Alarmstufe Gold

Titelbild: © Sunshinemeee – stock.adobe.com

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… und Tristesse an den Aktienmärkten

Eskalation auf dem Pulverfass

Die angespannte weltpolitische Lage hält weiter auch die Börsianer in Atem. Die Zeiten, als man sich auf die Analyse von Aktien konzentrieren konnte, sind erst einmal vorbei. Zu übermächtig und erratisch sind die Impulse, welche die Märkte derzeit aus der (Geo-)Politik erhalten und verarbeiten müssen. Insbesondere beim Krieg in Israel stehen die Zeichen auf Sturm. Nicht nur, dass eine Eskalation jederzeit möglich erscheint, der Krieg tobt zudem schon jetzt auf einem buchstäblichen Pulverfass. Für die Märkte ist das Grund genug, erst einmal in Deckung zu gehen – und dort mutmaßlich auch eine Weile zu bleiben. Denn eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht. Vielmehr ist es möglich, dass weitere Mächte wie die USA, der Iran und, ja, sogar Russland mehr oder weniger direkt in den Krieg eintreten – mit unabsehbaren Folgen, und dies nicht nur für die Märkte.

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Rennen nach unten

Falls es so etwas wie ein Weltaktienbarometer gibt, dann ist es der S&P 500. Und der befindet sich inzwischen klar im Abwärtstrend. Die Schwäche zeichnete sich bereits kurz nach dem Hamas-Überfall auf Israel ab. Zwar stiegen die US-Blue-Chips zunächst noch ein paar Tage weiter, letztlich war dies aber nur der Versuch, das am 21.9. aufgerissene Abwärts-Gap zu schließen – ein Versuch, der knapp misslang. Unmittelbar danach sackte der Index um rund 300 Punkte ab. Bereits seit den Spitzenkursen von Ende Juli sehen wir zudem eine Abfolge niedrigerer Hochs und Tiefs, die klassischerweise eine Baisse charakterisieren. Vergangenen Mittwoch fiel der Index dann auch noch wie ein Stein unter die 200-Tage-Linie, die jedoch noch immer ansteigt. Mehr als eine Pull-Back-Reaktion an dieses Ausbruchsniveau im Bereich von 4.220 bis ca. 4.235 Punkten erscheint uns im Moment dennoch nicht realistisch, auch, wenn sich der Markt in den letzten Handelstagen an einem Zwischenboden versucht. Wie überwältigend negativ die Situation im US-Leitindex ist – vor allem der Mangel an Marktbreite ist bemerkenswert –, zeigt ein Blick auf die Branchengruppen. Auf Drei-Monats-Sicht sind einzig die Energieaktien im Plus, während alle anderen Gruppen zum Teil deutlich verloren haben. Immobilienaktien führten das Rennen nach unten mit einem Minus von zuletzt rund -15% an.

Negativoptionen werden eingepreist

Was dem Markt derzeit fehlt, sind Argumente für eine dauerhafte Besserung der Situation. Kriegszeiten sind historisch durch hohe Inflation und steigende Rohstoffpreise gekennzeichnet. Eine graduelle Umstellung auf Kriegswirtschaft dürfte daher anhaltenden Aufwärtsdruck auf die Preise erzeugen. Auch Boykottmaßnahmen einzelner OPEC+-Staaten gegen den Westen sind für die nähere Zukunft eine nicht mehr auszuschließende Negativoption, die mutmaßlich bereits jetzt in der Branchendifferenzierung (s.o.) eingepreist wird. Insofern sollte man sich von der Fed-Sitzung am Donnerstag keine größeren Entlastungsimpulse erwarten. Ein weiterer Stolperstein für Anleger ist die hohe Volatilität. Immer wieder keimen Hoffnungen auf, der Krieg ließe sich eingrenzen – Hoffnungen, die sich dann kurze Zeit später wieder zerschlagen haben. Durch solche Wechselbäder kann es selbst bei den favorisierten Aktien des Energie- und Verteidigungsbereichs jederzeit zu kräftigen Rückschlägen kommen.

