Zinsen hoch, Kurse runter

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Was Anleger jetzt tun können

Gewinne sichern

Rally war gestern. Doch was kommt morgen? Das will jeder Anleger wissen. Aber – wir müssen diese bittere Wahrheit verkünden – niemand weiß das. Auch nicht die größten Experten, nicht einmal milliardenschwere Hedgefonds-Manager. Was wir aber wissen – und um was es in der aktuell schwierigen Lage (Inflation, Israel/Iran, Ukraine) allein gehen kann – ist ein Verfahren, wie man das eigene Depot möglichst wenig zerzaust durch die nächsten, potenziell frühjahrsstürmischen Wochen bringt.

Die Lage: Der Vorsitzende der US-Notenbank, Jerome Powell, will die Zinsen weiterhin hochhalten. Die Inflation sei zu stark. Sie könnte sogar noch steigen, beispielsweise, falls
– die Lage in Nahost eskaliert, Israel tatsächlich zum angekündigten Gegenschlag ausholt und Ziele im Iran angreift oder
– die schwer bewaffneten Huthi-Terroristen den internationalen Schiffsverkehr im Roten Meer endgültig zum Erliegen bringen oder
– Russlands Präsident Putin seine Armee zum Sturm auf das ukrainische Charkiw antreten lässt oder


Die Preise für Öl und Gas schössen bei jedem der befürchteten Ereignisse in die Höhe, die Weltwirtschaft ächzte.

Die Lösung für Anleger könnte angesichts der sich auftürmenden Probleme ein programmiertes Vorgehen sein. Wir zeigen es beispielhaft am S&P 500-Index, dem US-Blue-Chips-Index schlechthin. Das Verfahren funktioniert auch mit anderen Indices oder sogar mit Einzelaktien. Seit Jahresbeginn steigt der Kurs des S&P500, zunächst steil, dann abflachend. Eine Art Hochplateau erreicht er in der zweiten Märzhälfte. Seitdem sinkt der Kurs, hielt sich aber bis Freitag oberhalb von 5.100 USD.

Dies war die Unterkante jener Zone, in der sich der S&P 500 bereits in der ersten Märzhälfte aufhielt. Anleger, welche sich damals engagierten, in einer Rally, die unter spätem Dampf stand, sehen in diesen Tagen ihre frischen Gewinne schwinden. Theoretisch sollten sie schnell verkaufen, sobald der Index diese Zone wieder nach unten verlässt. Genau dies scheint am Montag geschehen zu sein, als der Index einen kräftigen Satz unter eben jene Marke getan hat. Aktuell notiert er im Bereich von 5.050 USD. Wer jetzt engagiert bleibt, der hofft, darauf, dass dies nur ein kurzer Ausrutscher war, der in einem intakten Aufwärtstrend schnell wieder geheilt werden sollte. Hoffnung ist allerdings oft ein schlechter Ratgeber, besonders nach Monaten einer steilen Rally, bei der eine Verschnaufpause wohlverdient wäre. Ein bloßes „Weiter so!“ wird also unwahrscheinlicher, auch wenn es nicht ganz ausgeschlossen ist.

Wer keine subjektiven Zonen zeichnen will, für den eignet sich auch ein Bündel Gleitender Durchschnitte, wie in der Abbildung dargestellt. Durchschlägt der Kurs die Zone oder die Durchschnitte, bewegen wir uns im Bereich der Stopp-Loss-Marken. Darunter geht es um Gewinnsicherung, und dies eben schon seit der Marke von rund 5.100 USD. Fängt sich der Index dennoch in den nächsten Tagen, dann ist das aus dieser Warte zwar ärgerlich, aber in einem solchen Wiederanstieg stecken auch zusätzliche Informationen, etwa der wertvolle Hinweis welche Aktien dann die Bewegung anführen. Spoiler: Es müssen nicht notwendigerweise die bisherigen sein.

Cash in der „Täsch“

Um gute Aktien zu finden, kann sich der Anleger durch Geschäftsberichte wühlen. Er kann viel Zeit mit dem Studieren von Kennzahlen verbringen. Manchmal, vielleicht in den meisten Fällen, reicht es aber, auf das denkbar einfachste Kriterium zu vertrauen, nämlich: Das Geschäft des fraglichen Aktienunternehmens läuft. Schließlich geht es genau darum: sich an einem funktionierenden Geschäftsmodell zu beteiligen.
Brummt das Geschäft, kommt Geld herein, viel Geld. Am meisten Geld in der Tasche (und die Verbindlichkeiten sind bereits abgezogen) haben:

Alphabet (WKN: A14Y6H):           98 Mrd. USD
Apple (WKN: 865985):                  65 Mrd. USD
Meta (WKN: A1JWVX)::               47 Mrd. USD

Auf den weiteren Plätzen folgen Amazon, Microsoft und Nvidia. Wirft der potenzielle Investor nach dem Abprüfen der Cash-Lage noch einen Blick auf den – angesichts einer prall gefüllten Firmenkasse zumeist erfreulichen – Chart des interessierenden Unternehmens, dürfte er bereits bemerkenswert gut aufgestellt sein für eine eigene, qualifizierte Anlageentscheidung.

