Value-Fonds/-ETFs

Bild: © Philip Steury – stock.adobe.com

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Inside

Preis und Wert im Blick

KI-Party ohne Ende?
Der Überschwang scheint kein Ende zu finden. Zweifellos zukunftsträchtige Themen wie KI pushen Aktien, die damit in Verbindung stehen, in ungeahnte Höhen. Value-Investoren betrachten solche Entwicklungen dagegen mit einer gehörigen Portion Skepsis. Auch wenn Blasen an der Börse erst im Rückspiegel identifiziert werden, sind Anleger gut beraten, Bewertungen nicht aus den Augen zu verlieren. Gerade in Zeiten, in denen sich das Anlegerinteresse um vergleichsweise wenig Themen dreht, bieten sich Anhängern werthaltigen Investierens gute Kaufgelegenheiten abseits ausgetretener Pfade.

Globale Dividendenstrategie
Der ACATIS Value und Dividende (WKN: A1W9AY; mit +31,6% in drei Jahren besser als die Vergleichsgruppe) wird von Johannes Hesche verantwortet. Das konzentrierte globale Portfolio ist auf 30 bis 36 Titel ausgerichtet. Gefragt sind Unternehmen mit starker Wertschöpfung, hohem Cashflow und konstanter Ausschüttungspolitik. Zu den Titeln im Portfolio zählen Eli Lilly und die Münchener Rück. Hesche hat im Februar zudem die Hauptverantwortung für den Mischfonds Acatis Value Event (WKN: A0X754) übernommen. Im Interview auf S. 34 erläutert er seine Investmentphilosophie und die Ausrichtung des Mischfonds.

Value-ETFs
Der Xtrackers MSCI World Value ETF (WKN: A1103E; +33,3% in drei Jahren und damit mehr als die Peergroup) bildet den MSCI World Enhanced Value Index (USD) (TRN) ab. Wie der Mutterindex MSCI World besteht die Benchmark aus Large- und Mid Caps der Industrieländer. Emerging Markets bleiben also außen vor. Der Indexanbieter nutzt bei der Aktienauswahl drei Kennziffern, nämlich das Kurs-Buchwert-Verhältnis, das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis erwarteter Gewinne sowie den Unternehmenswert zu Cashflow aus dem operativen Geschäft. Aktuell gehören Cisco und Intel zu den Topholdings. Im Unterschied zum MSCI World mit 72,1% sind die USA mit 38,7% im Value-Index deutlich niedriger gewichtet.

Die Frankfurter Shareholder Value Management AG hat im Juni 2022 den Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value (WKN: FRA3TF) aufgelegt. Dieser ETF investiert in 25 Qualitätsunternehmen, die über Geschäftsmodelle mit stattlichem Burggraben verfügen. Die Titel werden mit jeweils 4% gewichtet. Eine Überprüfung der Positionen erfolgt vierteljährlich. Die Bewertung erfolgt über die Berechnung des prognostizierten Total Shareholder Return. In diese Kennziffer fließen u.a. Gewinnerwartungen, Ausschüttungen und Aktienrückkaufprogramme ein. Daneben gibt es Ausschlusskriterien (u.a. Verstöße gegen Nachhaltigkeit, geringe Liquidität). Gern gesehen sind eigentümergeführte Unternehmen. Aktuell sind etwa Adobe und der französische Rückversicherer SCOR im Portfolio vertreten.

Risikoaverser Mischfonds
Stefan Rehder steht am Ruder des vermögensverwaltenden und nachhaltigkeitsorientierten Mischfonds Value Intelligence ESG AMI (WKN: A2DJT4; mit +10,7% in drei Jahren besser als die Vergleichsgruppe). Rehder sieht sich in der Tradition des Value Investing von Warren Buffett und Bruce Greenwald, für die Growth und Value keinen Gegensatz bilden. Mit Stand Ende Juni wurde die Aktienquote auf den seit längerer Zeit höchsten Stand hochgefahren (56,4%). Anleihen und Cash machen 33,8% aus. Zu den Topholdings zählen auch physisch besicherte Gold-ETCs. Im Juni wurden zwei koreanische Titel neu aufgenommen, nämlich der Finanzdienstleister Samsung Securities und die Holding Samsung C&T. Laut Rehder machen die beiden Beteiligungen Samsung Electronics und Samsung Biologics zusammen schon 180% des Unternehmenswerts von Samsung C&T aus.

Value im Quadrat
Der KSAM-Value² (WKN: A2QAX5) kommt aus dem Haus Kontor Stöwer Asset Management. Gesteuert wird der Fonds von Dirk Stöwer, der in der Kolumne auf S. 33 den Begriff „Value²“ erläutert, und Martin Beckmann. Mit +11,7% auf Sicht von drei Jahren liegt er knapp hinter der FWW-Vergleichsgruppe. Dabei reiht ihn die FWW-Fondsdatenbank in der Kategorie „Aktienfonds All Cap“ ein. In Wirklichkeit handelt es sich allerdings um einen flexiblen Mischfonds, der auch Anleihen (akt.: 10,1%) und Kasse (akt.: 7,3%) halten kann. Im vergleichbaren Mischfondssegment lässt er bei der Performance milliardenschwere Top-Seller-Fonds teils deutlich hinter sich. Als Handwerkszeug zur Titelauswahl dient das hauseigene RICAM-Modell, das die Unternehmen unter unterschiedlichen fundamentalen Aspekten durchleuchtet. Unter den Topholdings findet sich u.a. der dänische Wärmedämmungskonzern ROCKWOOL.

Einen Dollar für 50 Cent
Der SQUAD Point Five (WKN: A2H9BE; mit +18,4% in drei Jahren besser als die Wettbewerber) konzentriert sich auf die Auswahl globaler Value-Nebenwerte. Der Name der Vermögensverwaltung Point Five Capital verweist auf das Mantra von Warren Buffett, für einen US-Dollar nur 50 Cent zu bezahlen. Die Unternehmen des Portfolios sind tendenziell auf der Deep-Value-Seite angesiedelt. Zur Vermeidung von Value-Fallen wird nach operativen Verbesserungen und Auslösern gesucht, die dazu beitragen, dass sich die Aktie dem inneren Wert nähert. Der Fonds kann auch Anleihen oder Cash halten. Zu den Topholdings zählen der Werkzeugmaschinenhersteller DMG MORI und die Beteiligungsgesellschaft MBB.

Gut und günstig
Der Brandes European Value (WKN: 260191; mit +43,0% in drei Jahren deutlich besser als die Peergroup) wird von Brandes Investment Partners, einem 1974 gegründeten US-Vermögensverwalter mit spezieller Value-Expertise gemanagt. Firmengründer Charles Brandes fühlte sich den Value-Prinzipien von Benjamin Graham, mit dem er auch persönlich in Kontakt stand, verpflichtet. Im Unternehmen hat sich da-ran bis heute nichts geändert. So ist im Investmentprozess die Sicherheitsmarge von großer Bedeutung. Als Vergleichsindex des europäischen Aktienfonds wird der MSCI Europe genutzt. Mit Blick auf fundamentale Value-Kennzahlen ist das Portfolio deutlich günstiger bewertet als der Index. So liegt das Kurs-Buchwert-Verhältnis im Fonds bei 1,2 vs. 2,1 bei der Benchmark.

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