Nach der Wahl …

Titelbild: © iQoncept – stock.adobe.com

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… ist vor der Zinsentscheidung

Wahlnachlese

In den Wochen vor dem 9.6. gab es im politischen Deutschland kein anderes Thema als die Wahl zum EU-Parlament. Dabei erhielt diese Abstimmung eine mediale Bedeutung, die diese Institution innerhalb der Strukturen der Europäischen Union eigentlich gar nicht hat. Was die Wahl aus politisch-medialer Sicht dennoch so wichtig machte, war ihre symbolische Bedeutung. Schon im Vorfeld wurde vor einem deutlichen Rechtsruck gewarnt, der dann auch eintrat. In Belgien und Frankreich stürzten über die katastrophalen Ergebnisse sogar die dortigen Regierungen, aber auch hierzulande gab es in der Ampel lange Gesichter. Allerdings ist es nicht so, dass 15% bis über 30% der Europäer nun plötzlich „Nazis“ geworden wären. Viel eher drückt sich hier eine allgemeine Unzufriedenheit mit der vorherrschenden Politik und den durch sie geschaffenen Verhältnissen aus. Solange die Verantwortlichen die Signale der Wähler jedoch nicht aufnehmen, sondern sich trotzig im Besitz der Wahrheit wähnen, einer Wahrheit, die man dem Wähler einfach nur besser vermitteln müsste, so lange wird sich an der Protesthaltung wenig verändern. Im Gegenteil: Sie dürfte sich weiter verstärken

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Jugend rebelliert

Wie weit sich der „polit-mediale Komplex“ inzwischen von der Lebenswirklichkeit der Wähler entfernt hat, kann man am Abschneiden der Partei „Letzte Generation“ erkennen. Obwohl diese Gruppierung mit ihren teils kriminellen Aktionen regelmäßig die Nachrichten beschäftigte und auch in den Talk-Formaten der Sender weit überrepräsentiert war, kam sie gerade einmal auf 0,3% der abgegebenen Stimmen – das ist ein besserer Rundungsfehler. Eine andere traditionelle Kleinpartei, die in den Medien praktisch nicht stattfindet, ist die Tierschutzpartei, die mit 1,4% mehr als das Vierfache der Stimmen eroberte und sogar einen Parlamentssitz errang. Das Desaster der „Letzten Generation“ ist auch vor dem Hintergrund pikant, dass diesmal bereits die 16jährigen zur Stimmabgabe aufgerufen waren. Diese Zielgruppe gilt als besonders anfällig für sozialistische Phantastereien, weshalb es regelmäßig linke Parteien sind, die sich für eine Herabsetzung des Wahlalters stark machen. Tatsächlich favorisierten die Jung- und Erstwähler diesmal aber CDU/CSU und AfD, die mit jeweils rund 17% nahezu gleichauf lagen, wobei der CDU/CSU-Anteil bei den Jungwählern deutlich unter dem Durchschnitt aller Altersgruppen ausfiel, bei der AfD aber leicht darüber.

Kurze Beine

Was die Wahl für die Märkte bedeutete, konnte man ab Montag sehen – und das war relativ wenig. Schon eine alte Börsenweisheit warnt vor den „kurzen Beinen“ politischer Börsen. Damit ist eigentlich gemeint, dass die (Über-)Reaktionen der Märkte auf politische Ereignisse eher von kurzer Dauer sind. Diesmal blieben aber sogar solche Überreaktionen weitestgehend aus. Im Prinzip dürften die Märkte die Bedeutung der Wahl zum EU-Parlament also ebenfalls nicht allzu hoch einschätzen.  Geradezu bemüht wurde der leichte Kursrückgang des DAX am Montag als Reaktion auf den Rechtsruck geframt. Überzeugen kann diese Erklärung bei einer solchen Mini-Bewegung von unter einem Prozent nicht. Am ehesten sieht man noch eine Reaktion beim französischen CAC-40-Index. Dort dürfte aber nicht die Wahl selbst ursächlich für die Kursabschläge gewesen sein, sondern die innenpolitische Reaktion. Staatspräsident Macron verkündete Neuwahlen und sorgte damit für Verunsicherung.

