The first cut is the cheapest

Roman Kurevic

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Kolumne

Gastbeitrag von Roman Kurevic, TORENDO Capital Solutions GmbH

Sie waren die neuen Börsenstars: die ­jungen Wilden aus der Start-up-Szene. Beflügelt von ihren überaus erfolgreichen Investments in Start-ups machte sich der eine oder andere in den Medien prä­sente Seriengründer selbstbewusst auf, seinen eigenen Aktienfonds zu starten. Für die jungen Wilden war klar: Wenn einer weiß, welches Unternehmen die innovativs­ten und disruptivsten Technologien der Zukunft entwickelt und wer die kommenden Hot Shots sind, dann wir. Die Stimmung war euphorisch. Die Kurse konnten nur steigen.

Auf Gier folgt Angst
Können hat mit tun am Ende allerdings nicht viel zu tun. Die Börsen können zwar viel, tun dann aber häufig etwas an­deres. Zumeist sogar aus gutem Grund: Denn auf Euphorie folgt Hysterie, auf Gier folgt Angst. Und so verloren die Fonds unserer Start-up-Heroen in der Spitze jüngst bis zu 60%. Für alte Börsenhasen klang die Geschichte ohnehin von Anfang an verdächtig nach „Nachtigall, ick hör dir trapsen.“ Oder: Die Jahrtausendwende lässt grüßen. Internet und Telekommunikation waren seinerzeit der Disruption letzter Schrei. Die Kurse konnten doch nur steigen – taten sie aber nicht. Das ­Ergebnis: 90% Verlust im US-Tech­nologieindex NASDAQ und in den ­zuvor noch so beliebten Aktien und Technologiefonds.

Riesiger Spaßfaktor – solange der Traum trägt
Aktien können in der Tat höher steigen, als die mutigsten Anleger zu träumen wagen. Am Ende aber ist es, wie es immer ist: Die Börse kann sich nicht dauer­haft von den fundamentalen Daten abkop­peln. Irgendwann sind Aktien zu teuer und die Schwerkraft setzt wieder ein. Das Problem einer langen Hausse ist die schleichende Konditionierung der An­leger auf Ignoranz. Nachkaufen, Ver­billigen und Aussitzen dominieren die Empfehlungen, Blogs und Interviews. Es kann nicht mehr viel weiter fallen, heißt es. Doch, kann es: Nach 50% Verlust (von 100 auf 50) kann ein Markt erneut 50% fallen (er fällt von 50 auf 25), nur um gleich anschließend abermals 50% zu verlieren (er fällt von 25 auf 12,5) und sein Dasein schließlich nach weiteren 90% Verlust (er fällt von 12,5 auf 1,25) in entwaffnender Tristesse zu fristen. ­Jeder Nachkäufer, Verbilliger und Aussitzer erlebt hier sein ganz eigenes Börsendrama. Was in einer Hausse perfekt funktioniert, führt in einer Baisse zum finanziellen Kollaps. Ein Bärenmarkt verzeiht keine Fehler. Es reicht, wenn dieses Szenario ein einziges Mal in ­Ihrem Börsenleben auftritt. Wohl dem, dem es nicht im Abendrot seines Börsenlebens passiert. Es braucht viel Zeit und Geduld, um fehlendes Risikomanagement auszugleichen. Nicht umsonst lautet ­eine wichtige Börsenweisheit: „The first cut is the cheapest!“ Die ersten Verluste sind noch „billig“, jeder weitere Rückschlag wird teuer.

Fazit
Bei der Aktienanlage sollte Risikomanagement im Fokus stehen. Eine ge­sunde Streuung nach Ländern, Branchen und Unternehmensgrößen ist uner­lässlich. Mindestens ebenso wichtig ist allerdings eine disziplinierte Ausstiegsstrategie, um große Verluste zu vermeiden. Wer 50% verliert, muss 100% zulegen, um sein Kapital zurückzuer­halten. Bei 70% Verlust sind bereits 233% Kursanstieg erforderlich. Mathematik ist also kein Freund des Risikos. Ein gutes Anlagekonzept fängt daher beim Risikomanagement an.

Roman Kurevic ist Gründungsmitglied, Geschäftsführer und Systementwickler der TORENDO Capital Solutions GmbH. Den Kern bilden aktuell die Handels­modelle „MapTrend“ und „Confirmed ­HiLo“. Er absolvierte erfolgreich eine Aus­bil­dung als Aktien- und Derivatehändler. Danach durchlief er mehrere Stationen als Eigenhändler bei renommierten Finanzinstituten (u.a. Commerzbank und DZ BANK). Seit 2018 verantwortet er den rein regelbasierten Aktienfonds „Deutsche Aktien SYSTEM“, für den es drei Anteilsklassen gibt (WKN Retailtranche: A2DXXA; institutionelle Tranche: A2DXXB; Stiftungstranche mit quartalsweiser Ausschüttung: A2PW0F).

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