldenbremse. Vor 20 Jahren hat die Schweiz eine Schuldenbremse eingeführt. Der prozentuale Anstieg der Schulden in Deutschland und der Schweiz lief davor parallel. Danach ging er in der Schweiz hinab; in Deutschland ging das Schuldenmachen dagegen weiter. In der Schweiz liegt die Staatsverschuldung bei etwa 20% vom BIP, in Deutschland beträgt sie etwa 60%. Die deutlich gestiegenen Zinsen haben zu entsprechend hohen Zinsbelastungen geführt. Dabei muss man sich vor Augen halten, dass noch Schulden zu sehr niedrigen Zinsen aufgenommen werden konnten. Mittlerweile müssen die Schulden zu deutlich schlechteren Bedingungen verlängert werden. Die Politik kann zwar staatliche Leistungen kürzen – bei Zinszahlungen geht das nicht, ohne dass Chaos ausbricht. Also bleibt der Politik als ein gangbarer Ausweg eine Inflationierung der Schulden. Das Interesse an niedrigen Inflationsraten ist, obwohl es anders kommuniziert wird, in der Politik gering. Im Unterschied zu Deutschland wächst die Schweizer Wirtschaft. Das hängt auch von den politischen Rahmenbedingungen ab. Die Agenda der Grünen in Deutschland verspielt die Zukunft von Schlüsselindustrien wie der Automobilproduktion oder der chemischen Industrie. Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Schweiz ist durch den Nachteil einer ständig steigenden Währung mit Blick auf die Exporte zu höherer Effizienz genötigt. Deutschland war übrigens mit der Deutschen Mark vor der Einführung des Euro in einer ähnlichen Situation und damit ebenfalls erfolgreich.

Smart Investor: Das Schweizer Vorzeigeunternehmen Nestlé, das Sie im Portfolio halten, hat kürzlich recht abrupt den CEO ausgewechselt. Wie ist das zu bewerten?
Schmitz: Auch wenn die letzten Quartale bei Nestlé unter den Erwartungen geblieben sind, was eine der Ursachen für den Austausch des CEO war, halte ich es für ein exzellentes Unternehmen. Schon die Dividendenhistorie mit seit 30 Jahren steigenden Ausschüttungen ist beeindruckend. Unter dem Strich ist der CEO-Wechsel für mich eher ein Non-Event. Fakt ist: Das Unternehmen ist kalkulierbar, es gab zuletzt allerdings geringere Zuwachsraten als erwartet. Dafür wurde Nestlé abgestraft. Aus meiner Sicht übertrieben – ich habe jedenfalls nachgekauft.

Smart Investor: Die Börsenlegende André Kostolany hatte am 14.9. ihren 25. Todestag. Sie haben am Anfang Ihrer Karriere mit ihm eng zusammengearbeitet. Welches seiner Bonmots können Sie unseren Lesern noch mitgeben?
Schmitz: Für Kostolany waren Geduld und ein langfristiger Horizont ganz wesentliche Aspekte. Daher zitiere ich folgenden Satz: „Kurzfristig ist es riskant, Aktien zu haben; langfristig ist es riskant, keine Aktien zu haben.“

Smart Investor: Herr Dr. Schmitz, vielen Dank für Ihre interessanten Ausführungen.

Die SCHMITZ & PARTNER AG – Privates Depotmanagement mit Sitz im Schweizer Tessin wurde 1997 zur individuellen Betreuung anspruchsvoller Kunden im Vermögensverwaltungsbereich gegründet. Sie arbeitet mit der 2005 ebenfalls von Dr. Holger Schmitz gegründeten Schmitz & Cie. GmbH – Individuelle Fondsberatung mit Sitz in München zusammen. Schmitz ist seit 1988 in der Vermögensverwaltung tätig und arbeitete mehrere Jahre bei der FIDUKA Depotverwaltung mit der Börsenlegende André Kostolany zusammen, bevor er sich 1993 selbstständig machte. Durch die Kooperation mit der Schmitz & Partner AG haben Anleger die Möglichkeit, in zwei sich ergänzende Vermögensverwaltungsfonds zu investieren: den Schmitz & Partner Global Offensiv sowie den Schmitz & Partner Global Defensiv.

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