Minimale Reaktion

Der weiter rückläufige Kurs des Euro gegenüber dem US-Dollar dürfte ebenfalls nicht Folge des „Wahlbebens“ sein, das die Spatzen schon im Vorfeld von den Dächern pfiffen. Denn der Euro ging nicht erst am Montag mit einem Gap nach unten, sondern rutschte mit einer langen schwarzen Kerze bereits am Freitag ab. Da konnte die „Wahlüberraschung“ aber noch gar nicht bekannt sein. Ursächlich für diese Bewegung wird daher die Senkung des Schlüsselzinses von 4,5% auf 4,25% durch die EZB am Donnerstag gewesen sein. Die war tatsächlich ein bisschen überraschend, was man schon an der darauffolgenden Marktreaktion erkennen kann. Aktuell starren die Händler auf die heutige Fed-Sitzung. Eine Zinsänderung wird nicht erwartet. Die am Mittwoch um 14:30 Uhr vermeldeten US-Inflationsdaten waren mit +3,3% p.a. unter den Markterwartungen, was die Aktien unmittelbar mit einem kleinen Kurssprung quittierten. Auch der Euro legte sofort zu, was vielleicht doch auf einen Zinsschritt der Fed hindeuten könnte, auch wenn dieser unwahrscheinlich bleibt. Überraschungen für die Märkte kann es beim heutigen Powell-Statement aber immer geben, zumal zwischen den Zeilen sehr genau danach gesucht werden dürfte.

Game – Stopp and Go!

Ein Titel, der erneut die Gemüter erhitzte ist die Meme-Aktie GameStop (WKN: A0HGDX). Seitdem „Roaring Kitty“ alias Keith Gill die Szene wieder aufmischt, sind die erratischen Kursschwankungen wieder zurück. Wesentlich für dieses Spiel ist das Short Interest von rund 46 Mio. der 306 Mio. ausstehenden Aktien. Sobald der Kurs steigt, werden die „Shorties“ nervös. Allerdings wiederholt sich die Geschichte des Jahres 2021 nicht. Auf schnelle Spikes folgen ebenso schnelle Abverkäufe. Am vergangenen Freitag konnte nicht einmal ein Livestream von Gill die Verkaufswelle bremsen. Dagegen gab es bereits am Dienstag positive Nachrichten vom Unternehmen selbst. Man nutzte das zwischenzeitliche Interesse der Spieler und sammelte gut 2 Mrd. USD mit der Ausgabe neuer Aktien ein. So ist aus der Zockerei des Reddit-Schwarms eine real gefüllte Kasse des Unternehmens geworden. Diesmal stieg der Kurs im Sitzungsverlauf wieder um knapp 23% an. Zwar ist GameStop in keiner Weise „Investmentgrade“, in Sachen Unterhaltungswert ist das Papier aber kaum zu überbieten.

Topbildung oder Verschnaufpause?

Im Vergleich zu solchen Meme-Stocks kann der Bitcoin als ein geradezu konservatives Investment gelten. Nach dem Bullenmarkt der letzten Monate ging es hier zuletzt verhaltener zu. Kritische Beobachter erahnen sogar bereits ein mögliches Doppel-Top mit der Implikation fallender Kurse. So weit ist es allerdings noch nicht. Denn für die Vollendung einer solchen Umkehrformation müsste die Nackenlinie erst einmal durchschlagen werden. Letztlich könnte es sich hier auch lediglich um eine Verschnaufpause handeln. Vom Grundsatz her bleiben Markttechnik und Psychologie die wesentlichen Bestimmungsfaktoren für die Kursentwicklung. Relativ neu ist dagegen ein teils sehr aggressives Bitcoin-Marketing, wie es unter anderem von Michael J. Saylor betrieben wird, CEO von MicroStrategy (WKN: 722713). Die Aktie ist bekanntlich auch in unserem Musterdepot enthalten. Dass man zu den weiteren Aussichten des Bitcoins sehr unterschiedliche Auffassungen vertreten kann, haben wir auch immer wieder im Smart Investor dokumentiert. Allein in diesem Jahr kam der Bestseller-Autor Marc Friedrich zu Wort, der ohne Wenn und Aber im Lager der Bitcoin-Bullen ist, aber auch Dr. Carsten Priebe, der einige kritische Aspekte beisteuerte.

