Kolumne I
Gastbeitrag von Sabine Knee, Heemann Vermögensverwaltung AG
Nachhaltige Geldanlagen erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Das zeigt auch der „Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen 2022“ des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG), der im Juni 2022 veröffentlicht wurde. Laut FNG erreichte die Gesamtsumme verantwortlicher Investments 2021 in Deutschland mit 2,2 Bio. EUR einen neuen Rekord. Vor allem die Nachfrage privater Anleger habe sich in diesem Bereich verdreifacht.
Was ist eigentlich „nachhaltig“?
Geld anlegen, eine attraktive Rendite erzielen und dabei auch noch Gutes tun – dieser Wunsch findet immer mehr Verbreitung in Deutschland. Dabei ist der Begriff „Nachhaltigkeit“ nicht klar definiert und bedeutet für jeden Menschen etwas anderes. Selbst die Politik in Europa ist sich uneins, welche Wirtschaftstätigkeiten als nachhaltig einzustufen sind. Bestes Beispiel dafür ist die Diskussion um Atomenergie, die in Deutschland verpönt ist und in Frankreich als selbstverständlich angesehen wird.
Der moralische Kompass
Ein gutes Instrument, um seine Geldanlagen nach dem eigenen moralischen Kompass zu messen, sind die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, die Sustainable Development Goals (SDGs). Diese reichen von „keine Armut“ bis zu „Partnerschaften zur Erreichung der Ziele“. Nachhaltigkeitsratingagenturen bieten Fondsmanagern Daten, wie einzelne Unternehmen auf die jeweiligen SDGs wirken. So können diese bei der Portfoliozusammenstellung darauf achten, dass sich die Investments positiv und vor allem in keinem Fall negativ auf die Nachhaltigkeitsziele auswirken – und damit ihre Investmentanalysen um einen wichtigen Baustein ergänzen.
Aus der Nische zum Mainstream
Dass Assetmanager immer mehr auf Nachhaltigkeit achten, ist inzwischen nicht mehr nur etwas für Enthusiasten, sondern Notwendigkeit. Befassen sich Unternehmen nicht mit einer ESG-Strategie, setzen sie sich verstärkten Risiken aus und werden deshalb gemieden. Fondsmanager, die bei der Auswahl ihrer Investments neben der klassischen Fundamentalanalyse auch Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigen, werden mittel- bis langfristig erfolgreicher agieren. Die Faktoren Umwelt, Soziales und Unternehmensführung spielen im Angesicht von Klimawandel, Hungersnöten, Diskussionen um Arbeitsbedingungen oder Kriegen eine immer wichtigere Rolle bei einer erfolgreichen Investmentauswahl.
Sabine Knee ist gelernte Bankkauffrau, zertifizierte Wertpapieranalystin und Certified Expert in Sustainable Finance (Frankfurt School of Finance & Management). Sie ist Fondsmanagerin bei der Heemann Vermögensverwaltung AG aus dem westfälischen Gronau, einer seit über 25 Jahren unabhängigen und inhabergeführten Vermögensverwaltung mit vier hauseigenen Fonds. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Gerhard Mayer managt sie den Green Vision Fund (WKN: A3DC89), der sich auf die UN-SDGs fokussiert, und verantwortet bei Heemann das Thema ESG.