Gefragte vs. verordnete Energie

Der neue Nahost-Krieg ließ unmittelbar Erinnerungen an frühere Kriege in der Region und die großen Ölkrisen des vergangenen Jahrhunderts wach werden. Insbesondere Alternativen zu Rohöl sind gefragt. Das trieb zuletzt wieder die Uranpreise und auch Uranaktien wie unseren Musterdepotwert Cameco (WKN: 882017) kräftig nach oben. In Deutschland ist das Thema Uran nach dem politisch verordneten Ausstieg aus der Kernenergie erklärungsbedürftig, im Rest der Welt nicht. Dass auch der Weg der sogenannten Erneuerbaren Energien nicht ohne Risiken ist, zeigt sich einmal mehr am Beispiel von Siemens Energy (WKN: ENER6Y). Der Chart des einstigen grünen Vorzeigeunternehmens ist für Aktionäre ein Albtraum. Qualitätsprobleme der spanischen Tocher Gamesa sorgten bereits im Juni für einen heftigen Kurseinbruch. Nun kündigte Siemens (WKN: 723610), noch immer größter Aktionär bei Siemens Energy an, die ungeliebte Tochter nicht länger unterstützen zu wollen. Für die Windradbauer bedeutet dies den Gang nach Berlin. 16 Mrd. EUR an Staatsgarantien sollen es sein. Schließlich treibt das Unternehmen die heilige Mission der Energiewende voran und ohne Garantien wird es selbst für eine Branchengröße schwierig bis unmöglich, künftige Großaufträge an Land zu ziehen. Die Gamesa-Übernahme, vom damaligen Siemens-Chef „Joe“ Kaeser noch wegen ihrer „klaren und überzeugenden industriellen Logik“ gerühmt, erwies sich als existenzbedrohender Flop. Im Prinzip offenbart der Fall auch einiges von der Hybris, die in der grünen Energiebranche anzutreffen ist. Politischer Rückenwind hat nicht nur dort massenhaft künstliche „Erfolgsstorys“ geschaffen, die sich ohne den Staat als Antreiber wohl größtenteils in Luft auflösen würden. Das Hauen und Stechen um den Konzern geht jedenfalls weiter, Volatilität inklusive.

Letzter Ausschüttler?

Derzeit ebenfalls von hoher Volatilität gekennzeichnet, aber geradezu ein klassischer Krisenprofiteur ist Gold. Unmittelbar vor dem Hamas-Überfall litt das Fluchtmetall unter massiven Abgaben, die den Kurs bis auf rund 1.810 USD/Feinunze drückten. Nach dem verhängnisvollen Wochenende öffnete der Markt mit einem Aufwärts-Gap und marschierte praktisch ohne Unterbrechung bis auf über 2.000 USD durch – dies, obwohl das Argument hoher Zinsen nach wie vor auf dem Markt lastet. Das zeigt auch, dass Erklärungen gerne auf eine beobachtete Bewegung maßgeschneidert werden, nicht aber umgekehrt. Auf dem aktuellen Niveau hat der Goldpreis sicher eine Verschnaufpause verdient, zumal er sich in Rekordgeschwindigkeit dem Niveau der bisherigen Allzeithochs annäherte – ein Niveau, auf dem er schon dreimal gescheitert ist. Sollte der Durchbruch erfolgen, könnte es ein historischer sein.

