Das Superwahljahr …

Titelbild: © SKIMP Art – stock.adobe.com

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… und die Märkte

Kurzschlusshandlung

Das Superwahljahr 2024 begann mit einer Wahl, der vor allem symbolische Bedeutung zukommt. Die Wahl zum EU-Parlament war nach der Anzahl der zur Urne gerufenen Wähler zwar die größte des Jahres, da das EU-Parlament in der Architektur der EU-Institutionen jedoch nur einen schwachen Stand hat und nicht einmal dem demokratischen Mindesterfordernis „One man, one vote“ genügt – eine Stimme aus Malta wiegt etwa zehnmal so viel wie eine aus Deutschland –, ist dieser Urnengang vor allem ein Stimmungsbarometer. In Frankreich war die Stimmung für Staatspräsident Macron derart schlecht, dass dieser in einer Art Kurzschlussreaktion unmittelbar nach der Wahl die Auflösung der französischen Nationalversammlung verfügte und damit den Weg für Neuwahlen freimachte. Zumindest in dieser Sache erwies sich die deutsche Regierung als klüger. Angesichts des ebenfalls katastrophalen Abschneidens der Ampel-Parteien klammert man sich dort nun erst recht an die Macht und hofft, dass bis zu den nächsten regulären Bundestagswahlen im Jahr 2025 ein Wunder geschehen möge.

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Das alphaTrio geht in die nächste Runde – diesmal in der Schweiz!

Am Samstag, den 13. Juli ist es wieder soweit. Dr. Markus Krall, Marc Friedrich und Steffen Krug werden den Volkswirt Folker Hellmeyer empfangen.

Im Stadtkern unseres Schweizer Heimatortes Schaffhausen, noch immer nördlich des Rheins und am Fuße des sagenumwobenen Munots, findet das kommende alphaTrio statt.

Es werden die Auswirkungen der aktuellen Wirtschafts- und Haushaltskrise in der Eurozone erläutert und es wird diskutiert, welche Akteure welche Interessen vertreten und wo uns das hinführen kann.
Stellen Sie sich auf eine hochinteressante und lehrreiche Diskussionsrunde mit ausgedehnter Fragerunde und Meet & Greet ein. Schönheitspreise gibt es hier nicht und Differenzen sind erwünscht. Die Teilnehmer sollen relevantes Wissen lebendig vermittelt bekommen, um in den eigenen Portfolios selbst Alpha zu generieren.

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Weitere Informationen und Tickets unter https://alphatrio.de.


Für Macron kam es dagegen, wie es kommen musste. In der ersten Runde der Neuwahlen vom vergangenen Wochenende erlitt er eine weitere schwere Niederlage. Marine Le Pens Rassemblement National (RN) hatte in 297 der 577 Wahlkreise die Nase vorn. Für die zweite Runde am kommenden Sonntag ist entscheidend, wer die Stimmen jener Kandidaten einsammeln können wird, die inzwischen das Handtuch geworfen haben. Macron fuhr verbal bereits das schwere Geschütz eines drohenden Bürgerkriegs für den Fall auf, dass er nicht gewinnen sollte. Für sich selbst schloss er aber Konsequenzen bereits im Vorfeld des ersten Wahlgangs aus. Der direkt vom Volk gewählte Staatspräsident werde bis zum Ende seiner regulären Amtszeit (2027) im Élysée-Palast verbleiben. Schlimmstenfalls würde er im Falle einer Cohabitation mit dem RN aber zur „lahmen Ente“.

