08/2023 – Gute Nacht, Deutschland!

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Ralf Flierl,
Chefredakteur

Vor etwa drei Monaten wurden die letzten deutschen Atomkraftwerke abgeschaltet. Damit erfüllten sich die Grünen einen lang gehegten Traum. Seit Deutschland AKW-frei ist, hat sich der Transfer innerhalb des europäischen Stromverbunds drastisch verändert. War Deutschland bis April noch regelmäßiger Exporteur, so sind wir seitdem Importeur von Strom im großen Maße – im Mai und Juni wurde so viel aus dem Ausland zugekauft wie noch nie (!) in den letzten acht Jahren. Man muss keine Raketenwissenschaften studiert haben, um zu erkennen, woran das liegt: Mit den hierzulande stark forcierten regenerativen Energien können die Spitzenlasten nicht abgedeckt werden, weshalb wir uns bei unseren Nachbarn bedienen müssen, insbesondere bei Frankreich. Dort liegt der Atomstromanteil am Energiemix bei nahezu 70%. Alles klar?! Die Klimaneurotiker in Deutschland stricken sich so eine saubere Weste, zulasten des Auslands. Kein Wunder, dass die französische Energieministerin, Agnès Pannier-Runacher, das nicht witzig findet und heftig protestiert.

Solange alles in geordneten Bahnen läuft, kann man über solche politischen Scharmützel natürlich hinwegsehen. Was aber, wenn es zum Engpass kommt? Zu einem EU-weiten Blackout z.B., an dem wir schon zwei, drei Male knapp vorbeigeschrammt sind. Um die Netze dann wieder hochzufahren, bedarf es grundlastfähiger Energie. Das bedeutet, dass Deutschland dann auf die Hilfe des Auslands angewiesen ist. Und erst wenn dort wieder alles läuft, bekommen wir etwas ab – was viele Stunden, womöglich auch Tage dauern kann. Was das für ein Hochindustrieland bedeutet, muss ich ja wohl nicht erklären. Übrigens: Der nächste Winter kommt bestimmt, und meist ist es da dunkler und manchmal herrscht auch Flaute; sogar eine Dunkelflaute ist nicht ausgeschlossen. Na dann: gute Nacht, Deutschland!

Natürlich ist Energie nur ein Themenkomplex von vielen, mit dem die Deutschen zu kämpfen haben. Auch der Arbeitsmarkt zeigt massive Unwuchten – Personal fehlt allerorten. Jahrelange Fehlanreize scheinen nun ihre Wirkung zu entfalten. Im Beitrag ab S. 22 wird die Lage analysiert. Auch im Verhältnis zum Ausland scheint einiges nicht zu stimmen. Abgesehen davon, dass man in einigen Ländern unsere Außenministerin, Annalena Baerbock, gar nicht mehr richtig ernst nimmt – fast schon entwürdigende „Empfänge“ wie in Indien oder Brasilien legen das nahe –, dürften auch die scharfen Sanktionen gegenüber Russland eher ein Schuss ins eigene Knie als eine wirkliche Schädigung des Gegners bedeuten. Wann Sanktionen wirken und wann nicht, darüber klärt das Buch „The Economic Weapon“ von Nicholas Mulder auf, welches wir auf S. 20 besprechen.

Der unaufhaltsame Aufstieg der BRICS-Staaten lässt diese immer selbstbewusster gegenüber dem Westen werden. In wenigen Wochen, am 22.8., kommen die Mitglieder dieser Gruppe zusammen und beraten konsequenterweise über eine gemeinsame Handelswährung, welche womöglich auch noch mit Gold unterlegt sein könnte. Der Dollar als Weltleitwährung steht zur Disposition! In unserer Titelgeschichte, welche sich diesmal über das Heft verteilt (S. 26, 42 und 48), finden Sie interessante Hintergrundinformationen dazu. Es freut mich zudem, dass wir Dr. Markus Krall für einen Gastbeitrag zum Thema Fiatgeld und Golddeckung gewinnen konnten (S. 28).

Schließlich möchte ich noch auf unsere vielen Beiträge zum Thema Value Investing (S. 6 bis 19) hinweisen.

Eine spannende Lektüre wünscht Ihnen

Ralf Flierl

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