Nach dem Crash …

Titelbild: © Xistudio – stock.adobe.com

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… ist vor dem Crash?!

Selbstsichere Bären

Erstmals seit längerer Zeit konnten die Börsenbären eine größere Schlacht für sich entscheiden. Der beim Kurssturz Anfang August angerichtete Flurschaden ist, je nach betrachtetem Index bzw. Einzeltitel, beachtlich. Im DAX hatten wir im Vorfeld immer wieder auf die sich herausbildende Schulter-Kopf-Schulter- Umkehrformation (SKS) hingewiesen, die sich dann krachend entlud. Ein „No-Brainer“ sind solche Formationen dennoch nicht, da sie nicht mehr, wie vor ihrer allgemeinen Verbreitung, nur die originäre Entwicklung von Angebot und Nachfrage widerspiegeln, sondern selbst auf das Anlageverhalten zurückwirken. Insbesondere jene, die nach Lehrbuch vorgehen, sind versucht darauf zu setzen. Deren Transaktionen haben aber eine andere Qualität. Sie sind primär am Chartbild ausgerichtet und werden genauso schnell aufgelöst, wie sie eingegangen wurden. Das wiederum reizt andere Marktteilnehmer dazu, die Standhaftigkeit der Chartanhänger zu testen, was im Ergebnis zu den gefürchteten Fehlsignalen führen kann.

Massive Abwärts-Gaps

Lange Rede, kurzer Sinn, diesmal hat sich die SKS-Formation geradezu lehrbuchmäßig nach unten aufgelöst. Das geschah im DAX mit solcher Dynamik, dass sowohl am Freitag, den 2. August, als auch am Montag, den 5. August, der Markt jeweils mit einem massiven Abwärts-Gap eröffnete. Zusätzlich schwollen die Umsätze an, was ebenfalls als trendbestätigend gilt. Am Montag wurde dann das vorläufige Tief markiert. Seitdem steigen die deutschen Standardwerte wieder an. Allerdings mahnt das Bild weiter zur Vorsicht. Vor allem zwei Aspekte machen charttechnisch orientierte Anleger nervös. Zum einen sind die Umsätze während des Wiederanstiegs rückläufig, zum anderen verläuft diese Bewegung in einer Keilformation, die als Warnsignal für weitere Kursrückgänge gilt. Gut möglich, dass wir hier also nur eine Reaktion auf die vorangegangenen Verluste sehen, die durch vorübergehende Short-Eindeckungen und Schnäppchenjäger getrieben wird. Klassischerweise können solche Reaktionen bis an das Ausbruchsniveau zurückführen, worunter man in diesem Fall die Nackenlinie der SKS-Formation verstehen würde, die derzeit bei 18.300 Punkten verläuft. Davor liegt allerdings noch das massive Gap und es ist fraglich, ob der deutsche Leitindex dieses im ersten Anlauf überwinden kann. Positiver würde das Chartbild ohnehin erst nach einer Überwindung der Nackenlinie.

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„Klimaplanwirtschaft light“

Wenden wir uns von der Charttechnik ab, dann fragt sich, woher die fundamentalen Anregungen für eine Aufhellung der Situation kommen könnten? Die wirtschaftliche Lage in Deutschland ist nicht nur schlecht, sie verschlechtert sich weiter. Das „rot-grün-gelbe“ Wirtschaftswunder gerät – für Kenner alles andere als überraschend – zum Desaster. Es ist kein Zufall, dass Deutschland beim Wachstum beharrlich die rote Laterne in der Eurozone hält. Die Probleme sind auch hausgemacht. Zu viel Ideologie und Bürokratie, zu wenig Markt. Erst diese Woche ist der ZEW-Index zur aktuellen Lage weiter von -68,9 auf -77,3 abgerutscht. Noch schlimmer sieht es bei den ZEW-Konjunkturerwartungen aus, die sich von 41,8 auf 19,2 mehr als halbiert haben. Selbst Vorzeigeprojekte der „Klimaplanwirtschaft light“ wie die Wärmepumpe kämpfen mit Absatzeinbrüchen. Wirtschaft ist eben kein Kinderbuch. In vielen anderen Branchen ist die Frage ohnehin nur noch: Abwandern oder Dichtmachen? Der Standort Deutschland ist so unattraktiv wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