Der französische Blue-Chips-Index CAC40 gab bereits in den letzten drei Handelstagen vor der Wahl erneut deutlich nach, konnte sich danach aber stabilisieren und verläuft seither unter Schwankungen seitwärts. Offenbar war das Wahlergebnis an den Märkten im Wesentlichen erwartet worden. Im Gegensatz zu den politischen Beobachtern zeigten sich die Händler vergleichsweise gelassen. Technisch hat der CAC40 seine Top-Bildung jedoch bereits vollendet, sodass hier perspektivisch mit weiteren Kursverlusten zu rechnen ist. Belastbare politische Impulse kommen erst mit dem zweiten Wahlgang am kommenden Sonntag, und der kann sogar Auswirkungen auf die Bundesrepublik haben. Die hat sich bekanntlich aus der russischen Gasabhängigkeit direkt in die französische Atomabhängigkeit begeben. Jegliche Form von Klugheit sucht man in der deutschen Energiepolitik, die schon vom Wallstreet Journal unter der damaligen Kanzlerin Merkel als die „dümmste der Welt“ bewertet wurde, auch weiter vergeblich.



Im Präsidentschaftszyklus

Die Wahl mit der entscheidenden internationalen Bedeutung ist freilich die US-Präsidentschaftswahl am 5.11.2024. Die Börsenrelevanz dieser Wahl wird sogar mit einem eigenen Muster, dem Präsidentschaftszyklus unterstrichen. Demnach gelten das Vorwahljahr und auch das Wahljahr selbst als die positivsten Jahre dieses vierjährigen Zyklus. Verhaltener ist die Kursentwicklung dagegen in den Nachwahljahren. Die vergleichsweise schwächste Performance ergibt sich in den Zwischenwahljahren. Dies sind allerdings statistische Beobachtungen, die man eher als Hintergrundinformation, denn als direkt umsetzbare Handelsempfehlungen ansehen sollte. Dennoch haben die letzten drei Jahre erstaunlich gut zu diesem Muster gepasst: das schwache Zwischenwahljahr 2022 wurde von einem starken Vorwahljahr 2023 und einem bislang ebenfalls sehr positiven Wahljahr 2024 abgelöst. Was nach den beiden letzten Wahlen allerdings anders lief, war die Zeit nach der Wahl. Sowohl der Beginn der Trump-Präsidentschaft (2016) als auch der Start von Bidens Amtszeit (2020) war von weiter stark steigenden Kursen begleitet. Man kann also derzeit nicht sagen, dass die Märkte einen der beiden Kandidaten besonders wertschätzen oder stark ablehnen würden. Auch hier klaffen also die veröffentlichte Meinung des journalistischen Mainstreams und das Verhalten der Marktteilnehmer mit „skin in the game“ weit auseinander.

Allerding gibt es typische Biden- bzw. Trump-Aktien, die sich zum einen aus traditionellen Haltungen von Demokraten und Republikanern, aber auch aus den direkten Wahlkampfaussagen der beiden Kandidaten ableiten lassen. Wir werden uns mit diesem Thema demnächst noch genauer befassen, insbesondere mit der Möglichkeit, die Stärke bzw. Schwäche solcher Polit-Aktien als Wahlbarometer zu nutzen.

Nun offiziell „Sleepy Joe“

Eine weitere Analysemöglichkeit sind die TV-Duelle zwischen Biden und Trump. Das erste seiner Art fand am vergangenen Donnerstag statt und es endete für den Amtsinhaber nicht gut. Millionen Fernsehzuschauer konnten sich von Bidens Fitness bzw. deren Abwesenheit überzeugen. Trump musste eigentlich nur zusehen, wie sich Biden immer wieder in sich selbst verlor. Nach der direkten Konfrontation dämmerte es auch Otto Normalzuschauer, dass der Mainstream über Joe Bidens Gesundheit – wie schon über den Laptop seines Sohnes Hunter im Jahr 2020 – eine Art medialen Schutzschirm gespannt hatte. Das sind wohlgemerkt die gleichen Medien, die dem damaligen Präsidenten Trump die Amtsfähigkeit fast im Wochenrhythmus abgesprochen hatten. Fazit: Erwarten Sie von einem derart einseitig aufgestellten Medienmainstream vielleicht Bestärkung Ihrer Glaubensüberzeugungen, aber bitte keine relevanten Analysen über den Zustand der Welt. In der Causa Biden gehen nun sogar erste Demokraten auf Distanz und fordern einen Austausch des Kandidaten. Der ließ nun fünf Tage nach der Debatte wissen, dass er aufgrund eines Jet-Lags müde gewesen sei, womit „Sleepy Joe“, ein Schmähname, der Biden von der Trump-Kampagne angehängt wurde, für diesen Abend offiziell bestätigt wurde.

