Kolumne
Gastbeitrag von Ronald-Peter Stöferle, Incrementum AG
„Bull markets are more fun than bear markets“, so Bob Farrell. Wir können ihm nur zustimmen. Der „Fun Factor“ hielt sich im Goldminenbereich zuletzt wirklich in Grenzen. Die Stimmung auf den Branchenkonferenzen erinnerte an Geburtstage im Altersheim. Wir gehen aber davon aus, dass uns der Minensektor in Zukunft wieder mehr Freude bereiten wird. Mehr noch: Die Party mag bereits begonnen haben. Es sprechen gute Gründe für ein rauschendes und langes Fest.
Stark unterbewertet
Die aktuelle Unterbewertung von Minenaktien, insbesondere von Gold- und Silberminenaktien, bietet eine einmalige Gelegenheit für Investoren. Stark steigende Inputkosten, mangelnde Risikotoleranz der Investoren, hohe Kapitalkosten und zunehmende geopolitische Risiken haben die
Bewertungen auf ein 25-Jahres-Tief befördert. Neben diesen Faktoren wollen wir auch die zentrale Bedeutung der Stock-to-Flow-Ratio für die monetäre Bedeutung von Gold ins Bewusstsein rücken. Die hohe Stock-to-Flow-Ratio ist das wichtigste Spezifikum von Gold und Bitcoin. Die Kennziffer signalisiert eine starke Diskrepanz zwischen dem gesamten verfügbaren Bestand („Stock“) und der jährlichen Produktion („Flow“).
Konsequenzen
Für Miningunternehmen und Mininginvestoren ergeben sich folgende wesentliche Konsequenzen:
• Historisch sind überdurchschnittlich lange Bullen- und Bärenmärkte bei Goldaktien zu erkennen.
• Der Superzyklus wird meist ausgelöst durch fundamentale Änderungen der monetären Rahmenbedingungen.
• Nach ausgedehnten Boomphasen bewirken die strukturell hohen Margen häufig einen suboptimalen Umgang mit Unternehmensressourcen.
• Ausgiebige Depressionsphasen zwingen die Branche zu einer massiven Konsolidierung und die verbleibenden Unternehmen zu bedingungsloser
Effizienz.
• Für Investoren ergeben sich insbesondere nach Jahren der Konsolidierung interessante Einstiegszeitpunkte.
• Der ungewöhnlich hohe Top-down-Einfluss der geldpolitischen Geschehnisse auf diese Anlageklasse – insbesondere die Wechselwirkung zwischen
Inflation und Deflation – erfordert ein aktives Timing beim Investieren in Minenaktien.
Vertrauensvotum
Die jüngsten Mininginvestments von Stan Druckenmiller und Hyperion, einem Fonds, der von Elliott Management unterstützt wird, sind bezeichnend für das Aufwertungspotenzial. Druckenmiller, bekannt für seinen fantastischen Track Record und seine Contrarian-Investments, hat Technologieaktien zugunsten von Goldminen wie Newmont und Barrick verkauft. Hyperion zielt darauf ab, in ein breites Spektrum von Bergbauaktiva zu investieren, insbesondere in unterfinanzierte Minen, und nutzt dabei Elliotts umfangreiches Portfolio von 65 Mrd. USD für größere Deals. Dieses verstärkte Interesse von namhaften Investoren kann als Vertrauensvotum für den Sektor angesehen werden. Die Kombination aus historisch niedrigen Bewertungen, dem Einstieg etablierter Investoren und der potenziellen Unterstützung durch zukünftige geldpolitische Maßnahmen deutet darauf hin, dass die aktuelle Unterbewertung von Minenaktien eine hervorragende Einstiegsmöglichkeit bietet. Der Einstieg von Druckenmiller und Hyperion könnte somit ein Vorbote für eine Wiederbewertung des Sektors sein, der von mutigen und langfristig orientierten Investoren nicht ignoriert werden sollte.
Ronald-Peter Stöferle ist Partner bei Incrementum, spezialisiert auf Portfoliomanagement und Research. Er ist verantwortlicher Portfoliomanager des Incrementum Inflation Diversifier Fund (WKN: A1XD02) und des im Februar 2024 neu aufgelegten Incrementum Active Gold Fund (WKN: A4032M). Darüber hinaus ist er Autor des „In Gold We Trust Report“. Der nächste Report erscheint am 17.5.2024. Incrementum ist unter contact@incrementum.li erreichbar.