Alles in Butter? Eigentlich nicht!

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Ralf Flierl,
Chefredakteur

Editorial 06/2024

Höchstkurse, wohin man blickt: DAX, NASDAQ, Bitcoin und auch Gold. Würde uns ein Außerirdischer besuchen und die Marktentwicklungen betrachten, würde er sicherlich vermuten, dass hier auf der Erde alles in Butter wäre.

Da wir mit den Ideen der Österreichischen Schule vertraut sind und glauben, das Fiat- bzw. Scheingeld durchschaut zu haben, bewerten wir bei Smart Investor die Situation jedoch weitgehend anders als der Mainstream: Erstens sind die steigenden Kurse bei den Aktien aus unserer Sicht kein Zeichen von Wachstum – zumindest nicht von qualitativem, allenfalls von quantitativem Wachstum, vulgo Inflation.

Zweitens steht das Weltfinanzsystem relativ kurz vor seinem Ende. Warum? Weil auf die höchste Verschuldung aller Zeiten nun ein innerhalb von drei Jahren stark gestiegener Zins trifft, der viele Investitionen unrentabel macht. Die meisten Wirtschaftsteilnehmer können solche erhöhten Zinskosten zunächst abfedern, indem sie z.B. Gewinneinbußen hinnehmen oder aber von der Substanz zehren. Aber das geht nur eine Zeit lang; irgendwann ist Schluss – und dann werden schwache Investoren die Segel streichen. Die aktuelle stark steigende Insolvenzrate (z.B. Benko) deutet dies bereits an. Prognose: Wir werden noch weitaus mehr und vor allem noch bedeutend größere Pleiten erleben, als dies bisher der Fall war.

Deswegen zieht es einerseits die Aktieninvestoren genau in diejenigen Firmen, die groß und stark sind und relativ geringe Kapitalkosten haben, z.B. die „Magnificent Seven“. Andererseits suchen Anleger die Exittür aus dem aktuellen Finanzsystem und gehen vermehrt in Bitcoin und Gold.

Der legendäre Investor Warren Buffett hatte mit seiner Berkshire Hathaway jahrzehntelang eine phänomenal erfolgreiche „Gelddruckmaschine“ aufgebaut und weiterentwickelt – das steht außer Frage. Doch zuletzt zeigte die Beteiligungsgesellschaft aus dem US-amerikanischen Bundesstaat Nebraska Anzeichen dafür, dass es nicht mehr gar so rund läuft. Hinzu kommt, dass man bei einem Berkshire-Investment pro Buchwertdollar inzwischen deutlich mehr als einen Dollar zu berappen hat. Die Aktie des bekanntesten Value-Investors ist also heute nicht mehr ein Value-Schnäppchen im klassischen Sinne. Unsere Titelgeschichte dazu lesen Sie ab S. 6.

Weitere Artikel zum Thema Beteiligungsgesellschaften finden Sie für den deutschsprachigen Raum in den Artikeln ab S. 10 und S. 12 sowie für internationale Titel ab S. 52. Mit dem Portfoliomanager des einzigen auf solche Unternehmen spezialisierten und sehr erfolgreichen Fonds, Gunter Burgbacher, haben wir ein ausführliches Interview geführt, in welchem er grundlegende Kenntnisse zu Holdings sowie seine persönlichen konkreten Erfahrungen in diesem Sektor während der letzten fünf Jahre preisgibt – ab S. 58.

Zuletzt bat ich Sie um Ihre Meinung dazu, ob unsere beliebte Rubrik „Löcher in der Matrix“ von bisher einer auf zwei Seiten erweitert werden sollte. Die Auswertung Ihrer zahlreichen Antworten ergab in etwa ein Patt. Demzufolge werden wir den Umfang dieser Rubrik je nach zur Verfügung stehendem Platz und anfallenden Themen gestalten. Wir beginnen in dieser Ausgabe mit der goldenen Mitte, nämlich eineinhalb Seiten, ab S. 40.

Eine anregende und erkenntnisreiche Lektüre durch vielerlei interessante und mehrwertige Beiträge wünscht Ihnen

Ralf Flierl,

Chefredakteur

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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