Interview
Smart Investor Gespräch mit Johannes Maier, BANTLEON Invest GmbH, über Aktieninvestments in wichtige Zukunftsthemen und Anleihen auf dem Weg zurück in die Normalität
Smart Investor: Herr Maier, der Fondsname „Bantleon Changing World“ enthält den Begriff einer Welt im Wandel – was bedeutet das konkret?
Maier: Die Zeit, in der einfache Investitionen in den Gesamtmarkt eine auskömmliche Rendite oberhalb der Teuerungsrate ermöglichten, ist vorbei. Die mit Wucht zurückgekehrte Inflation wird wegen mächtiger Auftriebskräfte länger bleiben, als viele Kapitalmarktexperten meinen. Der jüngste Anleihentsunami zeigt deutlich, dass Anleger aus der Komfortzone kommen müssen. Mit nachhaltig fallenden Zinsen ist nicht zu rechnen, weshalb eine aktive Durationssteuerung elementar sein wird. Zudem dürften die breiten Aktienmärkte deutlich tiefere Erträge liefern als in den vergangenen Dekaden.
Smart Investor: Umreißen Sie doch bitte knapp den Investmentansatz des Bantleon Changing World.
Maier: Bei dem nachhaltigen Multi-Asset-Fonds setzen wir auf eine aktive Bewirtschaftung der entscheidenden Zukunftsthemen. Die Basis für überproportionales Wachstum sind langfristige und stabile strukturelle Wachstumstreiber. Mit dem Fokus auf besonders attraktive Segmente des Aktienmarkts wollen wir die Chance erhöhen, Gewinner von morgen zu identifizieren. Zudem nutzen wir Anleihen, Gold und CO2-Zertifikate, um das Portfolio zu stabilisieren. Auf der Anleihenseite investieren wir möglichst in Green Bonds und steuern die Duration sehr aktiv. Die Gewichtung der Anlagethemen und -segmente wird flexibel an die Prognosen unserer mehrfach ausgezeichneten Konjunkturanalysten angepasst. Das aktuelle Kapitalmarktumfeld verdeutlicht, dass bei Themeninvestments das Zusammenspiel aus Bottom-up und Top-down entscheidend für den Anlageerfolg ist. In Erwartung steigender Zinsen hatten wir bereits Mitte 2021 die Zinssensitivität bei Aktien reduziert. Der jüngste Zinsanstieg hat einiges an Bewertungsfantasie aus den Aktienkursen verpuffen lassen, uns aber nicht so hart getroffen.
Smart Investor: Der Fonds investiert auf der Aktienseite in wichtige Zukunftsthemen. Inwieweit verleihen aktuelle Entwicklungen Rückenwind?
Maier: Der Ukrainekrieg erweist sich als Game Changer für die Energiewende. Das Ziel der Energieunabhängigkeit hat sich zur neuen Triebkraft entwickelt. Profiteure finden sich im Bereich der erneuerbaren Energien sowie unter Herstellern von Wärmepumpen, Gebäudeisolation und Batterien. Zudem werden sich nach der durch Corona bedingten Digitalisierungswelle neue Disruptoren herauskristallisieren. Diese Unternehmen sollten sich in den nächsten Jahren vom breiten Aktienmarkt absetzen können und die Wachstumstreiber dürften selbst in einer längeren Phase konjunkturellen Abschwungs intakt bleiben.
Smart Investor: Nachhaltigkeitskriterien spielen im Fonds eine wesentliche Rolle. Wie werden ESG-Aspekte konkret berücksichtigt?
Maier: Wir verfolgen für jede Assetklasse einen eigenen Nachhaltigkeitsansatz. Um für Bantleon Changing World investierbar zu sein, sollte ein Unternehmen einen wesentlichen Beitrag zum Erreichen der Nachhaltigkeitsziele der UN liefern. Da der Energiesektor mehr als 70% der globalen CO2-Emissionen verursacht, ist dieser Bereich für eine nachhaltige Bewirtschaftung prädestiniert. Wir integrieren nicht-finanzielle Kennzahlen in den Anlageprozess, was zu konsequenten Ausschlüssen führt. Bei Anleihen öffnen wir die Tür zum Impact Investing und setzen vorwiegend auf Green Bonds. Abgerundet wird das Nachhaltigkeitsprofil mit Gold, das auf Basis der Responsible Gold Mining Principles produziert wurde, und CO2-Zertifikaten.
Smart Investor: Welchen Beitrag können Anleihen in Bezug auf Performance und Risikomanagement für das Fondskonzept aktuell noch leisten?
Maier: Nachdem die Zinsen so stark in die Höhe geschossen sind wie seit über 20 Jahren nicht mehr, sollten Anleger nicht den Schluss ziehen, dass Anleihen dauerhaft eine toxische Assetklasse sind – auf ihrem beschwerlichen Weg zurück zur Normalität haben sie den härtesten Teil der Strecke nämlich bereits hinter sich gebracht. Dank der gestiegenen Coupons bieten selbst risikofreie deutsche Bundesanleihen wieder eine positive Rendite, was sie als Cashersatz und Qualitätsasset interessant macht. Zudem finden wir Corporate Hybrids spannend. Diese nachrangigen Unternehmensanleihen von Industrieunternehmen boten Ende August mit mehr als 5% Rendite High-Yield-ähnliche Erträge, obwohl sie von Investment-Grade-Schuldnern begeben werden. Spätestens wenn sich die Konjunktur nachhaltig abschwächt, werden Top-Staatsanleihen wieder ihren Safe-Haven-Charakter bekommen.
Smart Investor: Wie schätzt Bantleon das konjunkturelle Umfeld ein und wie ist der Fonds aktuell positioniert?
Maier: Unsere Volkswirte prognostizieren für die Eurozone und die USA einen längeren konjunkturellen Abschwung, der mindestens bis Mitte 2023 anhalten wird. Wir haben an mehreren Schrauben im Fonds gedreht, um uns stärker auf die Inflations- und Konjunkturrisiken einzustellen. So sehen wir Potenzial bei Unternehmen mit stabilen Margen und hoher Preissetzungsmacht. Fündig werden wir hier vor allem im Zukunftsbereich Infrastruktur, weil diese Unternehmen von hoher Inflation sogar profitieren und zudem krisenresistent sind. Wegen des stabilisierenden Effekts haben wir zudem jüngst den Anleihenanteil erhöht.
Smart Investor: Herr Maier, vielen Dank für die interessanten Ausführungen.
Johannes Maier ist Portfoliomanager für Infrastrukturaktien beim Assetmanager BANTLEON in München. Nach einem BWL-Bachelorstudium mit Schwerpunkt Finance & Energy erwarb er einen Executive MBA mit Schwerpunkt Value Investing. 2011 begann Maier beim Datendienstleister Bloomberg, 2019 wechselte er zu Bantleon und war dort zunächst verantwortlich für die Analyse von Infrastrukturunternehmen; seit Januar 2021 ist Maier Co-Portfoliomanager und Mitglied im Anlageausschuss der Publikumsfonds Bantleon Select Infrastructure (WKN: A2PH94) und Bantleon Changing World (WKN: A2JKZA).