Die Entzauberung der „Meme- Stocks“

Von den investmenttauglichen Blue Chips geht es schnurstracks in die Schmuddelecke des Anlage-Universums – zu den Meme-Aktien. Das sind jene Papiere, die zu Pandemiezeiten atemberaubende Hyperbelkurven bei den Kursnotierungen zeichneten und Anlegern unfassbare (Buch-)Gewinne bescherten. Hochgejubelt wurden die zumeist recht kleinen Aktienunternehmen oftmals über Social-Media-Kanäle (Reddit, etc.), wo sich ebenso gelangweilte wie computeraffine Börsenneulinge trafen, um marktenge Titel gemeinsam zu kaufen. Die spannende Frage: Wie ist es den Kursen der Meme Stocks nach dem Hype ergangen? War da Substanz? Hat der freche Anlegernachwuchs aus dem Social-Media-Universum echte Aktienperlen entdeckt und zu Recht hochgetrieben?! Die Antwort fällt eindeutig aus, aber lassen wir die Zahlen sprechen:

Nokia (WKN: 870737):                                 -64%
Blackberry (WKN: A1W2YK):                      -89%
Gamestop (WKN: A0HGDX):                      -91%
Beyond Meat (WKN: A2N7XQ):                  -97%
Virgin Galactic (WKN: A2PTTF):                 -98%
AMC Entertainment (WKN: A3D7MZ):       -99%
Bed Bath & Beyond (WKN: 884304):          -100%

Angegeben ist jeweils der aktuelle prozentuale Verlust gegenüber dem Höchststand im Pandemiejahr 2021. „Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten und schauen Sie die Papiere nicht mehr an“, lautet der wohl bekannteste Ratschlag von Börsenaltmeister André Kostolany. Es dürfte auch sein schlechtester gewesen sein, zumindest für die Depots unbedarfter Privatanleger.

Zu den Märkten

Unser letzter Smart Investor Weekly stand unter der Hauptüberschrift „Vor der Korrektur?“ Inzwischen sind wir mittendrin statt nur dabei, wie es einst in der TV-Werbung für einen Sportkanal hieß. Sportlich war auch die Rallys von DAX, S&P 500, NASDAQ 100 usw., welche diese Indizes seit November 2023 im zweistelligen Prozentbereich nach oben getrieben haben. Die entscheidenden Fragen aus Anlegersicht sind nun, ob die Korrektur bereits in vollem Gange ist, ob sie noch weitergehen kann und ob das Ganze sogar ein echtes Zwischenhoch sein könnte?! Ja, ja und ja. Die klaren Antworten ergeben sich natürlich aus der vagen Formulierung der Fragen. Spaß beiseite. Die erste Frage ist relativ leicht zu beantworten. Ja, wir befinden uns bereits mitten in der Korrektur. Wir sind darin sogar schon so weit fortgeschritten, dass sich einige bereits Hoffnungen auf deren baldiges Ende machen. Da wären wir insofern vorsichtig, als etliche Marktteilnehmer in den nun angeknacksten Märkten vor allem auf einen etwas besseren Ausstiegskurs warten dürften. Sollte also ein Erholungsversuch starten, wird sich zeigen, ob diese „Verleiderverkäufe“ von neuen Käufern buchstäblich überrannt werden können, wobei ein solcher Anstieg wiederum psychologischen Druck von diesen potenziellen Verkäufern nehmen dürfte. In der Nähe eines möglichen unteren Wendepunkts tritt zudem mit den „Shorties“ eine weitere Gruppe von Marktteilnehmern als Käufer auf, die kaum eine andere Wahl haben, als ihre Positionen rasch einzudecken, was die Preise regelrecht nach oben peitscht. Für die Entscheidung des weiteren Trends ist dabei vor allem wichtig, wie weit solche Short-Covering-Rallys tragen.

Musterdepots & wikifolio

In der Rubrik Musterdepots & wikifolio finden Sie heute ein Update zu den Käufen in unserem Musterdepot, sowie zu den bewegten Tagen in unserem wikifolio „Smart Investor – Momentum“. Die große Monatstabelle für März 2024 finden Sie in der Ausgabe zur KW 12. Im Musterdepotbereich können Sie sich durch einfaches Blättern einen schnellen Überblick über die Transaktionen der letzten Wochen verschaffen. Um diesen Bereich lesen zu können, müssen Sie Abonnent des Smart Investor Magazins sein und sich auf der Smart-Investor-Website einloggen. Sollten Sie Ihr Passwort vergessen haben, fordern Sie bitte ein neues bei abo@smartinvestor.de an.

Fazit

Die Märkte signalisieren weiter Erholungsbedarf. Für die kommenden Tage gehen wir vor allem von hoher Volatilität aus.

Ralf Flierl, Frank Sauerland, Ralph Malisch

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Die Charts wurden erstellt mit stock3 und Tai-Pan von Lenz+Partner. Diese Rubrik erscheint jeden Mittwochnachmittag.

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