Gastbeitrag von Rune Sand, DNB Asset Management
Kolumne
In schwierigen Marktphasen bieten sich defensive Branchen besonders an. Ein Beispiel dafür ist der Gesundheitssektor: Dort kommen Solidität und vielschichtige Wachstumsperspektiven zusammen.
Rückenwind durch Innovation
Klassische Treiber für die Gesundheitsbranche waren seit jeher die demografischen Faktoren – eine steigende Weltbevölkerung erfordert mehr medizinische Versorgung. Auch der zunehmende Wohlstand in Schwellenländern stützt die Nachfrage. Aktuell sind es aber zusätzlich auch technologische Neuerungen, die Anleger mit Investments in Pharma- und Biotech-Werte begleiten können. Auf dem Gebiet der Krebsforschung spielt die Immuntherapie eine immer bedeutendere Rolle. Insbesondere die aggressive Therapie früher Krebsstadien hat sich als erfolgreich erwiesen. Um auch aggressive Erkrankungen wie etwa Bauchspeicheldrüsenkrebs oder myeloische Leukämie besser behandeln zu können, fällt der Früherkennung in Zukunft eine noch größere Rolle zu. Unternehmen mit einem Fokus in diesem Bereich könnten profitieren. Das Feld der Diagnostik ist auch deswegen interessant, weil der Inflation Reduction Act (IRA) die Preisregulierung für bestimmte Blockbuster-Medikamente in den USA verschärft hat.
Genetisch bedingte Krankheiten
Neben dem Kampf gegen die Volkskrankheit Krebs – die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erwartet bis 2040 einen Anstieg der jährlichen Neuerkrankungen auf über 30 Millionen – können innovative Unternehmen aus der Healthcarebranche zunehmend auch seltene Erkrankungen ins Visier nehmen. Rund vier Fünftel der seltenen Krankheiten sind genetisch bedingt. Hier setzen Gentherapien an. Während die Gentherapie auf Modifikationen externen genetischen Materials fußt, können mittels Gene Editing dauerhafte Veränderungen am Genom der jeweiligen Patienten erreicht werden. Da in diesem Bereich tätige Unternehmen einen Plattformansatz verfolgen, um schneller neue Anwendungsfälle für Gentherapien zu identifizieren, dürfte eine erfolgreiche Zulassung weiteren innovativen Wirkstoffen den Weg ebnen.
KI schiebt Bewertungen an
Neben biotechnologischen Neuerungen sorgt auch die vor rund einem Jahr eingeleitete KI-Revolution für Impulse im Gesundheitssektor. Die Technologie hilft schon heute dabei, Patientendaten zu analysieren, wichtige Dokumente für Zulassungsverfahren zu erstellen oder aber die IT-Sicherheit zu verbessern. Insbesondere wenn es darum geht, große Mengen an Daten zu analysieren, kann KI die Produktivität deutlich erhöhen und ermöglicht auch kleineren Unternehmen komplexe Projekte. Fokussieren sich Anleger auf Unternehmen aus dem Gesundheitswesen, müssen sie im Zusammenhang mit der zunehmenden KI-Fantasie allerdings auch auf die Bewertungen achten – manche Titel sind aktuell bereits zu teuer. Ohnehin sollten sich Anleger nicht ausschließlich von diesem Hypethema leiten lassen. In der Healthcarebranche kommen aktuell gleich mehrere Trends zusammen, die Aktien aus dem Sektor 2024 Rückenwind geben sollten. Auch langfristig scheint die Perspektive vielversprechend. Die qualifizierte Auswahl aussichtsreicher Unternehmen und deren effektive Allokation bleiben jedoch Voraussetzung, um diese Perspektive auch in stabile Renditen ummünzen zu können.
Rune Sand ist Portfoliomanager des DNB Fund Health Care (WKN: A2DVRC), der gerade von Morningstar mit fünf Sternen ausgezeichnet wurde. Er kam im April 2020 zunächst als Analyst und dann Portfoliomanager im Bereich Global Healthcare zu DNB Asset Management. Zuvor war er als Sell-Side Equity Analyst für den Schifffahrtssektor bei Carnegie (2012 bis 2014) und für die Sektoren Schifffahrt, Immobilien und Bauwesen bei Nordea (2014 bis 2020) tätig. Sand hat einen Master of Science in Finanzen von der BI Norwegian School of Management.