Leiser Tod

In dieser Situation können die deutschen Aktienmärkte also keinen Honig aus den Fundamentaldaten saugen, es sei denn es kündigt sich der berühmte Silberstreif am Horizont an, der von den Anlegern in den Kursen dann bereits im Vorfeld antizipiert würde. Im Moment sieht das Chartbild (s.o.) aber eher so aus, dass den Akteuren langsam der Geduldsfaden reißt. Dabei zeigt der DAX, dessen Konzerne in der Regel international breit aufgestellt sind, nur die halbe Wahrheit. Wie schlecht die Situation ist, lässt sich eher an der Kursentwicklung der Titel aus der zweiten und dritten Reihe (MDAX und SDAX) erahnen. Wer nicht börsennotiert ist und auch keinen großen Namen hat, stirbt einen leisen Tod in der Rekordpleitewelle. Auch mit dem Tech-Standort Deutschland steht es nicht zum Besten. Der TecDAX hat nicht annähernd die Highflyer-Qualitäten des NASDAQ 100 und es ist auch nicht zu erkennen, wodurch der Technologiestandort in absehbarer Zeit attraktiver werden könnte?

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„for ever“?!

Steuerzahlergeschenke in Milliardenhöhe wie für den US-Chipkonzern Intel (WKN: 855681) werden das deutsche Innovationsdefizit jedenfalls nicht lösen. Der Konzern gab nach katastrophalen Quartalszahlen nun den Abbau von 15.000 Stellen bekannt. Das wird auch Deutschland betreffen, aber nicht nur. Intel ist ein schönes Beispiel dafür, dass selbst in der Halbleiterbranche nicht alles Gold ist, was glänzt. Heute steht der Aktienkurs tiefer als vor einem Vierteljahrhundert, während andere sich zu immer neuen Höhen aufgeschwungen haben. Aber selbst bei den „Magnificent Seven“ knirscht es. Zwar ist Apple (WKN: 865985) im gleichen Zeitraum um rund 44.000% gestiegen, zuletzt gab es aber Negativschlagzeilen.
Investorenlegende Warren Buffett hat die Hälfte seiner Apple-Aktien, immerhin die größte Einzelposition seiner Investmentholding Berkshire Hathaway (WKN: A0YJQ2), nun versilbert. Es ist nicht der erste größere Verkauf Buffetts in diesem Jahr. Schon im Juli veräußerte er ein Paket von rund 34 Mio. Aktien der Bank of America (WKN: 858388), bleibt aber Großaktionär. Ferner baut er seine Position beim chinesischen E-Auto-Bauer BYD (WKN: A0M4W9) kontinuierlich ab. Das ist eine bemerkenswerte Strategie für jemanden, dessen bevorzugte Haltedauer „for ever“ ist. Vor allem durch den Apple-Verkauf schwillt der Cash-Berg, den Berkshire vor sich herschiebt, weiter an – auf sage und schreibe rund 277 Mrd. USD. Wenn man daraus eine Aussage für den Gesamtmarkt ableiten will: „Mr. Market“ ruft aus Buffetts Sicht derzeit keine attraktiven Kaufpreise auf.

Seitenlinie bevorzugt

In einer Welt eingetrübter wirtschaftlicher Perspektiven und hoher Bewertungen ist die Seitenlinie nicht der schlechteste Ort für Investoren. Was den Märkten jetzt Unterstützung geben könnte, wäre eine Aufhellung der konjunkturellen Erwartungen, die aber im Moment nicht zu sehen ist. Nicht einmal das US-Präsidentschaftswahljahr – eigentlich das stärkste im vierjährigen Zyklus – scheint den Märkten derzeit noch weitere Unterstützung zu liefern, was es bis Juli durchaus tat. Ob Wirtschaft und Märkte die medial gehypte Kamala Harris wirklich als Gewinn ansehen, muss bezweifelt werden. Die einzige ernsthafte Hoffnung bleiben daher die Notenbanken, die glaubwürdig aber erst dann einschreiten können, wenn die Inflation im Griff ist und sich die wirtschaftliche Lage weiter verschlechtert hat. Wir werden uns diesem Themenkreis im kommenden Smart Investor 9/2024 noch ausführlich widmen.