Zu den Märkten

Nach der EU-Parlamentswahl ging es am Montag mit dem DAX erst einmal leicht abwärts. Eine echte Reaktion auf die Wahl war das zumindest in Deutschland nicht. Die Bewegungen blieben im Rahmen der normalen Schwankungen der letzten Wochen. Auch die erste Zinssenkung der EZB am vergangenen Donnerstag verpuffte mehr oder weniger. Der Markt ist richtungslos. Die besser als erwartet ausgefallenen US-Inflationszahlen (s.o.) sorgten zwar tatsächlich für Rückenwind, ein Befreiungsschlag aus der seit Mitte Mai andauernden Konsolidierung ist dies jedoch noch nicht. Vielmehr kämpft der deutsche Leitindex weiterhin mit der unteren Begrenzung des steilen Aufwärtskanals der letzten Monate.

Die heutige US-Notenbanksitzung, das ist sozusagen der zweite Akt des „Super-Mittwochs“, könnte dann tatsächlich noch einmal einen Impuls für die Märkte liefern, der den deutschen Markt aber erst am Donnerstag treffen wird. Obwohl hier, trotz der positiven Entwicklung bei den US-Inflationsdaten, kein Zinsschritt nach unten erwartet wird, dürften die Äußerungen von Fed-Chef Powell etwas mehr Klarheit über das Innenleben des Entscheidungsprozesses liefern. Die Spannung bleibt den Anlegern jedenfalls erhalten. 

Deutsche Dividendentitel: Hornbach Holding – Erratum

Leider ist uns in der Vorwoche bei unserer Berichterstattung zu deutschen Dividendentiteln ein Fehler unterlaufen. Bei der Hornbach Holding (WKN: 608340) gab es im Jahr 2016 keine Dividendenkürzung. Damit stellt sich die Dividendenhistorie des Unternehmens sogar noch besser dar, als von uns ohnehin schon dargestellt: Seit dem Börsengang im Jahr 1987 hat die Hornbach Holding ihre Dividende noch nie kürzen müssen. Wir bitten den Irrtum zu entschuldigen.
Wer am 10. Juli 2024 in den Genuss der einjährigen Gewinnausschüttung kommen möchte, sollte sich die Aktie bis zum Ex-Datum 8. Juli 2024 ins Depot legen.

Veranstaltungshinweis

„Schönheitspreise gibt es hier nicht und Differenzen sind erwünscht. Die Teilnehmer sollen relevantes Wissen lebendig vermittelt bekommen, um in den eigenen Portfolios selber Alpha zu generieren.“

Dies ist das Motto des alphaTrio, das in ziemlich genau einem Monat, am 13.7.2024 in Schaffhausen (Schweiz) stattfinden wird. Unter der Gesprächsleitung von Dipl. Volkswirt Steffen Krug werden diesmal Dr. Markus Krall, Marc Friedrich und der Währungsexperte Folker Hellmeyer in den Ring steigen. Freuen Sie sich auf ein mehrwertiges Format in exklusivem Rahmen. Nähere Informationen erhalten Sie hier.

Musterdepots & wikifolio

In der Rubrik Musterdepots & wikifolio finden Sie einen Bericht zu einem Musterdepottitel, der mit einem sensationellen Datenkranz aufwartet, aber zuletzt von einem Rückschlag betroffen war. Dazu gibt es einen Kurzbericht zu unserem wikifolio „Smart Investor – Momentum“. Teil 2 unseres Berichts zu den Edelmetallaktien des Musterdepots finden Sie dann in der nächsten Ausgabe Die große Monatsübersicht für Mai 2024 inklusive Käufen/Verkäufen finden Sie in der Ausgabe vom 22.5.2024. Im Musterdepotbereich können Sie sich durch einfaches Blättern einen schnellen Überblick über die Transaktionen der letzten Wochen verschaffen. Um diesen Bereich lesen zu können, müssen Sie Abonnent des Smart Investor Magazins sein und sich auf der Smart-Investor-Website einloggen. Sollten Sie Ihr Passwort vergessen haben, fordern Sie bitte ein neues bei abo@smartinvestor.de an.

Fazit

Die EZB hat den Zins gesenkt, in den EU-Mitgliedsstaaten wurde gewählt und die US-Inflation scheint im Griff zu sein. Große Ereignisse haben an den Märkten bislang nur wenig Bewegung ausgelöst. Gezockt wird derweil wieder in den Meme-Aktien, allen voran GameStop.

Ralf Flierl, Ralph Malisch

 

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Die Charts wurden erstellt mit stock3 und Tai-Pan von Lenz+Partner. Diese Rubrik erscheint jeden Mittwochnachmittag.

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