Wieder unter Strom

Noch ist für Biden aber nicht aller Tage Abend, denn nicht nur in der Politik, auch an der Börse feiern die „Totgesagten“ mitunter eine Art Wiederauferstehung. Das ging zuletzt beispielsweise Tesla (WKN: A1CX3T) so, die für das zweite Quartal überraschend positive Produktions- und Auslieferungszahlen vermelden konnten. Auch charttechnisch gab es gute Unterstützung, nachdem eine untere Schulter-Kopf-Schulter-Umkehrformation mit dem Durchbruch der Nackenlinie erfolgreich nach oben abgeschlossen werden konnte. Von den E-Autos selbst sollte man dennoch nicht allzu viel erwarten, da das Thema fest im Griff der Politik ist – inklusive der an dieser Stelle schon oft kritisierten typischen Aspekte einer solchen Abhängigkeit wie Sprunghaftigkeit externer Entscheidungen und der Anmaßung von Wissen durch politische Entscheidungsträger, die unternehmerische Vorausschau immer wieder auf die Probe stellen. Andererseits ist Elon Musk ein Mann, der vor Ideen sprüht und auch immer wieder für die eine oder andere Überraschung gut war.

Vom Jäger zum Gejagten?

Aus dem Tritt scheint dagegen Nvidia (WKN: 918422) gekommen zu sein. Inzwischen zeigt sich hier ein einsamer Kursgipfel, von dem aus es unter hohen Umsätzen drei Tage in Folge kräftig bergab ging. Zunächst sind das nur Gewinnmitnahmen, allerdings beginnen Trendwechsel oft harmlos. Wir haben an dieser Stelle auch in der letzten Ausgabe thematisiert, dass die Bäume nicht einmal im Technologiebereich in den Himmel wachsen, zumindest nicht auf Dauer. Zwar ist Nvidia so etwas wie das Gegenteil eines Totgesagten; in den Augen der Fans scheint die Aktie so etwas wie das ewige Leben und ewiges Wachstum gepachtet zu haben. Nun ist es aber eine alte Erfahrung, dass eine solch euphorische Stimmung zum einen bereits in den Kursen enthalten ist und es zudem selten noch besser als „doppel plus gut“ wird. Irgendwann wird eine Darling-Aktie zum Opfer der dann überzogenen Erwartungen. Dass die Konkurrenz von den gigantischen Margen angezogen wird, wie die Motten vom sprichwörtlichen Licht, ist ebenfalls eine Binsenweisheit. Da wird längst zum Halali auf den KI-Chip-Primus geblasen. Dazu kommen eine nun technisch angeschlagene Situation und ein weiteres Börsenphänomen: Nicht nur Nachrichten machen Kurse, sondern Kurse auch Nachrichten. Bei fallenden oder auch nur stagnierenden Kursen dürfte so mancher Analyst ein kritischeres Auge auf den Titel werfen, was dann erneut an der „ewigen“ Erfolgsstory kratzen könnte.

Land der vernachlässigten Sonne

Dagegen war Japan lange Zeit ein „Totgesagter“ unter den Börsianern. Selbst die in diesem Jahr – erstmals seit Jahrzehnten! – erreichten neuen Allzeithochs wurden in der allgemeinen Tech-Euphorie kaum wahrgenommen. Dabei scheint der Markt weiter interessant zu sein, allein schon deshalb, weil viele ihn nicht auf dem Radar haben. In der besten aller Welten befindet sich der Markt ebenfalls nicht. Im Gegenteil: die Problemlagen aus Überalterung, hoher Verschuldung und schwacher Währung sind mannigfaltig, aber eben auch bekannt. Sollten sich hier positive Veränderungen ergeben, könnte der Markt, zumindest in Teilbereichen, von weiterer Dynamik erfasst werden. Wir halten das Thema jedenfalls für so interessant, dass wir uns in der Titelgeschichte des aktuellen Smart Investor 7/2024 intensiv mit der Frage „Japan – Steht eine Supernova bevor?“ beschäftigen. Dabei gehen wir nicht nur auf den Gesamtmarkt ein, sondern zeigen auch potenziell lohnenswerte Nischen sowie einige Besonderheiten der japanischen Währungssituation.

Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt

Eine regelrechte Hassliebe haben viele Anleger zu Silber entwickelt. Das weiße Metall fällt immer wieder durch hohe Volatilität und lange Phasen der Richtungslosigkeit auf. Das ist besonders für jene Anleger zermürbend, die fest an die Silberstory glauben. Tatsächlich lesen wir immer wieder von einem Datenkranz, der gerade im Hinblick auf die Elektrifizierung der Wirtschaft und hinsichtlich des Themas der Photovoltaik vielversprechend ist. All das hilft allerdings wenig, wenn sich der Kurs nicht in die richtige Richtung bewegt. Aktuell scheint aber erneut Leben in den Silber-Chart zu kommen. Nach den kräftigen Aufwärtsschüben des laufenden Jahres und einer geradezu lehrbuchhaften, knapp sechswöchigen Flaggenkorrektur strebt der Kurs nun wieder sehr kräftig nach oben und scheint die Konsolidierungsflagge nun unmittelbar zu verlassen. Weitere kräftige Kursgewinne wären damit vorprogrammiert.

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Zu den Märkten

Kriecht er weiter? Der DAX hat in der Berichtswoche per Saldo den neuen, flacheren Aufwärtstrend (gestrichelte Linie) verteidigt. Noch gestern sah es im Sitzungsverlauf ganz anders aus. Da rauschte der deutsche Leitindex nämlich unter diese Linie, konnte sich aber bis zum Handelsschluss so weit erholen, dass per Saldo zwar ein Verlust zu verzeichnen war, der Trend auf Schlusskursbasis aber intakt blieb. Zum Redaktionsschluss der heutigen Ausgabe geht es sogar wieder deutlicher voran.

Für eine endgültige Entwarnung ist es dennoch zu früh, denn der DAX ist nun regelrecht eingepfercht zwischen dem genannten Aufwärtstrend und einem Widerstandsbereich (rote Horizontale), der bei ca. 18.380 Punkten beginnt. An einer baldigen Entscheidung kommt der Index also nicht vorbei. Da die aktuelle Seitwärtsphase durch zwei massive Abwärtstage eingeleitet wurde, wäre eine Wiederaufnahme dieses Impulses nicht unwahrscheinlich. Erst eine nachhaltige Überwindung der roten Linie ließe Hoffnung auf weitere Kursgewinne keimen, erscheint uns aktuell aber noch als die unwahrscheinlicher Alternative. Bis dahin könnte der DAX noch ein wenig an seinem Aufwärtstrend entlang kriechen.

Musterdepots & wikifolio

In der Rubrik Musterdepots & wikifolio finden Sie heute Neuigkeiten zu zwei sehr unterschiedlichen Musterdepotwerten sowie eine kurzes Update zu unserem wikifolio „Smart Investor – Momentum“. Die große Monatsübersicht für Juni 2024 inklusive Käufen/Verkäufen finden Sie im Update 26/2024. Im Musterdepotbereich können Sie sich durch einfaches Blättern einen schnellen Überblick über die Transaktionen der letzten Wochen verschaffen. Um diesen Bereich lesen zu können, müssen Sie Abonnent des Smart Investor Magazins sein und sich auf der Smart-Investor-Website einloggen. Sollten Sie Ihr Passwort vergessen haben, fordern Sie bitte ein neues bei abo@smartinvestor.de an.

Fazit

Das Jahr 2024 ist Wahljahr mit Neuwahlen in mehreren europäischen Ländern und in den USA. Zwar werden politischen Börsen kurze Beine nachgesagt, anhaltende Verunsicherung schätzen die Märkte in der Regel jedoch überhaupt nicht.

Ralf Flierl, Ralph Malisch

 

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