Was mich gerade bewegt …

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Ralf Flierl,
Chefredakteur

Editorial 07/2024

Bei der jährlichen Versammlung der Hayek-Gesellschaft wurde letzten Samstag, den 22.6., in Hamburg ein prominenter Gast geehrt. Der seit einem halben Jahr amtierende argentinische Präsident Javier Milei durfte die Hayek-Medaille für seine Verdienste um die Ideen der Österreichischen Schule der Nationalökonomie in Empfang nehmen. Es war ein ergreifender Moment, den weltweit wohl bekanntesten und einflussreichsten libertären Präsidenten live zu erleben. In seiner Rede sprach er von seinem Werdegang, vom bisher Erreichten und auch von den Zielen, die er sich für seine Präsidentschaft gesetzt hat. Milei wirkte auf mich glaubwürdig, wenngleich ich angesichts der schwierigen Konstellation im argentinischen Parlament und der heftigen Rosskur, die er seinem Land verordnet hat, noch einige Bedenken hege, ob sein – aus meiner Sicht richtiges – Programm auch gegen alle Widerstände durchgezogen werden kann. Impressionen und Gedanken dazu finden Sie auf S. 39.

Nicht minder bewegt war ich, als ich im Internet das Gespräch von WELTWOCHE-Chef Roger Köppel mit dem serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić vom 8.6. in Belgrad sah. Sichtlich bedrückt sprach dieser davon, dass sich Europa auf dem Weg hin zu einer großen Katastrophe befinde. Er spielte damit auf den Ukrainekrieg an, in welchem keine der beiden Seiten verlieren will bzw. kann. Auch erinnerte er daran, dass ein Frieden im März 2022 bereits eine Woche nach dem Angriff Russlands möglich gewesen wäre, aber der Westen dies verhindert hätte. Nun würden die Dinge ihren Lauf nehmen, weshalb er innerhalb der kommenden vier Monate mit einer Eskalation des Kriegs in Richtung NATO rechne. Unbestritten muss man Vučić eine gewisse Russlandnähe attestieren – aber ist das ein Argument gegen seine Prognose? Vielleicht weiß er gerade deshalb mehr über Russland als die anderen europäischen Präsidenten. Durch den jüngsten, mutmaßlich mit einer Rakete amerikanischer Bauart verübten Anschlag auf russische Badeurlauber auf der Krim hat sich die Wahrscheinlichkeit, dass Vučićs Vorhersage eintrifft, jedenfalls nicht verringert. Auch der bekannte US-Ökonom Jeffrey Sachs behauptete jüngst in einem Interview, dass der Gesprächsfaden zwischen der NATO und Russland inzwischen wohl gerissen sei. Und wo nicht mehr miteinander geredet wird, wird man womöglich bald zu anderen „Ausdrucksformen“ greifen!? In unserem Beitrag auf S. 20 gehen wir auf den Umbau unserer Gesellschaft hin zu mehr „Kriegstüchtigkeit“ ein.

Der japanische Aktienmarkt notiert ein Hoch nach dem anderen – bei gleichzeitig verfallendem Yen. Für den Euroinvestor bleibt da am Ende kaum etwas hängen. Allerdings könnte sich daran bald etwas ändern – wenn nämlich die gigantischen Carry Trades, die in den letzten Jahren in den fallenden Yen hinein aufgebaut wurden, in Schieflage zu geraten drohen. Dann könnte das Land der aufgehenden Sonne tatsächlich sogar noch einmal eine Art Supernova erleben, sozusagen einen Crack-up-Boom auf Japanisch. Lesen Sie hierzu unsere Titelgeschichte mit einigen Aktienempfehlungen, die sich über mehrere Artikel erstreckt – ab S. 6, 9, 10 und 36.

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lesezeit

Ralf Flierl,

Chefredakteur

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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