Kleine Olympia-Nachlese

Insgesamt 33 Medaillen konnte die Bundesrepublik bei den Sommerspielen in Paris erringen. Das waren zwar zwei Goldmedaillen mehr als vor vier bzw. drei Jahren in Tokio, in einfacher Addition aller Medaillen aber vier weniger. Nur zum Vergleich: Die letzten Sommerspiele bei denen beide deutsche Staaten getrennt antraten – Seoul 1988 – gewann die Bundesrepublik (alt) allein 40 Medaillen und die DDR 102 Medaillen. Natürlich waren die Methoden der Sportförderung unter der SED – wie eigentlich alles im Sozialismus – höchst fragwürdig. Man kann die Entwicklung aber auch als Indiz dafür ansehen, dass da, wo es um Spitzenleistungen geht, Konkurrenz tatsächlich das Geschäft belebt. Die wiedervereinte bunte Republik schafft heute insgesamt nicht einmal so viele Medaillen wie die Bundesrepublik (alt) allein.

Für Frankreich waren die Olympischen Spiele dennoch eine willkommene Ablenkung von der politischen Malaise. Die Einigkeit des linken Zweckbündnisses, das die Stichwahl zur Nationalversammlung noch überraschend gewonnen hatte, erodiert rasant. Seit Montag ist der politische Alltag wieder eingekehrt und damit die Regierungskrise. Zwar fiel der CAC 40 – im Einklang mit den Weltmärkten – während der Spiele weiter, die anschließende Erholung war jedoch weniger ausgeprägt. Investitionen im Nachbarland drängen sich derzeit nicht auf.

Bürgergipfel – ein Kongress der anderen Art

Seit vielen Jahren weisen wir im Magazin Smart Investor darauf hin, dass die Freiheit, das Eigentum und die Bürgerrechte insgesamt hierzulande in Gefahr sind. Nicht aufgrund der Opposition, des Klimas oder von neu zugereisten Menschen, sondern einzig und allein aufgrund einer Politik, die wir als lebens- und menschenfeindlich bezeichnen würden. Es geht um weniger Staat, um weniger Bevormundung, um weniger Ideologie und um weniger Kollektivismus. Selbst der völlig unverdächtige frühere Bundeskanzler Willy Brandt – damals handelte die SPD noch für das Volk – sagte einst treffend:

„Es soll sich die Politik zum Teufel scheren, die – um welcher Prinzipien auch immer – den Menschen das Leben nicht leichter zu machen sucht.“

Am Samstag, den 7. September 2024, findet in Stuttgart der Bürgergipfel statt, auf welchem die Belange der Bürger unter unterschiedlichen Aspekten behandelt werden. Zahlreiche renommierte Redner, welche Sie teilweise schon aus unserem Heft kennen, darunter der ehemalige tschechische Staatspräsident Václav Klaus, Markus Krall, Ulrich Vosgerau, Norbert Bolz, Horst Lüning, Benjamin Mudlack und Fritz Vahrenholt, die dort nicht nur sprechen werden, sondern im „Hinterzimmer“ mit dem Publikum auf Tuchfühlung gehen werden. Auch Smart Investor Chefredakteur Ralf Flierl wird vor Ort sein. Der Bürgergipfel ist ein idealer Ort, um Kontakte zu knüpfen und sein Netzwerk auszubauen. Seien Sie dabei – am 7. September in Stuttgart!

Mehr Infos unter: https://buergergipfel.de/

Musterdepots & wikifolio

In der Rubrik Musterdepots & wikifolio finden Sie heute neue Transkationen in unseren Musterdepots und ein Update zu unserem wikifolio „Smart Investor – Momentum“. Die große Monatsübersicht für Juli 2024 inklusive Käufen/Verkäufen ist online im Update 30/2024 verfügbar. Im Musterdepotbereich können Sie sich durch einfaches Blättern einen schnellen Überblick über die Transaktionen der letzten Wochen verschaffen. Um diesen Bereich lesen zu können, müssen Sie Abonnent des Smart Investor Magazins sein und sich auf der Smart-Investor-Website einloggen. Sollten Sie Ihr Passwort vergessen haben, fordern Sie bitte ein neues bei abo@smartinvestor.de an.

Fazit

Der DAX ist angeschlagen. Erwarten Sie sich daher keine Wunder, außer die Notenbanken eilen zur Hilfe.

Ralf Flierl, Ralph Malisch

 

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Die Charts wurden erstellt mit stock3 und Tai-Pan von Lenz+Partner. Diese Rubrik erscheint jeden Mittwochnachmittag.

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