Kolumne
Gastbeitrag von Thomas Hellener, SOLIT Fonds GmbH
Das von der Europäischen Zentralbank (EZB) ausgerufene Ziel für die Geldentwertung liegt bei 2% p.a. Die deutschen Verbraucherpreise sind im September gegenüber dem Vorjahresmonat um 10,0% gestiegen. Das ist die höchste Teuerungsrate in Deutschland seit 1951. Eine bessere Schulnote als „Ungenügend“ kann die EZB für ihre Leistung nicht erhalten, wenn sich die Menschen das tägliche Leben nicht mehr leisten können und der finanzielle Spielraum schrumpft.
Preisschock für die Eurozone
Wie problematisch die Gemengelage vor allem für die EZB ist, zeigen neueste Daten zur Entwicklung der Erzeugerpreise, die mit einem Anstieg auf Jahresbasis von 45,8% im September 2022 einen neuen Rekordanstieg auswiesen. Der ehemalige Präsident des Münchner ifo Instituts für Wirtschaftsforschung Prof. Dr. Hans-Werner Sinn wies kürzlich darauf hin, dass ca. ein Drittel der Erzeugerpreisanstiege nach etwa drei Monaten auf die Endverbraucherpreise durchschlägt. Dies würde bedeuten, dass die Inflationsrate im Euroraum zum Jahresultimo von aktuell 10,0% auf 14,4% ansteigen würde.
Schrumpfende Geldmenge
Man kann mit der Geldmenge einige Probleme temporär lösen, solange die Inflation niedrig ist. Die globale Geldmenge erreichte ihr Hoch im Frühjahr 2022, in den letzten sechs Monaten reduzierte sie sich in atemberaubendem Tempo um 6,5 Bio. USD (Stand: 30.9.2022). Da die meisten Notenbanken in naher Zukunft die Geldpolitik weiter straffen werden, dürfte die Geldmenge weiter schrumpfen. Das wird Aktienkurse weiterhin belasten.
Eurokrise 2.0 ante portas
Die einst bei der Einführung des Euro vereinbarten Stabilitätskriterien haben nur noch Museumscharakter. Die angekündigte Zinswende der EZB ließ die Rendite italienischer Staatsanleihen in die Höhe schießen. Das zeigt, dass die Strukturprobleme des Euro trotz aller Rettungspakete weiter bestehen. Dass Italien und andere Länder jetzt wieder deutlich höhere Zinsen zahlen müssen als Deutschland, ist in der Sprache der EZB eine „Fragmentierung“ der Anleihemärkte. Die Sorge der EZB ist, dass ihre geldpolitischen Impulse nicht in gleichem Maße in allen Teilnehmerländern ankommen. Letztlich ist aber wohl die unausgesprochene Sorge, dass bei einem zu starken Zinsanstieg Länder wie Italien eines Tages die steigende Zinslast auf ihre horrenden Staatsschulden nicht mehr tragen können.
Gold als beeindruckender Wertspeicher
Gold ist im Jahresverlauf in Euro gemessen um etwa 5,3% gestiegen, trotz wachsender Anleiherenditen und obwohl der US-Dollar im Vergleich zu anderen wichtigen Währungen auf dem höchsten Niveau aller Zeiten steht. Für unsere Ausrichtung bedeutet der aktuelle Bärenmarkt an den Aktienmärkten, fallende Kurse abzuwarten und antizyklische Kaufchancen zu nutzen. Bei der Aktienquote haben wir speziell unseren Anteil an deutschen Unternehmen aufgrund der oben genannten Probleme deutlich reduziert. Physisches Gold, Silber und die Minenaktien bleiben weiterhin wichtige Kernbausteine. Die Zinserhöhungen werden unseres Erachtens 2023 ein jähes Ende finden und die Notenbanken werden bald wieder mit neuen Quantitative-Easing-Programmen und frischem Geld die Wirtschaft stützen müssen.
Thomas Hellener ist seit 2016 Geschäftsführer der unabhängigen Investmentboutique SOLIT Fonds GmbH. Der SOLIT Wertefonds (WKN: A2AQ95) wird von externen Fondsmanagern geführt, die über eine langjährige Expertise in ihren jeweiligen Schwerpunktbereichen verfügen, wie z.B. Thomas Käsdorf und Andreas Othmer von der Plutos Vermögensverwaltung AG. Hellener ist Ansprechpartner für Vermögensverwalter und Vertriebsorganisationen.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.solit-fonds.de