Zu den Märkten

Weiter auf der schiefen Ebene zeigte sich der DAX. Nicht einmal die Untergrenze des in der Vorwoche beschriebenen Abwärts-Gaps konnte erreicht werden, dann sackte der Markt erneut ab. Fast schon selbstverständlich, dass auch der deutsche Leitindex unter seiner 200-Tage-Linie notiert. Einen kleinen Pluspunkt gibt es allerdings. Das bisherige Bewegungstief bei 14.630 Punkten wurde im Zuge der jüngsten Schwäche noch (?) nicht unterboten. Zuletzt ging es, wie an der Wallstreet, reaktiv nach oben. Dies dürfte sich allerdings lediglich als Zwischenspiel erweisen. Mit dem Abwärts-Gap und der fallenden roten Trendlinie liegen in unmittelbarer Nähe des aktuellen Kurses zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe zwei bedeutsame Widerstände. Ohne eindeutig positive Nachrichten ist nicht erkennbar, wie diese Widerstände überwunden werden könnten. Alternativ wäre noch eine Short-Covering-Rally möglich, dafür aber sitzen die Bären im Moment noch zu fest im Sattel.



Club der klaren Worte

Schon diesen Samstag, den 4.11., findet in München der „Congress der klaren Worte 2023“ statt (vgl. Anzeige oben). Veranstalter Markus Langemann ist es gelungen, außergewöhnliche Redner zu drängenden Gesellschaftsfragen zu gewinnen. Zum Thema „Kränkelt Justitia?“ diskutieren beispielsweise Dr. Hans-Georg Maaßen, Dr. jur. habil. Ulrich Vosgerau und Prof. Dr. Michael Buback. Unter der Überschrift „Wo steht die 4. Gewalt – wenn man sie braucht?“ steigen Prof. Dr. Andreas Sönnichsen, Prof. Dr. Michael Meyen und einige Diskutanten mehr in den Ring. Weitere Panels beschäftigen sich mit „Werte, Normen, Gesellschaftsformen“ und der Frage „Sind wir Zeugen einer De-Demokratisierung?“. Klare Worte zu relevanten Themen der Zeit, das sollten Sie sich nicht entgehen lassen. Nähere Infos unter: https://congress.clubderklarenworte.de

Forum One – die neue Edelmetallmesse in München

Unter dem Motto „Wo Expertise auf Exklusivität trifft“ findet in München am 9. und 10.11. das Forum One für Edelmetalle, (Energie-)Rohstoffe & Sondersituationen statt. Forum One ist die Nachfolgeveranstaltung der Internationalen Edelmetall- & Rohstoffmesse, die von 2005 bis 2022 eine feste Institution für Edelmetallfreunde in München war. Das neue Format spricht vor allem Investoren an, die in stilvollem Ambiente den direkten Kontakt zu Ausstellern und Referenten suchen. Nutzen Sie die Gelegenheit sich inmitten spannender und turbulenter Zeiten von den führenden Rohstoff- und Edelmetallexperten auf den neuesten Stand bringen zu lassen. Mit dabei sind u.a. die Bestseller-Autoren Dr. Markus Krall und Dimitri Speck, MAM-Chef Egon von Greyerz, die Fondsmanager Martin Siegel, Dr. Uwe Bergold u.v.m. Nähere Informationen zu dieser exklusiven Veranstaltung finden Sie auf der Website von Forum One.

Musterdepots & wikifolio

In der Rubrik Musterdepots & wikifolio finden Sie heute ein Update zu unserem letzten Aktienkauf sowie einen Kurzbericht zum wikifolio „Smart Investor – Momentum“. Im Musterdepotbereich können Sie sich durch einfaches Blättern einen schnellen Überblick über die Transaktionen der letzten Wochen verschaffen. Um diesen Bereich lesen zu können, müssen Sie Abonnent des Smart Investor Magazins sein und sich auf der Smart-Investor-Website einloggen. Sollten Sie Ihr Passwort vergessen haben, fordern Sie bitte ein neues bei abo@smartinvestor.de an.

Fazit

Erneut stehen wir kurz vor einer wichtigen Notenbanksitzung. Erneut ist die Welt kriegerischer und unsicherer geworden. Vorsicht scheint aktuell der bessere Teil des Mutes zu sein.

Ralf Flierl, Ralph Malisch

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Die Charts wurden erstellt mit stock3 und Tai-Pan von Lenz+Partner. Diese Rubrik erscheint jeden Mittwochnachmittag.

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